Full text: Hessenland (49.1938)

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werden. Daneben wird einer der bekannten Ablaßbriefe 
Erzbischofs Albrechts von Mainz aus dem Jahre 1517 
gezeigt. Urkunden und Aufzeichnungen vom 12 . bis 15. 
Jahrhundert aus Fulda, Hersfeld, Fritzlar und Hasungen, 
von denen die Hersfelder Mönchsgelöbnisse besondere Be 
achtung verdienen, runden das Bild ab, das durch den älte 
sten im Bezirk des Staatsarchivs befindlichen Siegelstempel 
von etwa 1240 (Stift Fritzlar) ergänzt wird. Eine künst 
lerisch hervorragend ausgestattete Urkunde des Klosters 
Naumburg von 1514 und das Edikt Landgraf Philipps 
des Großmütigen über die Aufhebung der hessischen Klö 
ster von 1527 vollenden die Neihe. 
Die letzte Abteilung dieser zweiten Gruppe vereinigt 
Dokumente aus der Geistesgeschichte der hessischen Klö 
ster und zeigt berühmte Urkundenkopiare des Klosters 
Fulda, der Abtei Hersseld und des Deutschen Ordens in 
Marburg aus dem 9. bis 15. Jahrhundert. Der Codex 
Traclitionum des Klosters Fulda, der um 834 unter 
dem bekannten Abt Hrabanus Maurus geschrieben wurde, 
und der Liber de libertatibus des Klosters Hersseld 
sind Dokumente von hohem geschichtlichen Werte. Ein 
Hasunger Güterverzeichnis von etwa 1120, die etwas 
später abgefaßte Klosterchronik von Lippoldsberg an der 
Weser, ein Totenkalendarium des Fritzlarer Stiftes und 
ein besonders ansprechendes Werk, die Netzer Bibel, ein 
Wiegendruck aus dem 15. Jahrhundert mit handgemal 
ten Initialen und späteren chronikalischen Eintrügen, 
beschließen als Zeugnisse hoher klösterlicher Kultur diese 
Abteilung. 
Die vierte Gruppe enthält Urkunden und Akten zur 
hessischen Territorialgeschichte aus der Zeit von 1225 bis 
1866. Sie beginnen mit Urkunden über den Kreis der 
letzten Thüringer und der ersten hessischen Landgrafen in 
ihren Beziehungen Zum Deutschen Orden. Aus seinem 
Archiv stammen die Zeugnisse über das Leben der hei 
ligen Elisabeth und ihrer großen Tochter Sophie von 
Brabant, darunter die päpstliche Bulle über die Heilig 
sprechung Elisabeths und eine von ihrem Beichtvater, 
dem berüchtigten Ketzerrichter Konrad von Marburg, 
mitbesiegelte Urkunde. Wir folgen dem machtvollen Auf 
stieg Hessens im 13. und 14. Jahrhundert, der einen 
ersten Ausdruck in dem künstlerisch ausgezeichneten 
Schwertsiegel der hessischen Landfriedensrichter findet, 
über die Erhebung der Landgrafen in den Neichsfürsten- 
stand und begleiten sie durch die wechselreichen und schwe 
ren Kämpfe mit ihren gefährlichsten Gegnern, den Erz 
bischöfen von Mainz, zum ersten politischen Höhepunkt 
im 15. Jahrhundert unter Ludwig I. Seine Teilnahme 
an den Hussitenkriegen, das Niederringen von Mainz 
und seine großen territorialen Erwerbungen stellen wie 
die spätere führende Nolle der hessischen Fürsten im 
Neichskriege gegen Burgund Höhepunkte der Landes 
geschichte dar, die durch einzelne wichtige Stücke wieder 
in unser Blickfeld gerückt, aber durch die Leistungen Hes 
sens im 16. Jahrhundert schon überschattet werden. Die 
weltgeschichtliche Bedeutung, zu der unsere Heimat durch 
Landgraf Philipp den Großmütigen in der Reformation 
erhoben wurde, hat in einem politischen Archiv ihren 
Niederschlag gefunden, das als eines der wichtigsten Ne- 
sormationsarchive Schätze von hervorragender Bedeu 
tung birgt, deren Ausbreitung uns tief in jene große 
Zeit einführt. Wir sehen Akten des Bauernkrieges (da- 
