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H. Otto f (1919) Radierung
Hausen reizten ihn besonders die Herden in male
rischer Landschaft, die schönen, alten Mühlen und
der Wald oder auch Fernsichten von Höhen. Das
benachbarte malerische Treysa gab ihm auch Stoff
zu Zeichnungen und Radierungen. In der „Hes
senkunst" von 1920 schrieb ich über Heinrich
Otto: „Die größte Stärke verleiht den Arbeiten
Heinrich Otto's das Gefühl innigsten Verbürgen
seinö mit der Scholle, auf der er lebte. Ob er
Landschaften, Landleute oder Tiere schildert, alles
ist durchweht von dem Geiste der Echtheit, des Un
gesuchten und Selbstverständlichen, da fühlt man
den (Menschen heraus, der auf dem Lande auf
wuchs und der auch, wenn es die Not der Zeit er
fordert, den Acker selbst bestellen kann." Einmal
nur entfernte er sich von der Darstellung der
Wirklichkeit in seinem prachtvollen Blatt „Friede
auf Erden", die heilige Nacht in einem alten
Bauerngehöft von heimatlicher Art! Otto war
einer der besten Künder echten Hessentumö.
Emil Zimmermann (geb. Zi. Juli
1858 in Kassel, gest. ebenda im Winter 1898-
99) besuchte zunächst die Kunstakademie in Kastei,
Kus „yessenkunst" 1920. tt. ®. Llwert, Verlag, Marburg
von 1880 an die zu Düsseldorf, wo er dann auch
seinen ständigen Aufenthalt nahm. Nach Wil
lingshausen kam er angeregt durch die Düssel
dorfer Freunde 1884 zum ersten (Mal, war aber
dann bis zu feinem Tode alljährlich längere Zeit
dort tätig. In den letzten Jahren seines Lebens
verbrachte er auch den größten Teil des Winters
in Willingshausen.
Zimmermann hatte ein ausgesprochen feines
Tongefühl, welches allen seinen (Werken einen
besonderen Reiz gibt. Er malte Landschaften, die
meist belebt waren durch Menschen in der Tätig
keit beim Pflügen und Ernten, durch Schaf
herden und Kuhgespanne, alles in dem ihm eigenen,
lichten, silbrigen Ton.
Sein früher Tod wurde von den Freunden tief
bedauert, denn er war ein frischer, froher Kame
rad, der auch bei dem abendlichen Zusammensein
durch seine prachtvollen, humorvollen Erzählungen
aus seiner Kasseler Gymnasial- und Akademiezeit
und besonders aus der Arnsberger Gymnastalzeit
viel zur Unterhaltung beitrug. Er war stolz dar
auf, gemeinsam mit dem Kaiser, als dieser als