73
HessenlanH
Illustrierte Mnatsblätter für Heimatsorschung, Kunst und Literatur
Schriftleiter Paul Heidelbach, Kassel. Unter Mitwirkung von Bezirkskonservator Baurat vr. H o l tm ey er, Kassel ,-
Direktor der Landesbibliothek vr. Hopf, Kassel,- Lyzeallehrer Ke ller, Kassel,- Staatsarchivrat vr. Kn et sch, Marburg ,-
Oberbibliothekar Professor Vr. Losch, Steglitz,- Schriftsteller Heinrich Ruppel, Homberg,- Professor vr. Schaefer,
Kommissar für Naturdenkmalpflege im Reg.-Bez. Kassel,- Geheimrat Universitätsprofessor vr. Schröder, Göttingen ,-
Universitätsprofeffor vr. Schwa nt ke, Marburg,- vr. Werner Sunkel, Marburg,- Professor vr. Vonderau, Fulda ,-
Universitätsprofessor vr. W e d e k i n d, Marburg.
— 3m Einverständnis mit den Vereinen: - > ~ —
Verein für hessische Geschichte und Landeskunde,- Hessischer Gebirgsverekn,- Knüllgebkrgsverekn,- Allgemeiner Deutscher
Sprachverein, Kassel,- Verein für Naturkunde, Kassel,- Geologischer Verein, Marburg,- Biologische Vereinigung, Marburg,-
Gesellschaft für Fainilienkunde in Kurhessen und Waldeck,- Hessischer Volksschullehrerverein.
> Bezugspreis vierteljährlich 2.— Mark ^
39, Jahrgang Heft 4 Kassel, April 1927
Falkenberg.
Ter Wanderer, der die Poststraße von Wabern
nach .Homberg an der Esze geht, erblickt etwa in
der Mitte des Weges im Osten zwischen dem wal
digen Harlerberg und dem kahlen Rücken des Mosen
berges einen kleinereit bewaldeten Bergkegel, der
neuerdings durchforstet, jetzt wieder einige Mauer
trümmer zeigt. Es sind die Ruinen der asten
Ritterburg Falkenberg, unter der auf und am Berge
auch das Torf gleichen Namens sichtbar ist. „Die
Burg gehörte einstmals zu den geräumigsten in
Hessen und bestand aus einem Hochschloß mit großer
Unterburg. Vom Hochschloß stehen noch Umfassuugs-
mauern, sowie der alte viereckige Bergfried, mit
einem hergestellten Untergeschoß, das jetzt eilt Zim-
mer enthält. Ost- und Südseite sind mit einem
kolossalen Graben umgeben, aus letzterer Seite ist
ferner ein Zwinger vorgebaut, dessen ausfallende
Halbrundtürme auf eine Entstehung gegen Ende
des 15. Jahrh. Hinweisen, hier befindet sich auch
die Angriffsseite, während die übrigen Burgeiu-
fnssungen bis an den Steilhang vorgeschoben sind." 4
Wie alt die Burg ist, ist schwer zu sagen. In
den Urkunden kommt sie zuerst 1250 als Walceuberc
vor und gehörte denen v. Hebel, von denen eine
Linie seit 1270 den Rainen v. Falkenberg annahm.
Tie Ritter v. Falkenberg 1 2 , seit 1309 Lehnsleute
des Landgrafen, ivaren ein rauflustiges Geschlecht.
1 Happel, Burgen in Niederhessen (1903) S. 150.
2 Nicht zu verwechseln mit den andern Falkenbergen,
die zu der Familie v. d. Malsbnrg gehörten und nach
der verfallenen Falkenburg bei Zierenberg ihren Namen
trugen. Zn ihnen gehörte Tilo v. F., der 1475 bei
der Verteidigung von Neuß fiel, und Dietrich v. F., der
berühmte Verteidiger vvn Magdeburg gegen Tilly. Dies
Geschlecht starb 1733 aus. Hessenland 9, 116.
Von Dr. Philipp Losch.
Ter bekannteste von ihnen war Eunzmann v. Fal
kenberg, der zusammen mit dem Grafen Friedrich
von Waldeck und Friedrich v. Hertingshausen mit
5. Juni 1400 den: Herzog Friedrich v. Braun
schweig bei Klein-Englis auflauerte und ihn an
der Stelle erschlug, wo noch heute ein altes Stein
denkmal, das sog. Kaiserkreuz, an die blutige Tat
erinnert. 3 3 Das in mehreren Linien blühende Ge
schlecht geriet im Laufe der Zeit in Verarmung
und starb 1613 mit Georg v. Falkenberg aus. Die
Burg auf dem Berge war schon lange vorher in
Verfall geraten, seitdem die Familie um 1510 sich
am Fuße des Berges einen neuen stattlichen Wohn
sitz erbaut hatte, der dann nach dem Erlöschen des
Geschlechtes dem Lehnsherrn, dem Landgrafen von
Hessen, anheimfiel. Der alte Merian 4 nennt es
ein „wolerbautes lustiges Schloß" und sagt von
ihm weiter: „die^s jetzige neue Hauß hat gegen
Süden und Westen ein überauß herrliches Auß-
sehen (—Aussicht!), in welchem man den mehrer-
theils dessen, so man auff dem Schloß .Homberg
sihet, auch wahrnehmen kan; insonderheit gegen
Fritzlar, Waldeck und dem Stifst Cölln, in selbiges
wie auch das Waldeckische Gebürge. Das Hauß
an sich selbst ist mit vielen feinen Gemächern, von
Sälen, Mahlerey und andern: gezieret, hat einen
langen räumlichen Hoff, so theils zur Wohnung,
theils zur Viehezucht, so an diesem Ortt sehr statt
lich, getheilt ist; wiewol solche Gebäwe, wie auch
das Torfs vom Brande An. 1640 ziemlich Schaden
gelitten. Zunächst an dem Hausse wie auch hin und
wider am Holtze hat es sehr schöne und viel nutz-
3 Justis Hess. Denkwürdigkeiten 3, 394.
4 Topographia Hassiae (1655) 92.