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Wolf h a g e n. Die in der Nähe der Stadt lie
genden Kolonien Philippinenburg, Philippinendorf
und Philip pin-enth-al können in diesem Jahre auf ein
IbOjähriges Bestehen zurückblicken. Sie wurden 1778
unter der Regierung des Landgrafen Friedrich von
Hessen gegründet und gehören politisch und- kirchlich
zur G-em-eind-e Wolfhagen. Die Kolonisten haben die
Absicht, aus Anl-aß des Jubiläums eine kleine Feier
zu veranstalten.
Friedberg. Die einstige französische Sprache
insel Friedrichs-dorf ist jetzt fast vollständig ein-ge-
d-eutscht. Vertriebene Hugenotten wurden um 1660
vom Landgrafen Friedrich von Homburg -aufgenom
men und angesiedelt. Keinem Deutschen war es ge
stattet, fick in Frie-dr-ichs-dorf niederzulassen, kein
Friedrichsdorser -durfte eine Deutsche ehelichen. Dis
ins 20. Jahrhundert hinein war Französisch- -die Um
gangssprache, der Go-ttesd-ienst fand in französischem
Ritus statt. In Familien, Pensionaten, Kleinkinder
schulen -wurde bie französische Sprache mit Sorgfalt
gepflegt. Ueber 200 Jahre lag so Fri-edrichsdor-f -als
französische Sprachinsel innerhalb- rein deutschen Ge
bietes. Als die Franzosen 1920 Fri-edrichsdorf be
setzten, waren- sie überrascht, hier Landsleute zu fin-
d-eu. Die Friedrichsdorfer aber -fühlten -absolut -deutsch
und -lehnten die Freundschaft d-er -Franzosen ab. Der
anwachsende starke Verkehr und die Freizügigkeit
h-aben seit etwa 40 Jahren den Gebrauch- der fran
zösischen Sprache mehr und mehr zurückgedrängt, so
daß heute -deutsch vorherrscht. — Gelegentlich der Ge
neralversammlung -des Verkehrs-Vereins wies Professor
Ferdinand Dreher darauf hin, -daß nicht n-ur d-ie Wei-
terarb-eit des G-eschich-tsvereins, so-n-d-ern auch der Be-
stand -der städtischen Sammlung-en -ernstliche gefährdet
sei. Dem Geschichtsverein stehen- keine hochherzigen
Mäzene wie vor dem Kriege zur Seite, -und- auch- die
Vereinsnachrichten.
H e s s i s ch e r G -e s ch i ch -t s v e r e i n. Zur Er
gänzung unseres letzten Berichts über -d-en Ausflug -des
Marbur -g -e r Vereins nach- Burg Hohenfels
weisen -wir -darauf hin, daß nachträglich noch ein
ausführlicher Bericht in d-er „Oberhess. Zeitun-g" vom
26. April -erschien.
Der F u l d a e r Ges ch i ch t s v e r -e -i n hielt am
25. April feine Genera-lver-fammlun-g -unter L-eitung
des st-ellve rtreten den Vorsitzenden- Domkapit-ulars Pro f.
Dr. Richt e r ab. Nach seinem Bericht beträgt die
Mitgliederzahl 256 gegen 287 im Vorj-ahr; außerdem
bestehen noch Ortsgruppen in Flieden, Petersbevg und
Bad Salzschlirf mit zusammen 104 Mitgliedern. Die
Versammlung -bestätigte den -bisherigen- Vorstand
(Oberbürgermeister Dr. Ant-oni 1., Domkapitular
Prof. I)r. Richter 2. Vorsitzender, Wein-großhändler
E-d. Schm-itt Kassenführer, Pros. Dr. Haas, Prof. Dr.
Vonderau, Dr. Kr-am-er), und wähle an Stelle Prof.
Dr. -Scher-e-vs, der -nach langjähriger eifriger Mit
arbeit fein- Vovstan-dsamt niederlegte, Stud-i-enrat
Bairgon neu in den Vo-rftand-. Nach idem gefchäft-li-ch-en
Teil sprach Pros. Dr. Vonderau an Hand von
Skizzen und photo-graphischen Aufnahmen über die
F -o r -s ch u n g a m B ü r a b -e r g bet Fritzlar. Schon
1926 -waren die Forschungen über die frühere Kirche
ziemlich abgeschlossen. Es ergab sich die Aufdeckung-
einer Taufzelle mit -einem Taufbrunnen. dem -einzigen-,
der aus d-er Zeit des Bonifatius in- Germanien bisher
aufgefunden wurd-e. Nunmehr -hat man auch d-ie Be
festigungsanlage -auf dem Bürab-erg aufgefunden aus
Stadt muß an allen Ecken und Enden sparen. Unzu
reichende Mittel wirken lähmend -auch auf die Wirk
samkeit des ehrenamtlich tätigen- -Leiters von Museum
und Archiv. Im Interesse des weiteren Ausbaues
dieser heimatkundlich so wichtigen Institute wäre
Unterstütz-ung von Staatswegen und aus Pvivat-
krei-fen dringend erwünscht.
