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Bücherschau.
Hejsenkunst ; 9 3 \ , 2\. Jahrgang Ulf. 2.50.
Herausgegeben von Professor Dr. Christian Rauch.
Heimatkalender der Kreise Biedenkopf, Fran-
kenberg, Kirchhain und Marburg ^9^, Isis. —.80.
Beide im Verlag von N. G. Elwert, Marburg.
Bon allen freunden der „H e s s e n k u n st" wird es
dankbar begrüßt, daß der Verlag sich entschlossen hat,
das nach Inhalt und Ausstattung als vorbildlich be
kannte Jahrbuch „Hessenkunst" trotz aller Schwierig
keiten wieder erscheinen zu lassen. In dem Maler
Felix Klipstein lernen wir einen ganz ausgezeich
neten hessischen Künstler kennen, der nur durch seine
außergewöhnliche Bescheidenheit und Zurückhaltung
noch nicht allgemein so bekannt ist, wie er es verdient.
Umso erfreulicher ist es, daß uns „Hessenkunst" die Be
kanntschaft dieses Künstlers vermittelt, Wir sehen in
dem Jahrbuch seine ausgezeichneten Holzschnitte aus
dem Tier- und Jagdleben, ferner Radierungen und
Zeichnungen aus seinem Schasfensgebiet, dem vogels
berg und dem malerischen Laubach in Hessen. Auch
die reich illustrierten Textbeiträge dürfen allgemeines
Interesse beanspruchen. So behandelt Bezirkskonser
vator Dr. Bleibaum die Kunstdenkmäler der Grafschaft
Schaumburg; Dr. Meyer-Barkhausen die Fachwerkhäu
ser des ^6. Jahrhunderts in Wildungen; Dr. Kippen
berger die Glasfenster der Elisabethkirche und Dr.
Mlga Bloch Kasseler Fayencen. Trotz der sehr hohen
Herstellungskosten ist der alte Preis von Mk. 2.50 be
stehen geblieben, und es liegt nun an allen Freunden
des Hessenlandes, diese ausgezeichnete Heimatveröf
fentlichung vor allen anderen zu bevorzugen, damit das
Unternehmen auch für die Zukunft gesichert bleibt, und
der Verlag durch ein reges Interesse immer mehr an
getrieben wird, diesen Kalender auszubauen.
Der „H e i m a t k a l e n d e r" für die obcn genann
ten Kreise ist von dem Zweigverein Mberhessen und
Hinterland des Vereins für Heimatschutz herausge
geben. Ts ist erstaunlich, welche Fülle von Bildern
und Beiträgen, die alle auf das Kapitel Heimatschutz
Bezug nehmen, hier zu dem Spottpreis von nur 80
Pfennig geboten wird. Hier ist ein Volkskalender ent
standen, der seines heimatlichen Inhalts wegen die
allerweiteste Verbreitung verdient. Der billige Preis
ist nur dadurch möglich, daß die behördlichen Stellen
der Städte und Kreise einen finanziellen Zuschuß zu
den ebenfalls sehr hohen Herstellungskosten geleistet
haben.
Franz Johannes lveinrich, „Die hei
lige Elisabeth von Thüringe n". Verlag
Josef Kösel u. Friedrich pustet, München.
Das Buch ist eine Heiligenbiographie voin strengen
katholischen Standpunkt aus, das die Katholiken dem
Verfasser besonders danken werden. Ist doch die hei
lige Elisabeth dem Volke eine der liebsten Heiligen
der katholischen Kirche. Dabei läßt der Verfasser die
Welt des Mittelalters lebensvoll wieder erstehen. Die
Probleme der Zeit der Kreuzzüge, des heiligen Franz
und der rauhen Fehden der großen und kleinen Herren
untereinander, wird vor unserem Auge lebendig. Die
Personen, insbesondere der Landgraf Konrad von
Marburg, gewinnen tiefes Leben; und in diese Welt
hinein, namentlich die der beiden letzten Männer mit
ihren gegensätzlichen und doch sich berührenden Ge
dankenkreisen, stellt Weinrich die Heilige, deren welt-
abgewandtes, beinahe visionäres Innenleben von Ju
gend auf, auch ihren Kampf und Sieg und ihr Ster
ben er mit wachsender Innigkeit schildert. Ein reli
giöses Lrbauungsbuch, aber von tiefem geistigen Ge
halt und einer schönen Sprache.