runter einen Originaldruck der „zwölf Artikel" der Bau 
ern und einen eigenhändigen Brief Thomas Münzers), 
den eigenhändigen Denkzettel des 16jährigen Landgrafen 
von dem denkwürdigen Reichstage zu Worms, die eigen 
händige Aufzeichnung des jungen Fürsten über die Ein 
führung der Reformation in Oberhessen und die älteste 
Matrikel der Universität Marburg von 1527- es folgen 
die Protestation von Speyer, das Marburger Religions- 
gespräch mit den eigenhändigen Unterschriften der Re 
formatoren und Briefe der großen Männer jener Zeit: 
. Luther, Melanchthon, Zwingli u. a. Wir sehen Doku 
mente des Ringens Zwischen Kaiser Karl V. und Land 
graf Philipp (Aufhebung der Reichsacht über den Land 
grafen, Abdankung des Kaisers) und zuletzt das land 
gräfliche Testament von 1562, das dieser großen Zeit 
Hessens ein Ende setzte. Von hier aus wird die Ge 
schichte des Fürstentums an Hand wichtiger Stücke be 
sonders aus dem Dreißigjährigen Kriege und den Kämp 
fen gegen die französische Fremdherrschaft bis zur Ab 
dankung des letzten Kurfürsten weitergeführt. Neben den 
Dokumenten, die den glücklichen Abschluß der für Hessen 
besonders schweren Jahre des Dreißigjährigen Krieges 
anschaulich machen, erscheinen eigenhändig gezeichnete 
Schriftstücke der großen Heerführer dieser Zeit, so von 
Gustav Adolf, Wallenstein, Orenstierna, Tillh und Picco 
lomini- es folgen Zeugnisse anderer machtvoller Gestalten 
der deutschen Geschichte, die zu Hessen Beziehungen hat 
ten, darunter des großen Kurfürsten, des Prinzen Eugen, 
Friedrichs des Großen und Napoleons. Wir sehen das 
Tagebuch eines hessischen Grenadiers aus den amerika 
nischen Freiheitskriegen, den französischen Steckbrief auf 
Oberst von Dörnberg nach seinem mißglückten Ausstand 
gegen Jérome und beenden unseren Gang durch die hes- 
sche Geschichte bei der Proklamation Wilhelms I. über 
die Vereinigung Hessens mit Preußen vom 3. Oktober 
1866. 
Die vierte Gruppe vereinigt charakteristische Stücke zur 
Geschichte der bedeutenderen ehemals selbständigen Ge 
biete, welche die Landgrafschaft Hessen im Laufe der 
Jahrhunderte erworben hat. Diese sind: Katzenelnbogen, 
Ziegenhain und Hersfeld, Hanau, Fulda und Waldeck- 
hinzutreten eine kleinere Zahl hessischer Dynasten des 
13. Jahrhunderts. 
Bei Katzenelnbogen interessiert die Weite der Bezie 
hungen, die nach Luxemburg und Brabant hinübergreifen, 
und bei Ziegenhain und den Dynastenfamilien vor allem 
die in prachtvollen Siegeln geprägten hohen künstlerischen 
Leistungen echter mittelalterlicher Kleinkunst. Noch wert 
voller aber sind in dieser Hinsicht die anschließend aus 
gestellten Stücke von Hersfeld, denn sie zeigen das älteste 
deutsche Klostersiegel, das um 880 geschnitten wurde. 
Aus der hanauischen Geschichte werden die wichtigsten 
Ereignisse durch urkundliche Zeugnisse belegt. Die mün- 
zenbergische Erbschaft, der Gewinn von Teilen der Graf 
schaft Nieneck, die Erhebung der Adelheid von Hanau in 
den Stand der Freigeborenen und diejenige Philipps von 
Hanau in den Stand der Ncichsgrafen führen durch die 
mittelalterliche Geschichte Hanaus zu der neben Sophie 
von Brabant bedeutendsten hessischen Landgräfin, Amalia 
Elisabeth aus dem Hanauer Grafenhause. Ihr ist nicht 
nur die Rettung der Landgrafschast aus dem Zusammen 
bruch des Dreißigjährigen Krieges, sondern auch die
	        
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