Die Marienkirche.
3. An der rechten Lisene des Siidportals:
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Zwei andere sind als eigentliche Baudaten bereits p. 32 und 38 aufgeführt.
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Sonnenuhren.
An dem südlichen Querschiü sind drei Sonnenuhren eingeritzt, von denen zwei aus Halbkreisen mit
sechs gleichen Theilen bestehend, lediglich dekorativ sein und höchstens die Mittagszeit angeben konnten. Eine
dritte an der linken Lisene des Südportals ist rationeller construirt, und hat eine eigenthiimliche Stunden-
bezeichnung durch Querstriche an den Radien derselben. Eine ähnliche vollkommenere wird in dem Abschnitt
"Peterskirche" beschrieben. i i i J l
(10) (11) (13) (1) (2)
Normalmass.
An der Westseite dicht an der Südkante ist in Handhöhe ein Eisenstab horizontal befestigt, dessen
Enden aufgekröpft sind, wie Fig." 12 Tab. 96 zeigt. Die Länge zwischen den vorspringenden Innenkanten be-
trägt genau 0,551 m, annähernd also wohl eine Brabanter Elle von 0,57 m. Verträge, Känfe etc. wurden bis
zum späten Mittelalter auf dem Kirchhof abgeschlossen. Das Normalmass war also hier an seinem Platz, da-
gegen findet sich kein sol-ches an dem späteren Rathhaus. Es wäre denkbar, dass dasselbe bereits an der
entsprechenden Stelle der alten Dorfkirche nach Uebertragurlg des Marktes von Marköbel angebracht war.
und beim Anbau der Dreifaltigkeitscapelle an die jetzige übertragen wurde.
Mobile Ausstattungsstücke.
Von dem mittelalterlichen Sacristeimobiliar, von (leräthen und Paramenten hat nur verschwindend
wenig die schweren Zeiten des 3Ojährigen und späterer Kriege überdauert. Das wichtigste davon sind die
zwei Teppiche,
welche jetzt in Rahmen unter schützenden Vorhängen in der zu einer Taufcapelle hergerichteten Verlängerung
des südlichen Seitenschiües aufgehängt sind und durch die Tab. 92 und 93 wohl hinlänglich erläutert werden.
Es sind Gobelins von sorgfältiger Ausführung, von denen der ältere (Tab. 92) sich durch kräftige, tiefe, wohl-
erhaltene Farben auszeichnet, in der Composition, den Körperformen und (iesichtszügen aber weit hinter dein
jüngeren zurücksteht, dessen liehtere, harmonisch abgestimmte Farben jedoch erheblich gelitten haben.
Diese Gobelins können nicht als Rücklaken gedient haben, da in dein Chor. für welchen sie doch
wohl bestimmt gewesen sind, keine Wandiiäche von entsprechender rlusdehnung sich findet. Sie dürften aleshalb
wohl als Antependien für den Hoch- und Kreuzaltar auszusprechen sein. Dem Styl nach wäre der ältere in den
Ausgang des 14. oder Anfang des 15., der jüngere in die zweite Hälfte des 15. Jahrhunderts zu setzen. Beide
gehören zu den besseren unter den erhaltenen ähnlichen Werken, und dürfte der jüngere einer niederländischen.
der ältere einer einheimischen, rheinischen Werkstatt (Köln?) entstammen.
Die Altarleuchter.
Zu beiden Seiten des Hochaltzires stehen Eihnlich wie in St. Elisabeth zu lllarburg, grosse zinnerne Stand-
leuchter von etwa 2 m Höhe. Ihre Form, welche aus Tab. 76, 82 und 83 hinlänglich ersichtlich ist, beweist.
dass sie nicht älter als Mitte des 15. Jahrhunderts sind. und bei nähererBetrachtung iindet sich, dass dieselben
aus lauter kurzen, von dem höchsten Punkt eines Knaufes bis zu der dünnsten Stelle des Srehaftes dazwischen
reichenden Stücken zusannnengelöthet sind. Der Zinngiesser. hat offenbar für eine so selten vorkomineiitle
Arbeit vorhandene, zum Guss von Weinkannen dienende Formen benutzt, und die ohne Boden und Ausguss
gelassenen Stücke einfach zusammengelöthet, bis die erforderliche Höhe erreicht war. Zu Sockel und 'l'ropf-
schaale brauchte nur ein starker Ring angelöthet zu werden. Die Basis besteht aus schwarzem hlarmor.
Abendmahlskelcln und Cruciiix.
Nur ein eintheher silberner, vergoldeter, dem zu AJtenhasslau 184) ähnlicher Kelch ist alt.
grosses Inölzemes (lrnciüx des 16. Jahrhunderts ohne Interesse hängt jetzt im nördlivlnerr Quersehitf.
Ein