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Drei Flugplätze bei Fritzlar
Neben dem Fliegerhorst im
Süden Fritzlars gab es auch
noch das bekannte Gras-
gelände „Fritzlar-Nord“ auf
dem Exerzierplatz an der
Kasseler Warte, das bis
Kriegsende vermutlich als
Hilfs- bzw. Scheinflugplatz
diente. Seit 1944 gab es
ostwärts davon eine Baustelle
für eine neue, betonierte
Start- und Landebahn, die in
amerikanischen Quellen
„Fritzlar-Nord-eins“ bezeich-
net wird. Diese Bahn mit
einem Rollweg nach Fritzlar-
Nord war vermutlich schon
für die Einführung des
Strahlflugzeugs Me 262 vorgesehen, das eine längere und vor allem betonierte Start-
und Landebahn benötigte. Zeitzeugenaussagen, Planungsgrundsätze für die Erweiterung
von Fliegerhorsten und amerikanische Untersuchungen belegen diese Vermutung. Offen
bleibt die Frage nach der Errichtung weiterer Bauwerke für den Betrieb eines Fritzlarer
„Nebenflugplatzes“. Einen entsprechenden Baustab soll es bereits 1939 gegeben haben.
Zu dieser Zeit wurden Piloten der ehemals in Fritzlar stationierten I./KG 54 auf dem
Flugplatz Giebelstadt südlich Würzburg auf das neue Wunderflugzeug umgeschult.
Luftschutzbunker nördlich der Eder
Für den Fliegerhorst gab es lange Zeit keinen besonderen Luftschutzbunker. Noch im
Mai 1943 begaben sich die Angehörigen der Junkerswerke nach dem Fliegeralarm im
Zusammenhang mit dem Angriff auf die Edertalsperre in die entsprechenden LS-Keller
ihrer Gebäude und nicht in einen gesonderten Bunker. Einen solchen hat es jedoch
später gegeben, denn im Oktober 1944 werden alle Soldaten und Zivilisten in einem
Kommandanturbefehl belehrt, „bei Fliegeralarm sofort den Horst zu verlassen und auf
dem überdachten Zugang den für das Militär vorgesehenen Stollen / LS-Bunker jenseits
der Eder aufzusuchen. Dieser befand sich also nördlich der Eder am heute stark
verbuschten Südhang des Roten Rains und war über eine Holzbrücke zu erreichen.
September 1944: III. Gruppe/Nachtjagdgeschwader 1 (NJG 1)
Die mit dem Ende der Produktion der Junkerswerke wieder verfügbaren Kapazitäten des
Flugplatzes wurden von September 1944 bis März 1945 durch die III. Gruppe NJG 1
genutzt. Die Gruppe kam vom Flugplatz Ailertchen im Westerwald und war in dieser
Zeit mit 35-40 Messerschmitt BF 110G und 5-8 Junkers Ju 88G ausgerüstet. Der seit
Mitte 1944 einsetzende Mangel an Flugbenzin führte Anfang 1945 neben anderen
Fliegerwaffenschulen auch an der Nachtjagdschule zur Einstellung der Ausbildung. Die
Staffeln der Schule wurden nach und nach in die Einsatzgeschwader eingegliedert. So
kommt die 6. (oder 9.) Staffel NJG 101 (Schule) noch im März 1945 nach Fritzlar.