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Bande getragen. Gegossen war sie aus der Bronze
erbeuteter Geschütze.
Zu den Fahnen sei noch nachzutragen, daß auch die
der Bürgergarde und (wahrscheinlich) der Schutzwache
von *8H8 im Museum hängt; die Standarte der ein
zigen Eskadron trägt seltsamerweise die Bezeichnung
„*. Eskadron".
Der Schriftführer, Erster Bibilotheksrat Dr. I s -
r a e l sprach Zolldirektor woringer in herzlichen
Worten den Dank der versammelten Hörer aus, deren
reges Interesse die vielfachen Fragen während der
Führungen bekundet hatten. Er dankte auch den Be
amten des hessischen Landesmuseum, die sich dem
Verein für die früheren Führungen zur Verfügung ge
stellt hatten. —c—
Zweigverein Marburg.
Ani Freitag, dem *3. Februar, sprach Herr Kam
merdirektor a. D. Müller aus Darmftadt über
„Alte Straßen in der näheren und weiteren Umgebung
von Marburg". Der Redner hatte bereits im herbst
1929 auf der Tagung des Gesamtvereins der Deut
schen Geschichts- und Altertumsvereine in Marburg
einen Vortrag über fein Forschungsgebiet gehalten,
der aber nur von einer geringen Anzahl Mitglieder
des Marburger Zweigvereins besucht werden konnte.
Wie groß das Interesse an der Sache und auch an der
Persönlichkeit des Redners war, dem die Straßenfor
schung dank seiner überaus gründlichen Methode wert
volle Ergebnisse verdankt, bewies die außerordentlich
zahlreich erschrenene Zuhörerschaft.
Der vortragende begann damit, an Hand einer im
Lichtbild vorgeführten Straßenkarte das • alte hessische
Straßennetz zu zeigen, wie es, sich von Mainz aus
breitend, das Limesgebiet durchzog, die Städte Mar
burg und Alsfeld aber freiließ, während Grünberg
schon früh einen wichtigen Knotenpunkt bildete. Sich
den einzelnen Straßen zuwendend, brachte Kammer
direktor Müller Nachweise aus Urkunden und Akten
zunächst für die Weinstraße. Als ältesten Beleg für
sie sprach er die strata Logena eines weiterer Weis
tums aus dem * 3 . Jahrhundert an. weiter beschäf
tigte er sich mit den Straßen durch den Ebsdorfer
Grund und den von hier nach Marburg hinführenden
Verbindungswegen. verhältnismäßig spät erst ist
eine Talstraße im Lahntal selbst nachzuweisen, die aber
immerhin spätestens im *<*. Jahrhundert angelegt wor
den sein muß. In der Frage, ob die Weinstraße und der
von Marburg nach Gberweimar führende psaffensteg
identisch seien, entschied sich der Vortragende dahin,
daß die Weinstraße über Niederweimar führte, der
wichtige Mitteilung.
An die Mitglieder des hessischen Geschichts
vereins ergeht auf mehrere Anfragen hin die Mit
teilung, daß der Jahresbeitrag von Mk. 4,50 für *930
noch nicht einkassiert worden ist. Die Erhebung des
Jahresbeitrags für *930 und womöglich auch der
für *93* soll gleichzeitig mit dem Versand des
neuen Bandes der „Mitteilungen" stattfinden, der sich
z. Z. im Druck befindet und mit dessen Ausgabe wir
binnen Monatsfrist rechnen. Alle diejenigen Mitglie
der, die Einzelbeträge seither nicht an die Vereinsvor
sitzenden, sondern unmittelbar an den früheren Verlag
in Lschwege abgeführt haben, können den Beitrag von
Mk. <*,50 für *930, also evt. Mk. 9,— für die Jahr
gänge *930 und *93* unmittelbar zahlen an die
Pfaffensteg nur dem in seinem Namen ausgesproche
nen Zweck, einer Verbindung Marburgs mit seiner
Mutterkirche in Gberweimar gedient hat und nur kurz
vor Gckershausen eine Strecke gemeinsam mit der
Weinstraße gelaufen sei. Darauf teilte er eine große
Anzahl aus Salbüchern und Katastern gezogene Flur
namen mit, mit deren Hilfe sich die Straßenzüge rekon
struieren oder überhaupt erst feststellen ließen. Frei
lich treten diese Namen nicht selten in einer ganz ver-
balhornten Form auf. Interessant war die Deutung
des Flurnamens „am Llsbeth, ani Elsabeth" als „am
Elswifdjt" d. h. am Elsen-Erlenholz.