Stück, Fritz, Architekt: Um Kassels
Zukunft. Teil {. Das Aufbau-Programm.
L i n streiflichart. Überblick über meine
Arbeiten d. I. \ 9 25—1929. Kassel, Geotechn.
Verl. t930. ^ S. g°.
Lin höchsteigenartiges Buch, insofern als es nur ein
Inhaltsverzeichnis der Arbeiten des Vers, gibt, aller
dings ein recht ausführliches Inhaltsverzeichnis, das
die umfassenden Pläne einer völligen Neugestaltung
des organischen Stadtbilds von Kassel und seinen Zu
fahrtsstraßen zeigt. Über diese Pläne und die Mög
lichkeit ihrer Ausführung zu urteilen, bin ich nicht
kompetent. Stücks Buch ist eine Streitschrift gegen die
Bürokratie seiner Vaterstadt, und nach dein alten
Grundsatz im Kasseler Rathaus: „Eues Mannes
Rede ist kene Rede. Man soll die Part hören beede",
müßte man erst einmal abwarten, was die andere
Partei dazu zu sagen hat. ph. L.
R. Hallo, Geschichte der Familie Hallo.
250 Jahre a. d. Leben einer deutschen Hofjuden- und
Handwerkerfamilie. Aktenmäßig dargest., erläutert u.
m. Abb. versehen. Kassel, privatdruck J930.
In vorbildlicher Weise hat Dr. H. die Geschichte
seiner Familie erzählt. Er verfolgt sie von dem alten
Ahnherrn Abraham v. Hammersch ag, der vor dem zojähr.
Krieg in Prag lebte, auf ihren Wanderungen über
Glogau, Stendal, Berlin und Halle, bis nach Kassel,
wo sich die Familie ^729 niederließ und (8^6 das noch
jetzt bestehende Weißbindergcschäft gründete. Line
jüdische Familiengeschichte zu schreiben ist nicht leicht,
da für die ältere Zeit meist der gemeinsame Geschlechts-
naine fehlt. Die Hallo's nannten sich z. B. früher
Hammerschlag, Geitzvogel, Israel, Halle; ja einer,
der später in die Fremde ging, nannte sich Cassel. Und
als J808 die westfälische Regierung die Annahme
fester Familiennamen befahl, da nannten sich Glieder
eines Stammes Halle, Schmerz, Sandfaß, Weißenthal
und Graser, Wie diese polyonymität die Forschung
erschwert, läßt sich denken. Trotzdem ist es dem Ver
fasser gelungen ein vortreffliches Kulturbild jüdisch
deutschen Lebens zu zeichnen und der hessischen Fa-
miliengeschichtssorschung einen wertvollen Beitrag zu
schenken. ph. L.
Berthold, Luise (Prof.), Hessen - Nassau
ische s Volkswörterbuch aus den für ein
Heffen-Nassauisches Wörterbuch mit Hilfe aller volks
kreise und besonders der Lehrerschaft der preußischen
Provinz Hessen-Nassau einschließlich Waldecks, der
hessischen Provinz Dberhessen, des rheinischen Kreises
Wetzlar und des westfälischen Kreises Wittgenstein
von Ferdinand Wrede angelegten und verwalteten
Sammlungen ausgewählt und bearbeitet. II. Band.
4. Lieferung, Bogen J3—^ (Loppcher—Marienkäfer).
Marburg, ^30. N. G. Elwert, Mark 2.50.
Die neue Lieferung beweist wieder die Meisterschaft
der Verfasserin, aus den vielen zusammengekommenen
Zetteln die einzelnen Wörter zu kleinen Abhandlungen
zu verarbeiten, die den Leser mühelos über alles