Das 100j ähri ge Gesch-äftsj ubtläum
beging die Kausmannsfamilie H. Mohr in- Spangen-
b-erg. Nach dem 1870 erfolgten Tode d-es Gründers
der -Firma- d-es Kaufmanns Johannes Sal-zmann. ging
d-as Geschäft an -dessen Schwiegersohn Heinrich Mohr
über. Nach diesem übernahm es- 1906 sein -Sohn Ri
chard Mohr, und nach dessen Tod -w-urd-e Georg Mohr
Leiter des Hauses.
Z i e r e n b e r g. Die W ied-e rhe r stellu ng sa rb eiten
an unserem, noch -s-pä-tgotisch-en -Charakter tragenden
und- 1459 vollendeten- Rathaus stehen vor ihrem Ab
schluß, so -d-aß -die Einweihung -des prachtvollen Fach
werkbaues bereits- -am -23. Mai! erfolgen -kann.
Linge Ibach. Eine alte Gepflogenheit besteht
auch Heute noch in unserem Dorfe. In -der Walpur
gisnacht fand- sich an d-em Abend- die männliche Dorf-
jugend- zusammen, alle mit Peitschen verseh-en, um- die
Hexen zu vertreiben. Sie zieht d-aNn abwechselnd
peitschekn-allend durch di-e Straßen. Man sagt ge
wöhnlich, d-ie Hexen -werden -geschnappt, und jckder von
-d-en Burschen, d-er sich- hierzu seine Peitsche sein in
Ordnung brachte, will am stärksten knallen.
B e r i ch t i g u n g. In dem Aufsatz über die D i -
t a l i s n -a ch t in der letzten Nummer h-aben sich -einige
Druckfehler eing-eschlich-en. Es muß heißen Seite 98,
Feile 2 „Fründ" statt „Freund", -Seite 100. Zeile 20
„grauet" statt „grämet" und -Seite 100, Anmerkung 7
„Weinstraße" statt „Mainstraß-e".
d-er Zeit, wo dort ein Bischofssitz errichtet wurde. So
hat man !die Tore d-er Defestigun-g durch den Spaten
festgestellt. Di-e Forschungen -werden- jetzt im Innern
der -einstigen „-Stadt" fortgesetzt, und -es ist nicht
ausgeschlossen, d-aß sie di-e sonst so undurchsichtigen
ersten Jahrhunderte -der christlichen Zeitrechnung in
unserer Heimat aufhellen werden. — Prof. Dr. Von
derau zeigte dann noch -einige bemerkenswerte neue
Funde vom Haimberg und- -erwähnte noch -Scherben-
funde aus der Stöckelfer Gegend, die beweisen, daß
tatsächlich -d-i-e Bevölk-erung dieser Fuld-a-er Gegend es
w-ar, die auf der Milseburg, wo sich die gleichen
Scherben finden, in Notzeiten ihre Zuflucht suchte.
(Bericht: „Fuld-aer Ze-itg-." vom 27. 4.)
Der Hersfelder Geschichtsverein beging am
28. und- 29. April die Feier d-er 550jährigen Wieder
kehr d-er Vitalisnacht (vgl. unseren Auffatz im April-
heft). Eingeleitet wurd-e sie am 28. April -durch eine
Gedächtnisfeier am Vitaliskreuz, in deren Mittelpunkt
die Festrede von Lehrer Wilhelm Ne uh-aus stand.
Der Vorstand des Geschichtsvereins und der Magistrat
legten Kränze an dem (wie die Sturmhaube -am
Rath-aus) geschmückten Kreuz nieder. Es folgte um
8 Uhr ein Festabend- des Hersfelder Geschi-chtsv-er-eins
mit Vorspruch, Begrüßungsansprach< des Studien
direktors Dr. Schoos, Rezitationen und Festvortrag
des Lehrers Wilhelm Neuhaus. Den Beschluß bildete
Sonntag früh der, Festgottesdienst in der -Stadtkirche,
bei dem Kreispfarver C l e r m o n t - Eschwege, der
Verfasser des Hei-matfestspieles „Vitalisnacht". die