Full text: Hessenland (49.1938)

151 
Volkskunst im Museum der Universität zu Marburg 
3. Teil des Berichtes über Neuerwerbungen 
Von Albrecht Kippenberger 
Weitere Stücke von dem „Meister der Schränke mit 
Zinnreitern". 
Erst jüngst für das Museum getätigte Neuerwerbun 
gen geben Anlaß, auf den ersten Teil des Berichtes im 
vorletzten Heft unserer Zeitschrift zurückzukommen und 
dem Werke des „Schreiners der Schränke mit den Zinn 
reitern", (so sei dieser im Folgenden der Einfachheit 
halber genannt) (Abb. 11—22) Ergänzungen anzufügen. 
Fehlens der Bemalung wegen kahler aussehend) und die 
mit den Intarsien der Truhe (Abb. 34) vollig uberein- 
stimmenden Einlegemuster deutlich machen. Die figur- 
liche Malerei aus der Truhe (Abb. 36) hat durch die aus 
Wunsch des neuen Besitzers vorgenommene (lbermalung 
an Ursprunglichkeit gelitten — auch der Name ist ge- 
andert, die Iahreszahl 1799 aber noch die alte. Die 
Figuren- und Vogelornamente aus allen diesen Truhen 
Abb. 34 Truhe. Museum der Universität 
Es waren dem Meister dort (auf S. 65, links unten) 
schon einige weitere Truhen kurz zugeschrieben worden. 
Die reichste von diesen, alter Museumsbesitz (aus dem 
Kunst- und Altertumsverein übernommen), bilden wir 
nunmehr ab (Abb. 34), ebenso die schlichtere aus Treis 
bach (erworben 1937, Abb. 37), dann ein soeben herein 
geholtes Stück vom Hose Oetsch in Amönau (Abb. 35) 
und eine in diesem Sommer aus Warzenbach in Privat 
besitz nach Essen verkaufte Lade (Abb. 36). 
Fast der erste Blick läßt die Zueinandergehörigkeit der 
drei Truhen Abb. 34, 35 (mit Jahreszahl 1793 oder 95) 
und 36 mit dem fast zu borkenartigem Ansehen 
geschnitztem, graviertem und gepunztem Schmuckstrei- 
sen gleich unter der Deckelplatte, mit dem von 
ähnlichen Masken in der Mitte ausgehenden Wellen 
ranken unten, mit den reich gekröpften Feldern und der 
sehr verwandten Art der eingelegten Muster erkennen. 
Aber auch die Lade aus Treisbach (Abb. 37) ist ein 
Glied dieser Gruppe, wie die Maske unten (nur des 
sind übrigens eingelegt und dann bemalt. Die Zuge 
hörigkeit der einfacheren Truhe in der Gastwirtschaft 
Lenz in Mornshausen zu unserer Gruppe hatten wir 
früher schon erwähnt. 
Das Mittelstück (Abb. 38) des Deckels der Lade Abb. 
34 stellt nun schon eine erste Verbindung her zu den 
früher genannten Arbeiten des „Schreiners der Schränke 
mit den Zinnreitern". Die rokailleartige Verbrämung 
des geschweiften Feldes ist zu vergleichen mit den Aus 
gestaltungen der Flügel der Schränke Abb. 20 und 21. 
Dort auch derselbe, die Spiegel umrahmende, durch eine 
Rinne abgesetzte Rundstab — und die Spiegel auf dem 
Oberteil der zur Treppe von 1818 aus Buchenau ge 
hörenden Haustüre (Abb. 19) sind wiederum genau die 
selben wie der auf dem Deckel unserer Truhe (Abb. 38). 
Daß es sich aber nicht nur um eine allgemein geläufige 
Schmuckform der Zeit handelt, sondern tatsächlich um die 
Hand ein und desselben Tischlers, dafür sprechen die 
kleinen Blättchen, die sich am Scheitel und an den En-
	        
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