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hatte, mußte er sich in Erfurt in ärztliche Behand
lung begeben. Das Gutachten der Arzte forderte
unbedingte Schonung von ihm, er schonte sich aber
nicht. Mit Armannöperg trat er in Halle am
2. 6. 1830 zusammen, die Verhandlungen mit ihm
erschöpften anscheinend seine Widerstandskraft.
Trotzdem reiste er noch nach Vollenborn und Nord-
hausen und kehrte erst am 9. 6. wieder nach Ber
lin zurück. Schon am folgenden Tage zeigten sich
Erkältungserscheinungen. Am 12. 6. legte er sich
aufs Krankenlager, von dem er nicht wieder auf
stehen sollte. Die berühmtesten Ärzte Berlins
konnten ihm nicht mehr helfen. Am 30. 6. 1830
setzte ein Nervenschlag dem Leben des erst Vierund-
fünfzigjährigen ein Ende. Das feierliche Begräb
nis fand auf Anordnung des Königs am 4. 7. auf
dem Dorotheenstädtischen Friedhof an der Chaustee-
straße in Berlin statt. Die in Berlin anwesenden
Söhne des Königs, Prinz Wilhelm, der nachmalige
erste Kaiser, und sein Bruder Albrecht nahmen an
ihm teil. Die Grabrede hielt der Freund der Fa
milie Motz Neander.
Ein Bronzestandbild am jetzigen Landesfinanz
amt Berlin und die Motzstraße erinnern die Nach
welt an Motz und sein Wirken. Man sagt, Motz
und Mrquel seien Preußens größte Finanzminister
gewesen. Das ist zwar richtig, wird aber der Be
deutung Motz' nicht ganz gerecht, da man wohl
ohne Übertreibung sagen darf, daß Motz der
deutsche Staatsmann der Zeit nach dem Befrei
ungskriege war.
Woher Gelnhausens Name stammt. V°° K°ri 2 °ha»n Kr°iß.
Wouher Gellhausens Noame stammt,
Däs houn ons nu bewiese
Gelehrte mit un ouhne Amt,
Un doraus iö ze schließe:
's woar falsch, woas mer bestimmt un fest
Geglaabt im ganze Lewe,
Däs G e l a ' ch e hätt' onserm Nest
Den Name aanst gegewe.
Sou leit't ihn Aner oab von „geil".
— Geil: üppig, fruchtboar deutend —
E Annrer maant, geil hieß aach „steil";
Der Wortstamm sei entscheidend.
E Dritter spricht, e Fischgerät
— Ahldeutsch hieß mersch die „Geyle" —
Gellhause seinen Noame hätt'
Gegewe — Netz un Pfeile.
Däs hibsche Groafedöchterlein
Voum griene Kinzigstrande,
Däs sich der Rotboart wollte frei'n,
Eh' er sei' Anner kannte,
Un dem zu lieb der junge M"ann
Gebaut aans seiner Schlösser —
— E Marche wärsch, e hibscher M^ahn;
Die Wisseschaft wißt's bester. —
„E Ioagdhauö", ruft e Verier aus,
Der sich näit lang besonne,
„Ahldeutsch hieß däs e GeilehauS;
— Ich glab, ich houn's gefonne.
„Ihr seid" — e Fünfter meldet sich,
„All' unhistor'sche Strewer;
Den Ritter Gailo hale ich
Für unsern Noamegewer."
Die Wisseschaft '— ihr läiwe Leut',
O joa, däs ist e Sache;
Mit der läßt sich, besonnersch heut,
Goar vill, wann'ö sei' muß, mache.
Znnftmäßige Gelehrte sinn's
Un aach Autodidakte,
Däi ahle Zudde an der Kinz'
Erforscht houn aus de Akte'.
Der Sechste endlich — e Poet —
Verzieht die Owerlippe,
Weil er den Eifer net versteht
Von der gelehrte Sippe:
„Wem soll mer glaawe nu?" er spricht,
Doa lob ich mer die — S 0 age
Voll Poesie un Himmelslicht
In der so dunklen Froage.
E jeder hott für sich studiert
In dem gegew'ne Roahme,
Un jeder annersch nu doziert
Uwer de Stoadt ihr'n Noame;
Doch all', all' glaawe einwandfrei
Den rechte Weg ze fuße,
Indem se knede aus dem Brei
Den Noame: „G e i l e n h u s e".
„Ganz annersch macht die Heimat sie
Mir lieb als Euer Wiste,
Sou oarm an rechter Harmonie,
Sou reich an kühne Schlüsse.
— Drum hal ich an der G e l a fest
Ietz un sou lang ich lewe:
S i e iö un bleibt'ö, die onserm Nest
Den Noame hoatt gegewe.