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führt noch eine windungsreiche Straße zwischen Gott
hards und Ketten über die Höhen. Sie muß hier die gut
ausgebildete Wellenkalkstuse überwinden, denn nahe dem
Tale der Nüst ist der Rand der Hochfläche als typische
Schichtstufe entwickelt. Eine Eigenheit ist hier nur die
Menge der Phonolith- und Vasaltdurchbrüche, die über
all dank ihrer Härte kleine Küppchen und Buckel an den
Hängen bilden. Kleine Vorkommen vulkanischer Gesteine
werden auch ohne besonders auffällige Geländegestaltung
immer wieder bei Erdarbeiten angeschnitten, schöne Auf
schlüsse lieferte z. B. der Bau der Nüsttalstraße. Ein .
wenige Zentimeter mächtiger Vasaltgang ist im Nöt
zwischen Morles und Gotthards am Wegrand vorzüglich
zu verfolgen.
Die steilen Hänge des Wellenkalkes und Nöts, die dem
Lauf der Nüst gleichlaufen, bedeckt größtenteils Wald.
An der Grenze von Ton- und Kalkboden, also sowohl
von Nöt und Wellenkalk wie von Wellenkalk und Mitt
lerem Muschelkalk liegen die Siedlungen in dem Talzug,
der bei Hofaschenbach nach Norden zieht, 3 Ortschaften
liegen hier. In dichter Aufeinanderfolge liegen im Tal
der Nüst, das vor der Kalkstufe in den durch zwei Nöt-
mulden unterbrochenen Mittleren Buntsandstein einge
schnitten ist, alte Ortschaften. Silges, Rimmels, Morles,
Kermes und Gotthards haben alle gleiche Namensform,
eine Form, die in der Fuldaer Niederung auf ähnlichen
Bodenverhältnissen gleichfalls in geschlossenem Gebiet
auftritt. Sie liegen auf gutem Boden, Lehmflächen und
schwerer Nötboden sind vorhanden, daneben noch leich
tere Böden des Buntsandsteins. Bei Silges wurden
Gräber der Hallstadtzeit gefunden, die reichsten Funde
aus vorgeschichtlicher Zeit liegen jedoch ganz im Westen,
am Beginn der Hünfelder Niederung, der die Nüst ja
Zustrebt. Südlich vom schon früher genannten Molzbach
wurden Neste einer Latène-zeitlichen Herdstelle in Mak-
kenzell entdeckt. Dieses Dörflein hat aber noch eine ganz
andere Bedeutung. Hier kann ein vorbonifatianisches
Klösterchen vermutet werden, das ein Grundherr für seine
christlichen Gefolgsleute und Hörigen anlegte, ehe an die
Gründung des Klosters Fulda gedacht war. Wenn dieses
Dorf trotzdem erst im 12. Jahrhundert wieder in Kloster
urkunden genannt wird, so dürfte der Grund sein, daß
es dem Kloster erst spät gelang, hier zu Grundbesitz zu
gelangen, da die Eigentümer nicht gewillt waren, ihn
den Fuldaer Äbten abzutreten. Wohl erst dank der Über
lassung landesherrlicher Befugnisse an das Kloster durch
den König gelang es Fulda, eine Oberhoheit auch hier
durchzusetzen. Der freie, ansässige Adel mußte in das
Ministerialenverhältnis eintreten. Seit 1250 war das
Dorf befestigt und konnte so mit dem bei ihm errichteten
Schlößchen die Verbindung der Hünfelder Niederung mit
dem Nüsttal sperren.
Südlich des dicht besiedelten Nüsttales erstrecken sich
Sandsteinhöhen, die einer Aufsattelung angehören. Oie
Nüsse durchbricht den Höhenzug, keine Straße folgt aber
ihrem Tal, alle Wege gehen über die Höhen. Ein fast
durchgehend mehrere Kilometer breiter Waldgürtel er
streckt sich an der südlichen Kreisgrenze, die dem Höhen
rücken folgt, entlang. Nur im Osten, bei Schwarzbach,
dessen Gemarkung völlig im Buntsandsteingebiet liegt,
reicht er nicht bis an die Ackerfluren der Taldörfer an
der Nüst heran.
