Führungen angestrebt. Besonders das im Frühjahr
1922 eröffnete Volkshochschulferienheim in Gudens-
berg soll dem gegenseitigen Gedankenaustausch von
Angehörigen aller Richtungen und Berufe dienen. Es
werden in der Volkshochschule Fragen der Welt-
anschauung und Erziehung, der Wirtschaft und Ge-
sellschaft, der Naturkunde und der Kunst behandelt.
Außerdem finden Fachkurse zur technischen und kauf-
männischen Weiterbildung und Sprachkurse statt. Mit
der Volkshochschule verbunden sind Betriebsräteschul-
kurse, welche die durch das Betriebsrätegesetz ge-
schaffenen Betriebsräte befähigen sollen, ihren Auf-
gaben gerecht zu werden. Zeitweise finden auch be-
sondere Beamtenkurse statt. Im Sommer und Herbst
werden Ferienkurse im Volkshochschulheim „Weni-
genburg" in Gudensberg veranstaltet. Von Zeit zu
Zeit führen künstlerische Feiern die Hörer und
Freunde der Volkshochschule zusammen. Januar bis
April 1922 fanden Volkskunstabende unter Mitwirkung
erster Kräfte statt zur Einführung in deutsche Dich-
tung und Musik.
Wie die Volkshochschulen durch das lebendige
Wort, so wollen die Volksbüchereien durch
das Buch der Weiterbildung des Volkes dienen. Vier
Volksbüchereien bestehen in verschiedenen Stadt-
gegenden unter Mitwirkung von Lehrern.
Der Pflege besonderer Bildungsfragen sind außer
Volkshochschule und Volksbücherei noch eine ganze
Reihe einzelner Institute und Vereinigungen ge-
widmet. So ist die Landesabteilung Hessen-Nassau
der Reichszentrale für Heimatdienst be-
strebt, sachliche Aufklärung über außenpolitische,
wirtschaftliche, soziale und kulturelle Fragen, und
zwar nicht im Geiste einzelner Parteien, sondern vom
Standpunkt des Staatsganzen zu geben. Neben ihrer
literarischen Tätigkeit veranstaltet sie Vorträge und
Kurse in der Öffentlichkeit oder in den großen Organi-
sationen.
An besondere Kreise wendet sich das Staats-
bürgerliche Seminar des Bürgerbundes, welcher
die bürgerlichen Kreise sammeln will. Es wurden eine
große Reihe von Vorlesungen von 3 bis 5 Abenden
veranstaltet. Die Vorlesungen erstreckten sich neben
staatsbürgerlichen Fragen auf geschichtliche, pädago-
gische und allgemein kulturelle Fragen.
Wie der Bürgerbund für bürgerliche Kreise, so
veranstaltet der Allgemeine Deutsche G e w e r k -
ebenso die meisten anderen Arbeitnehmer-Organi-
sationen. Unter anderem sprachen bei den gewerk-
schaftlichen Bildungsabenden bekannte Männer des
öffentlichen Lebens, wie Sinzheimer (Frankfurt a. M.)
und Bernstein (Berlin). Auch. die S o z i a l d e m o -
k r a t i s c h e P a r t e i betreibt eine rege Bildungs-
arbeit in den einzelnen Bezirken. Es besteht dafür
ein besonderer Bildungsausschuß. -
Für Kaufleute bieten die Vorträge des k a u f -
männischen Vereins viel Anregung.
Auf dem Gebiete der Auslandskunde betätigt sich
die Ortsgruppe des Vereins für das Deutsch-
t u m i m A u s l a n d e durch Lehrgänge, Vorträge
und Heimatabende. Die Verbände der Grenzdeutschen
und verwandte Organisationen haben sich in Cassel zu
einer „deutschen Kulturgemeinschaft" zusammenge-
schlossen, welche die Pflege des Bewußtseins volklicher
Eigenart und Zusammengehörigkeit ebenfalls durch
öffentliche Vorträge zu fördern bestrebt sind.
Der Auseinandersetzung mit Weltanschauungs-
fragen, besonders religiöser Natur sind „W e l t a n -
schauungsvorträge" gewidmet, welche ein
Kreis unter Führung von Pfarrer Schafft von Zeit zu
Zeit veranstaltet. Ebenso betätigen sich Weltanschau-
ungsvereinigungen wie der Monistenbund, der Kepler-
bund, der Evangelische Bund und andere mehr auch
durch öffentliche Vorträge.
Der Pflege besonderer Wissens- und Lebens-
gebiete widmen sich auch wieder besondere Institute
und Vereine, von denen hier nur andeutungsweise
einige wenige angeführt werden können. Auf künst-
lerischem Gebiete sei an die Führungen erinnert,
welche durch die Gemäldegalerie, das
Landesmuseum und den Kunstverein für
besondere Verbände oder für die Volkshochschule
stattfinden. Das Landesmuseum veranstaltete auch
historische und kunstwissenschaftliche Vorträge für
eine geladene Hörerschaft. Ebenso sucht auch der
Verein für hessische Geschichte und
L a n d e s k u n d e , welcher seit 1834 besteht und
1800 Mitglieder zählt, davon in Cassel 550, seinem
Ziele durch Anregungen in Wort und Schrift, sowie
durch Ausflüge nach geschichtlich denkwürdigen
Orten zu dienen.
Auf dem Gebiete der Naturwissenschaft ist der
„Verein für Naturkunde" tätig. Auch tragen
die Wandervereinigungen auf ihre Art viel zur Kennt-
nis der heimischen Natur bei, so der H e s s i s c h e
G e b i r g s v e r e i n , welcher auch Lichbildervorträge
veranstaltet wie der Touristen-Verein „Die Natur-
freunde". Letzterer Verein hat hauptsächlich Arbeiter
zu seinen Mitgliedern und ist bestrebt, im Proletariat
die Liebe und das Verständnis der Natur zu wecken
und zu pflegen. - So regen sich im Volk selbt viele
gesunde und zukunftsfreudige Bildungskräfte, die alle
in ihrer Weise dazu beitragen werden, die Bildung des
Volkes zu fördern. Nicht von außen, nein, von innen
her kann unser Volk gesunden und sich erneuern zu
einer neuen Volkskultur.
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