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fiel. 1372 wird an der Stelle zwischen Stadt und
Burg die „Freiheit" genannt 44 ). So weist auch
Mmller, Chronik der Stadt Wolfhagen 45 ), die
Hypothese eines Karthäuser Klosters zurück. Er
behauptet, der Raum um die Burg, innerhalb der
Mauern und deren Gräben, wovon noch Spuren
sichtbar seien, habe die „Freiheit" geheißen, weil
die städtische Gerichtsbarkeit sich nicht dahin er
streckte, „denn hier wohnten die Burgmannen in
ihren Burgsttzen". Die Herkunft des Namens
wird damit richtig gedeutet sein, nur blieb der
Name nicht an den Häusern innerhalb der ehe
maligen Burgmauer haften, sondern übertrug sich,
wie Reimer angibt, auf das unmittelbar vor der
Burg gelegene Terrain und noch weiter auf die
Anstedlungen an der Südwestseite der Stadtmauer,
wo die Gärten und Gartenhäuser der Bürger
lagen, die man „in den Garthusen" nannte. Der
Volkömund hat daraus Karthuö gemacht und von
einem Karthäuser Kloster gefabelt. Die Wolf
hagener Freiheit wird nicht, wie Reimer angibt,
erst 1372 46 ) genannt, wo Abt und Konvent be
kennen, daß ste dem Landgrafen Heinrich zu Hessen
und seinem Vetter Hermann in Tausch gegeben
haben „Haus und Hofstätte in der Freiheit zu
Wolfhagen zwischen der Burg und Stadt ge
legen", die sie bisher gehabt und die früher der fel.
Alheide v. Fredegosstn gehört. Schon 1339,
Mai 17. 47 ) bekennt Alheidis v. Fr. im freien
Hause der Kirche zu Hasungen, in der Oberen
Straße der Stadt Wolfhagen gelegen, wahr
haftig, daß sie zu Lichtern und zum Bau der zum
Kl. Hasungen gehörigen Laurentiuskapelle ihre
hintere Behausung mit dem Grund und Platz im
Eingang der „Freiheit" vor der Burg außer der
Stadt Wolfhagen zur Rechten gelegen, testament-
weise eigentümlich übergeben. Desgleichen hat Al-
heidis ihr halbes Haus mit dem Hof daselbst,
44 ) Reimer, Ortslexikon.
45) Wolfh. Kreisblatt i8g4-
46 ) Hasunger U. Rep. II. 290, 23.
47) Das. 275, 13.
Aus Hessens Industrie, Handel
Das Braunkohlenbergwerk Frielendorf.
Nicht jeder weiß, daß auch in Hessen schon seit
über 100 Jahren Kohle gewonnen wird. Zwar
ist es Braunkohle und der Unterschied zwischen
dieser und der diamantharten Steinkohle ist allge
mein bekannt. Aber auch von der Güte und
Zweckmäßigkeit des Briketts ist wohl jeder über
zeugt und dieses wiederum wird ans der Braun
kohle hergestellt.
zwischen dem Vorder- und Hinterhaus gelegen, zu
der vom Abt Dietrich von Helffenberg und dem
Hasunger Konvent täglich zu halten verordneten
Miesse auf dem Altar S. Crucis des Klosters, so
dann ihre vordere Behausung, daselbst gelegen,
nach ihrem Ableben legiert. Es handelt sich hier
offenbar um dasselbe Haus und Hofstatt wie in der
Urkunde von 1372, während zwei andere Hasunger
Urkunden von 1337, März 12. und von 1350,
August iZ. von einem Gartengrundstück reden,
das, dem Kl. Has. gehörig, dem Friedrich von
Helffenberg in Pacht gegeben war und nachher an
Werner und Rudolf v. Helffenberg jure emphy-
teutico („zu rechtem Waltrecbte") verliehen,
ante oppidum Wolfh. juxta indaginem valve
civium, bezw. ante valvam, quae vocatur „dat
Hegedor" gelegen war. Das angeblich von Land
graf Moritz um 1600 errichtete Burgtor bestand
also schon 1337. Daß die Freiheit und das Gar-
tenviertel in Wolfhagen nahe benachbart waren
und ineinander übergingen, läßt die Urkunde von
1356, März ii. 48 ) vermuten, in welcher der
obengenannte Fr. v. Helffenberg und seine Frau
Alheyd bekennen, daß ste die Mühle „in dem
Garthuse zu Wolfhayn gelegen" nebst andern Ge
rechtigkeiten an Werner von Helffenberg u. a. ver
setzt und verpfändet haben. Diese Mühle, „ge
legen in den Garthusen unter der Burg zu Wulf
hain", wurde 1430, Mai 27. von Heinrich Cop-
penburg, der sie 1393 für 100 Gulden erworben,
an Landgraf Ludwig für 110 Gulden weiter ver
kauft. Daß der Name „Freiheit" für den so be
nannten Stadt- und Burgteil nur noch topogra
phische Bezeichnung ist, ist schon oben gesagt und
gilt auch für die nachfolgenden „Freiheiten".
Das Städtchen L i e b e n a u hat die vollen
Stadtrechte erst verhältnismäßig spät (eigne Ge
richtsbarkeit und Münzrecht überhaupt nicht) er
halten. Sein Gründer war der Ritter Spiegel
zum Desenberg, der stch in dem Gründungsprivileg
seine und seines Vogts Gerichtsbarkeit vorbehielt.
46 ) Gen. Rep. Wolfh. (Schluß folgt.)
tlttb Von L. Schneider.
Schon im Jahre 1843 Zählte man in Kur-
hesten 26 Braunkohlenbergwerke mit einer Koh
lengewinnung von 438 444 Maas, im Jahre
1927 waren es 21 Gruben mit einer Förderung
von i 632 604 Tonnen.
Eines der bedeutendsten Braunkohlenbergwerke
des Kasteler Reviers ist die südlichst gelegene Zeche,
die Gewerkschaft Frielendorf. Das