Full text: Hessenland (39.1927)

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HessenlanH 
Illustrierte Mnatsblätter für Heimatsorschung, Kunst und Literatur 
Schriftleiter Paul Heidelbach, Kassel. Unter Mitwirkung von Bezirkskonservator Baurat vr. H o l tm ey er, Kassel ,- 
Direktor der Landesbibliothek vr. Hopf, Kassel,- Lyzeallehrer Ke ller, Kassel,- Staatsarchivrat vr. Kn et sch, Marburg ,- 
Oberbibliothekar Professor Vr. Losch, Steglitz,- Schriftsteller Heinrich Ruppel, Homberg,- Professor vr. Schaefer, 
Kommissar für Naturdenkmalpflege im Reg.-Bez. Kassel,- Geheimrat Universitätsprofessor vr. Schröder, Göttingen ,- 
Universitätsprofeffor vr. Schwa nt ke, Marburg,- vr. Werner Sunkel, Marburg,- Professor vr. Vonderau, Fulda ,- 
Universitätsprofessor vr. W e d e k i n d, Marburg. 
— 3m Einverständnis mit den Vereinen: - > ~ — 
Verein für hessische Geschichte und Landeskunde,- Hessischer Gebirgsverekn,- Knüllgebkrgsverekn,- Allgemeiner Deutscher 
Sprachverein, Kassel,- Verein für Naturkunde, Kassel,- Geologischer Verein, Marburg,- Biologische Vereinigung, Marburg,- 
Gesellschaft für Fainilienkunde in Kurhessen und Waldeck,- Hessischer Volksschullehrerverein. 
> Bezugspreis vierteljährlich 2.— Mark ^ 
39, Jahrgang Heft 4 Kassel, April 1927 
Falkenberg. 
Ter Wanderer, der die Poststraße von Wabern 
nach .Homberg an der Esze geht, erblickt etwa in 
der Mitte des Weges im Osten zwischen dem wal 
digen Harlerberg und dem kahlen Rücken des Mosen 
berges einen kleinereit bewaldeten Bergkegel, der 
neuerdings durchforstet, jetzt wieder einige Mauer 
trümmer zeigt. Es sind die Ruinen der asten 
Ritterburg Falkenberg, unter der auf und am Berge 
auch das Torf gleichen Namens sichtbar ist. „Die 
Burg gehörte einstmals zu den geräumigsten in 
Hessen und bestand aus einem Hochschloß mit großer 
Unterburg. Vom Hochschloß stehen noch Umfassuugs- 
mauern, sowie der alte viereckige Bergfried, mit 
einem hergestellten Untergeschoß, das jetzt eilt Zim- 
mer enthält. Ost- und Südseite sind mit einem 
kolossalen Graben umgeben, aus letzterer Seite ist 
ferner ein Zwinger vorgebaut, dessen ausfallende 
Halbrundtürme auf eine Entstehung gegen Ende 
des 15. Jahrh. Hinweisen, hier befindet sich auch 
die Angriffsseite, während die übrigen Burgeiu- 
fnssungen bis an den Steilhang vorgeschoben sind." 4 
Wie alt die Burg ist, ist schwer zu sagen. In 
den Urkunden kommt sie zuerst 1250 als Walceuberc 
vor und gehörte denen v. Hebel, von denen eine 
Linie seit 1270 den Rainen v. Falkenberg annahm. 
Tie Ritter v. Falkenberg 1 2 , seit 1309 Lehnsleute 
des Landgrafen, ivaren ein rauflustiges Geschlecht. 
1 Happel, Burgen in Niederhessen (1903) S. 150. 
2 Nicht zu verwechseln mit den andern Falkenbergen, 
die zu der Familie v. d. Malsbnrg gehörten und nach 
der verfallenen Falkenburg bei Zierenberg ihren Namen 
trugen. Zn ihnen gehörte Tilo v. F., der 1475 bei 
der Verteidigung von Neuß fiel, und Dietrich v. F., der 
berühmte Verteidiger vvn Magdeburg gegen Tilly. Dies 
Geschlecht starb 1733 aus. Hessenland 9, 116. 
Von Dr. Philipp Losch. 
Ter bekannteste von ihnen war Eunzmann v. Fal 
kenberg, der zusammen mit dem Grafen Friedrich 
von Waldeck und Friedrich v. Hertingshausen mit 
5. Juni 1400 den: Herzog Friedrich v. Braun 
schweig bei Klein-Englis auflauerte und ihn an 
der Stelle erschlug, wo noch heute ein altes Stein 
denkmal, das sog. Kaiserkreuz, an die blutige Tat 
erinnert. 3 3 Das in mehreren Linien blühende Ge 
schlecht geriet im Laufe der Zeit in Verarmung 
und starb 1613 mit Georg v. Falkenberg aus. Die 
Burg auf dem Berge war schon lange vorher in 
Verfall geraten, seitdem die Familie um 1510 sich 
am Fuße des Berges einen neuen stattlichen Wohn 
sitz erbaut hatte, der dann nach dem Erlöschen des 
Geschlechtes dem Lehnsherrn, dem Landgrafen von 
Hessen, anheimfiel. Der alte Merian 4 nennt es 
ein „wolerbautes lustiges Schloß" und sagt von 
ihm weiter: „die^s jetzige neue Hauß hat gegen 
Süden und Westen ein überauß herrliches Auß- 
sehen (—Aussicht!), in welchem man den mehrer- 
theils dessen, so man auff dem Schloß .Homberg 
sihet, auch wahrnehmen kan; insonderheit gegen 
Fritzlar, Waldeck und dem Stifst Cölln, in selbiges 
wie auch das Waldeckische Gebürge. Das Hauß 
an sich selbst ist mit vielen feinen Gemächern, von 
Sälen, Mahlerey und andern: gezieret, hat einen 
langen räumlichen Hoff, so theils zur Wohnung, 
theils zur Viehezucht, so an diesem Ortt sehr statt 
lich, getheilt ist; wiewol solche Gebäwe, wie auch 
das Torfs vom Brande An. 1640 ziemlich Schaden 
gelitten. Zunächst an dem Hausse wie auch hin und 
wider am Holtze hat es sehr schöne und viel nutz- 
3 Justis Hess. Denkwürdigkeiten 3, 394. 
4 Topographia Hassiae (1655) 92.
	        
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