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in der Umgebung gefundene Eisenerz ausge-
schmolzen wurde. Am anderen Ende des Dorfes,
schon halbwegs nach Speicherz zu, befindet sich der
„Eisenhammer", in dem das Schmiedeeisen herge
stellt wurde. Der Schmelzofen erzeugte vorwie
gend fertigen Eisenguß, insbesondere Zimmeröfen.
Daneben wurde auch Alteisen umgeschmolzen, das
dann im Hammerwerk weiter verarbeitet wurde.
Dieser fulidische Eisenbergbau ist eigentlich schon
sehr alt. Die Fürstäbte hatten schon sehr früh
ein beschranktes Bergregal erhalten. Der Berg
bau wurde auch bis ins 15. Jahrhundert hinein
betrieben, wurde dann aber wegen der Armut an
Bodenschätzen, Krieg und Geldmangel eingestellt.
Erst das Erwachen des Merkantilismus ließ auch
den Wunsch nach eigenen Eisenschmelzen und
Eisenhämmern wieder lebendig werden. Fürstabt
Adolf (1726—1737) verlieh dem Geheimrat und
Oberjägermeister von Hanxleden als Belohnung
für treue Dienste „sämtliche Bergwerke und
Mineralien" des Hochstiftes, von Hanxleden ging
auch mit Feuereifer daran, die in Verfall ge
ratenen Werke wieder aufzurichten. Allein die
ses „fürstliche Geschenk" erwies sich bald als eine
schwere Belastung. Darum wird es v. Hanxleden
als eine Erlösung empfunden haben, als er gegen
eine Entschädigung von 30 000 Gulden seine
Rechte auf den fuldischen Bergbau wieder los
wurde. Die Eisenschmelze wurde von Fürstabt
Heinrich von Bibra in staatliche Regie über
nommen.
Der Kothener Hochofen sollte den Bedarf an
Eisen möglichst für das ganze Hochstift decken.
Heinrich erstrebte als Anhänger des Autarkie-
gedankens im Merkantilfystem ein Staats- bezw.
fürstliches Monopol für den gesamten Eisenhan
del. Die Ausfuhr von Alt- oder Brucheisen war
unter Strafe verboten. Dieses Eisenmonopol
sollte aber nicht zur Auffüllung des Staatssäckels
dienen, sondern, getreu dem Grundsätze des fürst
lichen Absolutismus: „Alles für das Volk, nichts
durch das Volk!", dem Vdohle der Untertanen.
Die aus dem Kothener Schmelzofen zu Tage ge
förderten gegossenen Ofenplatten waren tatsächlich
für damalige Verhältnisse auffallend billig. Die
mancherorts noch erhaltenen Ofenplatten ans jener
Zeit tragen vielfach den Wahlspruch Heinrichs
von Bibra: „canclore et amore“. Itm den
Schmelzofen in Betrieb halten zu können, wurde
im ganzen Hochstift nach Eisen gesucht und das
geförderte Eisenerz nach Kothen geschafft. Bei
Flieden ist ein unter dem Namen „Eisenberg" be
kannter Hügel. Dieser hat seinen Namen daher,
daß sich hier Eisengruben befanden, deren Erz in
dem Schmelzofen von Kothen verhüttet wurde.
Da nach unseren heutigen Kenntnissen die Vor
aussetzungen für eine gedeihliche Entwicklung des
Hüttenwerkes fehlten, kam es wie es kommen
mußte. Die Hoffnung, Kohlen zu finden, hatte
sich als trügerisch erwiesen. Man mußte den
Hochofen also auch weiterhin mit Holzkohlen spei
sen. Dabei fraß er aber derartige Holzmengen,
daß sich bald Holzmangel fühlbar machte. Das
staatliche Hüttenwerk war darum nur ganze sieben
Jahre im Betrieb, von 1763 bis 1772. Das
Hammerwerk dagegen sollte noch weiter aufrecht
erhalten werden. Der Fürstabt aber hatte das
Interesse daran verloren, und man beschloß, es zu
verpachten. Ntan bot es aus wie saueres Bier.
Obwohl die Pachtsumme nur auf 60 Gulden an
gesetzt war und die fürstliche Hofkammer noch
mancherlei Reparaturen auf sich nahm, konnte doch
keiner der Pächter auf einen grünen Zweig kom
men. Schließlich ließ man auch das Walzwerk
eingehen. Aus dem Eisenhammer wurde inzwi
schen ein Sägewerk.
Kennzeichnend für die kleinstaatliche Sucht nach
Autarkie ist eö, daß auch Würzburg sofort seine
Eisenschmelze haben wollte, als das fuldische
Schmelzwerk zu neuer Blüte gebracht werden
sollte. Arbeiter aus dem fuldischen Schmelzwerk
„verrieten" dem kundschaftenden Beamten in
Oberbach drüben im Sinntale, daß das ganze Ge
birge jener Gegend eine Menge ergiebigen Eisen
stein enthalte, die zum Betriebe einer Eisen-
schmelze ausreichten. Da bot auch schon mit
tönenden Wvrten der letzte fuldische Pächter der
dortigen Schmelze, der in Kothen zn nichts ge
kommen war, seine „fachmännische" Hilfe an.
Darüber berichtet Stumpf folgendes: „Der ful
dische Eisenschmelzpächter kam nachher, und be
stätigte nicht nur dieses durch die Erzählung seiner
Versuche, sondern bemerkte auch noch, daß man
aus den Steinen der einen Gegend Plattöfen und
Formerwaren gießen, aus den anderen auch
Schmiedeeisen erhalten könne (d. h.: er erbot sich,
nicht nur glatte Platten, sondern auch solche mit
Reliefs und Plastiken zu gießen, daneben aber auch
schmiedbares Eisen herzustellen. D. Verf.). Man
werde vermöge seiner Erfahrung Stein- und Pech
kohle in Menge vorfinden, womit den an Holz-
mangel leidenden Ortschaften des Hochstiftes eine
wichtige Beihilfe geschehen könne: er wolle auch
das Kisfinger Salzwerk in Bestand nehmen, und
sich verbindlich machen, dasselbe halb mit Kohlen
zu betreiben, die er aus den Gebirgen jener Ge
gend hervorbringen werde.