und gold dem Jubel Ausdruck gibt. Das Mütz-
chen bleibt, ausgenommen bei Trauer, immer rot.
Zur Trauerfarbe in schwarz und weiß kommt
bei Frauen noch das Blau des Trauerschleiers,
des Knöpftuches, hinzu. Dieser Trauerschleier ist
aber ebenso wie die jetzt auch blaue Ziehhaube, die
zum Abendmahl getragen wird, früher weiß ge
wesen. Zn anderen Gegenden Hessens (Rabolds
hausen z. B.) ist dieses Trauerkopftuch auch
heute noch weiß. Wie allgemein verbreitet viele
Teile unserer Dauerntracht früher waren, sieht
man daran, daß dieses weiße Trauertuch auch
von den Wenden in der Nähe von Bautzen ge-
getragen wird, und das schwarze, eng gefaltete
Trauermäntelchen der Frauen, das bei Leichen
begängnissen von den nächsten Angehörigen um
den Kopf gelegt wird, den unteren Teil des Ge
sichtes verdeckend, auch in der Normandie zu fin
den ist.
Diese strenge selbst geschaffene Kleiderord-
nung ist von den (Männern schon seit einigen
Jahrzehnten leider vielfach durchbrochen worden.
Die geschlossene einheitliche Erscheinung der Klei
dung, die dem Vorgang vollendeten Ausdruck der
besonderen seelischen Stimmung verlieh, ist fast
nirgends mehr zu finden.
1 km so wertvoller ist es, daß alle diese Vor
gänge der Trauer, der Andacht, der Freude und
der Arbeit in zahlreichen Bildern von den (Malern
festgehalten worden find.
Ich kehre nun wieder zu meiner Tätigkeit in
Ascherode zurück. Es entstand dort nur eine Reihe
von Studien, zum (Malen von Bildern war der
Aufenthalt zu kurz. (Mit Claudius zusammen
malte ich unter anderem den Bürgermeister Kehl
mit dem langen Haar, das seinen Löwenkopf um
rahmte, im Kirchenanzug, und einen alten Bauer
Schneider in Arbeitskleidung. Der alte Schnei-
Ein Marburger Naturdenkmal
(Marburg birgt in seinem Weichbilde ein Na
turdenkmal hohen Ranges. Es find die beiden
alten Eiben im Garten des Hallenschwimmbades.
Während sie früher vor der Bebauung des Grund
stückes zwischen Lahn und (Mühlengraben am
Pilgrimstein, des Gartens der ehemaligen Herren
mühle (jetzt Elektrizitätswerk), von der Straße
aus frei sichtbar waren und sicher auch den Blick
jedes Vorübergehenden, der Auge und Sinn für
Besonderheiten der Natur und seiner Umgebung
hat, auf sich gelenkt haben, zumal sie den Weg
zum Gartenhaus wie zwei Wächter flankierten
und sich prächtig ins Gesamtbild einfügten, sind sie
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der, der meist oben in seiner Auszüglerstube saß,
wurde dann, wenn wir zum Malen auf den Hof
kamen, vom Sohn gerufen: „Vadder, kommt rob,
die Kerle stn do!"
Es gab in Ascherode prachtvolle (Menschen, be
sonders war es die ganze Familie des Bürger
meisters Seil, des Nachfolgers vom alten Kehl,
die durchgängig so großartige Typen zeigte, daß
ich sie am liebsten auf einem großen Familienbild
verewigt hätte. Ich malte aber nur den Kopf
einer Tochter und mußte es dabei bewenden lasten,
weil ich in den nächsten Zähren nicht nach der
Schwalm kommen konnte.
Zn Dresden arbeitete ich in den nächsten
Zähren an einem größeren Bilde „Wallfahrer
am Grabe der heil. Elisabeth", konnte aber dort
nicht die Köpfe finden, die ich für dieses Bild
nötig hatte, und entschloß mich deshalb im Herbst
1687, nach Willingshausen zu gehen, das ich bis
dahin nur durch einige Besuche von Treysa aus
kennen gelernt hatte, und in dem ich auch die
Menschen zu finden hoffte, die ich für mein Bild
suchte.
Im Haase'schen Gasthaus wurde ich mit meh
reren Malern, darunter Lins und Zimmermann,
bekannt und als hesfischer Landsmann freund
schaftlich aufgenommen. Lins, der am meisten
mit den Willingshänfern vertraut war, beriet
mich auch gern bei dem Suchen nach geeigneten
Modellen, die ich auch bald so, wie ich sie brauchte,
fand.
Bei diesem mehrwöchigen Aufenthalt in Wil
lingshausen, bei dem ich auch die nächsten Dörfer
und ihre Bewohner sowie die schöne Landschaft
kennen lernte, wurde mir klar, daß ich hier alles
das finden würde, was zu schildern mir am Her
zen lag. (Fortsetzung folgt.)
► Von Dr. Karl Zick.
durch den Ban des Schwimmbades, der nördlich
anschließenden (Mauer und des Kraftwagenschup
pens völlig verdeckt und dem Blicke entzogen.
Man muß schon von ihrer Existenz wissen und
sich in den Garten des Schwimmbades begeben,
wenn man sie zu Gesicht bekommen will; allenfalls
fallen sie noch bei einem Blick von den Terrassen
der Altstadt zum Lahntal ins Auge.
Was den hohen ideellen Wert der beiden Eiben
ausmacht und sie zu einem Naturdenkmal ersten
Ranges stempelt, ist die Tatsache, daß es sich um
Vertreter einer — nicht nur in Deutschland —
aussterbenden Pflanzenart handelt, und zwar um