Die weitere Entwicklung des Wegenetzes war eine
Folge der Entwicklung der territorialen Verwaltung;
die Mittelpunkte der verwaltmig Marburg, Alsfeld,
Grünberg und Gießen machten eine Verbindung unter
einander erforderlich. Als wichtiger Straßenschnitt-
punkt erwies sich die spätere Wüstung Lampertshausen
zwischen Wittelsberg und Roßdorf.
Zum Schluß beleuchtete der vortragende den Zu
sammenhang zwischen der Straßenforschung und der
Landes- und Reichsgeschichte. Für die Römerzeit
führte er an, daß die Römer bereits ein wohlorgani
siertes Straßennetz vorgefunden haben müssen, daß Ger-
manicus im Jahre *5 auf mehreren Straßen durch
Hessen gezogen ist. Die geschichtlichen Beziehungen im
8 . Jahrhundert knüpfen sich an den Namen des Boni-
ratius, der sich in Seelheim und Amöneburg aufhielt
und von hier nach Fulda gezogen ist. Der Ebsdorfer
Königshof an der Ebsdorfer Straße bot den deurfchen
Kaisern und Königen Wohnung. Eine eingehende
Besprechung fand schließlich die Bonifatiusstraße von
Amöneburg nach Fulda, an der besonders interessant
ist, daß sich die alten Beziehungen zu Bonifatius in
einer ganzen Reihe von alten Kirchen mit Bonifatius-
Patrozinien längs der Straße zu erkennen geben. Mit
dieser Betrachtung der Straße als Ausdruck der Ge
schichte schloß der Redner seinen Vortrag, den er als
Beitrag zur Förderung des Interesses an der For
schung im heimatgebiet aufgefaßt wissen wollte, einer
Forschung, die sich dann weiter auswirkt zum Segen
des Landes, Volkes und Reiches. Herrn Kammer-
direktor Müller wurde reicher, wohlverdienter Beifall
zuteil.
Für Mittwoch, den <*. März hatte der Zweigverein
Marburg feine Mitglieder zu einem vom Verein für
Heimatschutz in Kurhessen veranstalteten Heimatabend
miteingeladen. Herr Amtsgerichtsrat von Bau m -
dach in Fronhausen hielt einen Lichtbildervortrag
über „Das hessische Dorf und seine Kultur". Die Leser
werden für diesen Vortrag auf den Kasseler Bericht
in heft 2 dieses Jahrgangs S. 60f. verwiesen.
Sparkasse und Leihbank der Stadt Marburg auf Konto
Nr. 233 N. G. Llwert, Marburg; Sonderkonto: ver
ein für hessische Geschichte und Landeskunde, post-
scheckkonto (der Sparkasse): Frankfurt a. M. ** 575 . wo
das Inkasso seither durch den Vorsitzenden der Zweig
vereine erfolgt ist, versenden wir an diese die Gesamt
zahl der „Mitteilungen" und bitten uns ebenso die
Gesamtsumme der Beiträge der Mitglieder auf das
oben genannte Konto zu überweisen und zwar pro
Mitglied Mk. ¿*, 50 , während etwaige Grtszuschläge
die Vereinsvorsitzenden selbst für die Zwergvereine
einbehalten.
N. G. Llwert'sche Universitätsbuchhandlung
(G. Brau n), Marburg/Lahn.