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ti. G. Llwert-Verlag, Marburg
lvillingshäuser
Landschaftsbild 1828
Zederzeichn, v. Gerh. v. Reutern
1849 gemachten Studien malte. Weitere Kirmes
bilder tragen die Jahreszahlen 1881 und 1862.
Zu dem letzten Bilde, welches fetzt dem Städel-
fchen Institut in Frankfurt a. 3 Qit. gehört, hatte
er sich zur Ergänzung seiner Willingshäuser Stu
dien ein junges Mädchen, Dortchen Thiel, von
dort mit ihrem ganzen Feststaat nach Berlin kom
men lasten.
Alles, was man auf einer Schwälmer Kirmes
sehen und erleben konnte, erzählt Knaus in diesen
Bildern. Der Tanz bewegt sich unter alten Lin
den, vermutlich ist es der Tanzplatz des Willings
hausen benachbarten Merzhausen. Das junge Volk
ist beim fröhlichen Tanz, an dem auch die Kinder
teilnehmen, die Alten, meist noch mit dem langen
Haar, in ihren verschiedenen Anzügen bei Unter
haltung und Trunk. Auch der Humor kommt
nicht zu kurz. Zwischen den schönen Mädchen und
frischen Burschen sieht man auch mal einen rech
ten Tölpel, auch die Maler sind vertreten, ein jun
ger Künstler im Schlapphut schwingt eine dralle
Schwälmerin, und um die hier zahlreichen ansässi
gen Juden nicht zu vergessen, sieht man einen jüdi
schen Jüngling, der sich mit seiner Schönen dreht.
Im ganzen Bilde lebt und kribbelt es und gibt den
vollen Eindruck des fröhlichen Festes.
Dabei find diese Kirmesbilder von wirkungsvol
lem Aufbau und größter Schönheit der Farbe.
Ob zwischen den Kirmesbildern von 1849, 1881
und 1882 noch ähnliche Bilder entstanden find, ist
rnir unbekannt.
^Vach seinem ersten Besuch in Willingshausen
hatte Knaus auch im südlichen Schwarzwald ge
malt.
Eö ist mir aus dieser Zeit nur ein Bild bekannt:
„Der Morgen nach dem Feste": ein kraftvoller
Bursche steht breitbeinig in Kampfstellung da,
nachdem er in der Rauferei den Tanzboden ge
räumt hat.
1853—60 lebte Knaus in Paris, wo er nach
Willingshänser Studien hessische Bauernbilder
malte, die ihm die höchsten Ehrungen der französi
schen Künstler und des Staates einbrachten. Den
Pariser Aufenthalt unterbrach er mehrfach, so auch
im Jahr 1858, das ihn wieder nach Willings
hausen führte. In dieser Zeit machte er die Stu
dien zu einem seiner bedeutendsten und bekanntesten
Bilder: „Die goldene Hochzeit". Unter den alten