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Volkskunst im Museum der Universität zu Marburg
3. Teil des Berichtes über Neuerwerbungen
Von Albrecht Kippenberger
Weitere Stücke von dem „Meister der Schränke mit
Zinnreitern".
Erst jüngst für das Museum getätigte Neuerwerbun
gen geben Anlaß, auf den ersten Teil des Berichtes im
vorletzten Heft unserer Zeitschrift zurückzukommen und
dem Werke des „Schreiners der Schränke mit den Zinn
reitern", (so sei dieser im Folgenden der Einfachheit
halber genannt) (Abb. 11—22) Ergänzungen anzufügen.
Fehlens der Bemalung wegen kahler aussehend) und die
mit den Intarsien der Truhe (Abb. 34) vollig uberein-
stimmenden Einlegemuster deutlich machen. Die figur-
liche Malerei aus der Truhe (Abb. 36) hat durch die aus
Wunsch des neuen Besitzers vorgenommene (lbermalung
an Ursprunglichkeit gelitten — auch der Name ist ge-
andert, die Iahreszahl 1799 aber noch die alte. Die
Figuren- und Vogelornamente aus allen diesen Truhen
Abb. 34 Truhe. Museum der Universität
Es waren dem Meister dort (auf S. 65, links unten)
schon einige weitere Truhen kurz zugeschrieben worden.
Die reichste von diesen, alter Museumsbesitz (aus dem
Kunst- und Altertumsverein übernommen), bilden wir
nunmehr ab (Abb. 34), ebenso die schlichtere aus Treis
bach (erworben 1937, Abb. 37), dann ein soeben herein
geholtes Stück vom Hose Oetsch in Amönau (Abb. 35)
und eine in diesem Sommer aus Warzenbach in Privat
besitz nach Essen verkaufte Lade (Abb. 36).
Fast der erste Blick läßt die Zueinandergehörigkeit der
drei Truhen Abb. 34, 35 (mit Jahreszahl 1793 oder 95)
und 36 mit dem fast zu borkenartigem Ansehen
geschnitztem, graviertem und gepunztem Schmuckstrei-
sen gleich unter der Deckelplatte, mit dem von
ähnlichen Masken in der Mitte ausgehenden Wellen
ranken unten, mit den reich gekröpften Feldern und der
sehr verwandten Art der eingelegten Muster erkennen.
Aber auch die Lade aus Treisbach (Abb. 37) ist ein
Glied dieser Gruppe, wie die Maske unten (nur des
sind übrigens eingelegt und dann bemalt. Die Zuge
hörigkeit der einfacheren Truhe in der Gastwirtschaft
Lenz in Mornshausen zu unserer Gruppe hatten wir
früher schon erwähnt.
Das Mittelstück (Abb. 38) des Deckels der Lade Abb.
34 stellt nun schon eine erste Verbindung her zu den
früher genannten Arbeiten des „Schreiners der Schränke
mit den Zinnreitern". Die rokailleartige Verbrämung
des geschweiften Feldes ist zu vergleichen mit den Aus
gestaltungen der Flügel der Schränke Abb. 20 und 21.
Dort auch derselbe, die Spiegel umrahmende, durch eine
Rinne abgesetzte Rundstab — und die Spiegel auf dem
Oberteil der zur Treppe von 1818 aus Buchenau ge
hörenden Haustüre (Abb. 19) sind wiederum genau die
selben wie der auf dem Deckel unserer Truhe (Abb. 38).
Daß es sich aber nicht nur um eine allgemein geläufige
Schmuckform der Zeit handelt, sondern tatsächlich um die
Hand ein und desselben Tischlers, dafür sprechen die
kleinen Blättchen, die sich am Scheitel und an den En-