Schicht st ufenlandschaft im Nordosten:
Als letzte kleine landschaftiche Einheit ist schließlich noch
der Nordostzipfel des Kreises zu nennen, der landschaft
lich völlig mit den nördlich anschließenden Teilen des
Kreises Hersseld übereinstimmt. Östlich und nördlich
der 630 Meter hohen Basaltkuppe des Soisberges bildet
Wellenkalk und Bausandsteinzone je eine Stufe. Der
Kalkrand erhebt sich stark zerlappt bis 100 Meter über
die im Osten vorgelagerte Sandsteinfläche. Er trägt auf
der 477 Meter hohen Grasburg eie Ningwallanlage mit
eigenartigem, von den sonstigen vorgeschichtlichen Be
festigungen sehr abweichenden Inventar. Unter ihr liegt
im Nordosten Ober-Vreitzbach, im Südosten Mansbach.
Letztgenanntes Dorf lag neben einer Burg, aus dem
Herrensitze gingen später zwei Güter hervor. So gehört
Mansbach neben Wehrda, wo ebenfalls ein alter Her
rensitz war, zu den im Kreis Hünfeld sonst sehr seltenen
Dörfern, in denen landwirtschaftliche Großbetriebe sich
befinden, alleinliegende Güter sind ebenfalls sehr selten
(z. B. Mahlerts und Fürsteneck).
Die Feldfluren von Mansbach und Ober-Breitzbach
erstrecken sich über schwere Nötböden und leichten Sand
steinboden, die Dörfer liegen etwa an der Grenze der
beiden Gesteinsarten. Weiter ab von den Dörfern stellt
sich Wald auf den Vuntsandsteinflächen und Hängen ein,
in kleinem Tälchen liegt Glaam hier inmitten einer Rode-
insel. Am Kalkrand westlich der Dörfer liegen einzelne
vorgeschobene Höfe und Vorwerke.
Rückblick: Die Landschaften des Kreises Hünfeld
haben alle rein ländlichen Charakter. Die Ackerflächen
sind mit nur wenigen Ausnahmen Bauernland. Ver
dienstmöglichkeiten für auf Erwerbstätigkeit des Besitzers
angewiesene landwirtschaftliche Kleinbetriebe bieten die
Kaliindustrie im Nordosten gleich jenseits der Kreis
grenze und die Fabriken in Fulda und Hersfeld. Gerade
Fulda ist von besonderer Bedeutung, selbst ein eigent
lich doch sehr abgelegenes Dorf wie Schwarzbach im Ge
biet der oberen Nüst schickt Arbeiter nach Fulda, sie
fahren von Bieberstein 7 ). Steine und Erden werden kaum
noch abgebaut, die Basaltwerke bei Hünfeld und Eiter
feld liegen längst still, Sandstein wird nur von Nudolfs-
han noch nach außerhalb versandt, eine große Ziegelei
arbeitet noch bei Hünhan. Größere Sägewerke fehlen
und nur kleinere Betriebe bauen Kalk zum Brennen ab.
Die Kalischätze in der Tiefe werden ebensowenig wie die
Solquelle bei Rothenkirchen genutzt, das Vraunkohlen-
vorkommen bei Buchenau ist zu wenig ausgedehnt, um
Bedeutung zu erlangen. Die einzige auch im Landschafts
bild hervotretende Industrie ist die Flachsröste in Hün
feld.
Große Waldgebiete kennzeichnen die Sandsteinplatten
im Westen und die „gestuften Flächen" im Südosten,
Nordosten und Mitte. 160 Ouadratkilometer des 444
Quadratkilometer großen Kreises, also 36 nimmt der
Wald ein. 260 Quadratkilometer, darunter 1937 fast 71
Quadratkilometer Grünland, werden landwirtchaftlich
genutzt, diese Fläche umfaßt in erster Linie die Kalk
landschaften und die Hünfelder Niederung. Diese Ge-
7) 1938 wurde der Bau eines Haltepunktes bei Elters be
gonnen.