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hervor. Daß es nicht mit dem großen niederdeutschen
„Glücksbezirk" zusammenhängt, mag daher kommen, daß
das katholische Westfalen (Paderborn) hier die Trennung
bewirkt. Denn der Tag der Liebesgöttin Frija, der wohl
ursprünglich ein heiliger Tag gewesen ist°), ist vom
Christentum, und besonders in katholischen Gegenden,
vielfach zum Unglückstag gestempelt worden, da der
Freitag der Todestag Christi ist 3 4 ). Durch den Einfluß der
katholischen Nachbarschaft mag der Freitag auch in der
Südhälste unseres Raumes Zum Unglückstag geworden
sein.
Sonntag weder als ausgesprochenen Glückstag noch als
Unglückstag anzugeben weiß.
Zusammenfassend kann man bis jetzt sagen: Die Vor
stellungen des Volkes über die Wochentage als Glücks
oder Unglückstage sind in Hessen bei manchen Tagen
schon stark verwischt. Darum sind die Angaben oft dünn
gesät. Vor allem Montag, Mittwoch, Sonnabend und
Sonntag gehören zu dieser Gruppe. Besonders bemer
kenswert erschien uns bei der Darstellung des Montags
das Hervortreten der Volkstumsgrenze zwischen Hessen
und Niedersachsen. Dienstag, Donnerstag und Freitag
Über den Sonnabend (Karte 6) ist wenig Zu sagen.
In Mitteldeutschland überwiegt der Glückstag. In
Nord- und Süddeutschland sind die Zeichen für den
Glückstag wie für den Unglückstag spärlich, und so auch
in unserem Gebiet. Wir werden diese Übereinstimmung
Hessens mit Nord- und Süddeutschland noch bei anderen
Karten antreffen. Einzelne Belege für den Glücks- wie
auch für den Unglückstag sind über unseren Bezirk zer
streut, eine landschaftliche Unterscheidung innerhalb des
selben ist nicht möglich.
Ein ganz ähnliches Bild bietet Karte 7, die den
Sonntag darstellt. Die Belege sind Ziemlich dünn.
Die Angaben für den Glückstag überwiegen. Zwischen
dem relativ dicht belegten Rheinland und Thüringen
kennzeichnet sich unser Raum als eine Landschaft, die den
3) Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens, Vd.III, 48.
4) ebenda, 52.
haben auch im Glauben der Hessen noch ihre Bedeutung.
Der Dienstag gilt allgemein als Glückstag, während
Donnerstag und Freitag in einzelnen Landschaften ver
schieden gewertet werden, und zwar so, daß die Gebiete
ungefähr abwechseln: Wo der eine Glückstag ist, ist der
andere Unglückstag. Hier spielt die Landesgrenze, die
auch in der Mundart eine Schranke darstellt, eine Nolle.
Karte 10 gibt das Verbreitungsgebiet der Kirmes
an. Es zeigt sich, daß dies Volksfest in ganz Mittel
und Süddeutschland zu Hause ist, in Norddeutschland
aber fehlt. Gleichzeitig ist diese Karte eine wort
geographische. Sie bringt die drei verschiede
nen Bezeichnungen für dieses Fest: Kirmes,
Kirchweih und Kirchtag, die in großen einheit
lichen Bezirken gelten. Die Grenzen sind natürlich nicht
so scharf, daß nicht die Bezeichnung des einen Gebietes
in das andere überginge, aber die Abgrenzung ist doch