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Beiträge zur Volkstracht der Schwalm. Von Emil Wessel
Die Literatur über die Volkstracht in der
Schwalm (Reg.-Bez. Kastei) ist gering. Wäh
rend ältere hessische Chronisten wie Wilhelm Dilich
in seiner Hess. Chronik, 1608, und Winkelmann
1697 nur bemerken, daß die hessischen Bauern
„viel blau und schwarz gefärbtes Leinen zu ihrer
Kleidung verwendeten", bringt G. Landau, Kassel
1842, die ersten ausführlichen Trachtenbeschrei-
bungen auch der Schwälmer. Gustav Georg
Lange, das Kurfürstentum Hessen in malerischen
Ansichten, Darmstadt 1852, wiederholt Landaus
Feststellungen, ergänzt ihn aber durch wertvolle
Zusätze. Eduard Duller, Das deutsche Volk in
seinen Nbundarten, Sitten, Gebräuchen, Festen und
Trachten, Leipzig 1847, bringt über die Schwäl
mer Volkstracht nichts Irenes, Duller hat aus Lan
dau fast wörtlich abgeschrieben. 1868/79 brachte
A. Kretschmer, Deutsche Volkstrachten, Leipzig,
eine kurze Beschreibung seiner guten farbigen
Trachtenbilder. Die ausführlichste und beste Ab
handlung schrieb ein geborener Schwälmer, I. H.
Schwalm 1900 in Heßler, Hessische Landes- und
Volkskunde, Iltarburg, bei Elwert 1904. Ferner
behandelt Otto Berlit in „Hessenkunst" 1919/22
die Geschichte der Willingshauser Malerkolonie
an Hand von zahlreichen Bildern der in der
Schwalm wirkenden Künstler.
Auch die Zahl der bildlichen Darstellungen
Schwälmer Volkstrachten ist nicht groß. Die
ersten Bilder, Frauentrachten aus den Jahren
1827/1828, verdanken wir neben Gerhard von
Neutern, der Willingshausen als Studienplatz für
Kunstmaler gründete, dem Kasseler Akademie-
direktor Ludwig Grimm. Es folgen Bilder von
v. Pfister, Beuther (1830—35, Landesmuseum
Kassel), I. F. Dielmann und Jakob Becker
1840— 47 / L. Knaus 1857, Kretschmer 1868,
und anderer Künstler im letzten Drittel des vorigen
Jahrhunderts bis zur Neuzeit (Karl Bantzer,
Wilhelm Thielmann, Beithan, Heinrich Giebel,
Rob. Sterl, Adolf Lins, Heinrich Otto, Hans
von Volkmann, Hermann Kätelhön u. a.).
Literatur und Bilder ermöglichen bei Verglei
chung mit anderen hessischen Volkstrachten die
Entstehung und Veränderung der Schwälmer-
tracht darzustellen, ein Versuch, der bisher noch
von keinem Schriftsteller unternommen ist. Daß
in der Schwalm im 18. Jahrhundert und früher
eine schwarze Tracht geherrscht zu haben scheint,
geht aus der Kopfbedeckung, die gar nicht in die
Dielmann. Frau in der Kötzekappe mit Knepptnch
jetzige Tracht paßt, aus der sogenannten Kötze-
kappe hervor, mit der noch heute die Schwälmerin
zur Abendmahlsfeier erscheint. Die Kappe ist ans