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Niederense gestiftet. 1421 wird die Stiftung erneuert und ihre Statuten durch den General,
vikar der Diözese Paderborn bestätigt. 1510 Verlegung nach Korbach, welche im gleichen
Jahr von Paderborn, 1516 durch Graf Philipp II. genehmigt wird. 1528 besaßen die Kalands
in der Neustadt ein Haus. Die Tlendsbrüderschaft wurde 1443 gegründet, 1543 aufgelöst. Die
IaKobsbrüderschaft wird 1504 bis 1575 und die Iostbrüderschaft 1543 bis 1629 genannt.—
Korbach besaß zwei Freigerichte, die seit 1370 den Waldecker Grafen als kaiserliches Lehen
zustanden. Der eine Freistuhl befand sich „auf der Windmühle" (1598 durch einen Sturm ein
gestürzt) vor dem Lengefelder Tor, der andere auf dem Altstädter Markt vor dem alten Nat
hans. Das Letztere wurde zeitweilig auch „unter der Linden" vor dem Tnser Tore abgehalten.
Daneben gab es noch ein Stadtgericht für die niedere Gerichtsbarkeit, das vor dem Tränke
tor tagte. Ts wurde nach der Städtevereinigung von 1377 unten im neuen Nathans abgehalten.
Als Zeichen eigener Gerichtshoheit besaß die Stadt seit etwa 1460/70 einen Noland. 1480
wird der Stadt das Privileg eigener Gerichtsbarkeit durch die Grafen bestätigt. 1555 wurde
der Stadt von den Grafen Philipp IV. und Wolrad II. eine Gerichtsordnung gegeben. 1589 wer
den die Grenzen der Gerichtshoheit zwischen den Grafen und der Stadt durch Wappensteine fest
gelegt. Im gleichen Jahr wird die Stadtverfassung durch die Bürgermeister Dietmar Münch
und Tielemann Leußmann erneuert. —
1616 bis 1624 kommt es zu ernsten Konflikten zwischen der Stadt und den Grafen Thristian
und Wolrad IV., die zu offenem Aufruhr, Widersetzlichkeiten, gegenseitigen Nepressalien und
einer Neihe von Prozessen vor dem Reichskammergericht führten. 1624 mußte die Stadt
in einem vertrag mit den Grafen auf eine Neihe alter Vorrechte und Privilegien verzichten
und einen gräflichen Kommissar als höchsten Beamten in ihren Nat aufnehmen. Im dreißig
jährigen Kriege hatte die Stadt schwer zu leiden. Zahlreiche Bauten und Däuser wurden zer
stört. vor dem Kriege zählte die Stadt 547 Wohnhäuser, nach dem Kriege nur noch 312.
Statt der 660 Familien wohnten nach dem Kriege in K. nur noch 198 Bürgerfamilien, 57 Vit-
wen und 112 Waisen. Auch im siebenjährigen Kriege waren die Leiden der Stadt außer
ordentlich groß. Seit Mai 1757 war die Stadt von den Franzosen besetzt. 1759 hatte der fran
zösische Marschall de Tontade sein Hauptquartier in K. Die östliche Ringmauer der Stadt vom
Tränketor bis zum valwigker Tor einschließlich des sogenannten Butterturmes wurde von den
Truppen abgebrochen, um aus den Steinen Backöfen für Feldbäckereien herzustellen. Im
August 1759 wurde das Hauptquartier der Alliierten unter dem Herzog Ferdinand von Braun-
schweig nach K. verlegt. Am 10. Juli 1760 kam es zwischen den Alliierten unter Herzog
Ferdinand von Braunschweig und den Franzosen unter General Saint-Germain zu einem hef
tigen Gefecht bei K. — An der Pest starben in K. 1542 500, 1567 85, 1595 541, 1598 178,
1611 415, 1612 50, 1613 161 Personen. Durch Stadtbrände wurden vernichtet: 1536 40 Wohn
häuser an der nordwestlichen Stadtmauer, darunter auch das gräfliche Schloß auf dem oberen
Herrenhof. Die Gegend heißt seitdem „Ascher". Am 8. Mai 1664 274 Däuser und Scheunen,
hauptsächlich an der Stechbahn und an der Lengefelderstraße, darunter das städtische Hochzeits-
Haus, das Rathaus und das Lengefelder Tor. Am 30. Juli 1739 19 Häuser. Weitere Brände
waren am 3. und 20. März 1741. — Die Stadt K. zäblte an Wohnhäusern 1618 547, 1648 312,
1738 327, 1770 338, 1877 365, an Baushaltungen 1900 506, 1910 761, 1920 999, 1930 1503,
T. 1936 1991. — Stadtwappen: hl. Kilian über halbem Waldecker Stern.
5tadtanlage
Die Stadt liegt auf einer Hochfläche, die sich ostwärts am Fuße des Tisenberges entwickelt. Taf. 2b
Die Scheidung der alten Stadt in die Altstadt im Südosten und die sie weltlich und nördlich um
schließende Neustadt ist im heutigen Plan der Innenstadt noch klar erkennbar. In der Altstadt
ist die gekurvte Führung der Hauptstraßenzüge (valwiakerstraße und Stechbohu, Tränkestraße
und Tnserstraße), die sich am Marktplatz kreuzen, durch das Ansteigen des Geländes von Süd
ost nach Nordwest bedingt. Das Rückgrat der Neustadt bilden die die Stechbahn fortsetzende
Lenqefelderstraße einerseits und die Professor-Kümmelstraße (ehemalige „Landstraße") und die
Professor-Bierstraße (ehemalige Berndorfer Straße) andererseits.