In bei Tut kam Heidecke bann auch bis Eisenach, wo
er starb.
A r ch i v für Familienforschun g. Vom Vor
stände der „Gesellschaft für Familienkunde in Kurhessen
und Walbeck" wirb uns geschrieben:
Der in Heft 10 des „Hessenlanbes" ausgesprochene
Wunsch, es möge ein hessisches Archiv für Familienfor
schung angelegt werben, hat bereits seine Erledigung ge
funden. Die „Gesellschaft für Familienkunde in Kur-
hessen und Waldeck" besitzt ein solches Archiv. Sie ist
gern bereit, Anfragen daraus zu beantworten, bittet
aber andererseits, sie durch Zuweisung von Ahnenlisten,
Stammbäumen und Familienpapieren aller Art zu
Bücherschau.
Tie Bau- und Kunstdenkmäler im Regierungsbezirk
Cassel. Band 7. Kreis Hofgeismar. Erster Teil.
Schloß Wilhelmstab Im Aufträge des Be
zirksverbandes vom Regierungsbezirk Cassel be
arbeitet von Friedrich Bleibaum. Mit
105 Tafeln nach photographischen Aufnahmen und
Zeichnungen. Cassel. Selbstverlag der Landesver
waltung Auslieferung Ferd. Keßlersche Buchhand
lung 1926. (VIII, 152 Seiten und 105 Tafeln.)
Preis geheftet 25 RM, halbleinen 30 RM, halb
leder 35 RM, Liebhabereinband in Ganzleinen
40 RM.
Tie verdienstvolle Reihe der Jnventarisationswerke
der Bau- und Kunstdenkmäler unseres Regierungsbe
zirks ist durch einen neuen stattlichen Band ergänzt
worden, der auch über Hessen hinaus eine starke An
ziehungskraft ausüben wird; behandelt er doch jenes
köstliche Wilhelmsthaler Schlößchen, das.Gurlitt schon
vor mehr als einem Mer^chenalter als eine der reiz
vollsten Schöpfungen Deutschlands bezeichnete. Legt
der reiche Bildnisschmuck hiervon beredtes Zeugnis ab,
so löst der von Dr. Bleibaum verfaßte, durchweg aus
den Quellen fußende Text manche Frage, die bisher
auch dem Fachmann offen geblieben war. Wenn auch
der Jnventarcharakter zu knapper Darstellung zwang,
so ist doch in der Fülle des Stoffes auch das scheinbar
Geringste berücksichtigt, so daß uns ein abgeschlossenes
Bild der künstlerischen Kultur des 18. Jahrhunderts ent
gegentritt. Im ersten Teil, der die Geschichte der
ganzen Anlage behandelt, sehen wir, wie oft der heutige
Gutsbezirk Wilhelmsthal (warum in Ortsnamen die
neue Orthographie?) im Lauf der Jahrhunderte seinen
Besitzer gewechselt hat; die Siedlung Amelgotzen, schon
in der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts nachweisbar,
geht aus dem Besitz des Erzbistums Mainz nachein
ander an das Kloster Helmarshausen, an den hessischen
Landgrafen Heinrich II., an die Familie von Schachten,
die Brüder vom Weißen Hof in Kassel, an den Mergen-
hof in Jmmenhausen, wieder an die von Schachten und
1643 an die Landgräfin Amelia (nicht Amalie) Elisabeth
über, die wohl in diesem ihrem Amelienthal einen Som
mersitz plante, aber schon 1651 verstarb. Landgraf Karl
überließ diesen Sitz seinem Sohne Wilhelm (VIII.), der
sich schon als Statthalter zu einem Neubau des Herren
hauses njib einer großzügigen Parkanlage entschloß.
Es entsteht 1749 der Nordflügel, 1753 der Südflügel,
beide durch Karl du Rh, die technische Oberleitung beim
Mittelban hat der spätere Oberst Huth und nach ihm
Simon Louis du Rh. Die Bildnisse der Ahnen- und
Schönheitsgalerie und die Supraporten stammen zum
größten Teil vom älteren I. H. Tischbein, die dekora
tive Ausgestaltung, die unvergleichliche Raumkunst ist
Schöpfung Johann August Nahls. Das nachdrücklich
unterstützen. Nähere Auskunft erteilen gern die Mit-
glieder des geschäftsführenden Vorstandes der Gesellschaft:
Regierungsrat v. D i t f u r t h, Kassel, Reginastraße 16,
Zolldirektor i. R. W o r i n g e r, Kassel, Kölnische Str. 84,
Direktor Dr. G r e v e, Kassel, Dörnbergstraße 3.
K u n st n o t i z. Tie Kasseler Ausstellung der Werke
des vor Jahresfrist verstorbenen Malers Friedrich F e n -
n e l, die im Vorjahr nach Gießen ging, wird durch Ver
mittlung Professor Berningers im März ihren Weg
nach Mannheim, Karlsruhe, Stuttgart, Heidelberg, Heil
bronn und Bruchsal nehmen und so hoffentlich auch in
Süddeutschland der Kunst dieses trefflichen Hessenmalers
viele Freunde gewinnen.
unterstrichen zu haben ist das unbestreitbare Verdienst
Bleibaums. Gerade hier hätten wir gern mehr erfahren.
Das härte aber ein weiteres Ausholen auf Nahls
frühere Schöpfungen für Friedrich den Großen in Charlot
tenburg und Potsdam erfordert, und so sind wir hier aus
das mit Spannung erwartete Werk des Verfassers über
I. N, Nahls Lebenswerk angewiesen. Bleibaum räumt
u. a. auch mit der Legende von den zahlreichen, durch
Joröme beschafften Möbeln auf, die längst vor Jerome
zum größten Teil Erzeugnisse des' hochwertigen Kasseler
Kunsthandwerks sind. Große Veränderungen brachte
dann das Jahr 1822, als Wilhelm II. zahlreiche Wil-
helmshöher Schloßmöbel nach Wilhelmsthal bringen ließ,
wobei gleichzeitig viele Rokokomöbel untergingen. Auch
die kostbaren Tapeten, die allgemein als Rokokodekoration
galten, wurden erst damals geschaffen. Tie Entwicklung des
Gartens kann Bleibaum an der Hand von 5, bis auf
einen bisher unbekannten Plänen eingehend rekonstru
ieren, wenn auch die Frage nach dem Schöpfer des
Rokokogartens noch ungelöst bleiben muß. Nachdem
unter Friedrich II. Schloß und Garten wirklich vollendet
waren, weicht 1795 durch Karl Hentze unter Leitung
von Schwartzkopf die architektonische Gestaltung des
holländisch-französisch beeinflußten Rokokoparkes dem
natürlichen Wachstum der englisch beeinflußten Roman
tik. Der zweite Teil bringt auf nahezu hundert Folio-
1 eiten den Jnventarbestand, der Anhang u. a. eine über
sichtliche Zusammenstellung der Rechnungsbelege und
damit zugleich eine Fülle wertvollen Materials zur
Geschichte des heimischen Kunsthandwerks. Zu bedauern
bleibt, daß das prächtige Werk trotz seinem relativ bil
ligen, nur die Auslagen der Landesverwaltung deckenden
Preis bei den heutigen Verhältnissen manchem uner
reichbar bleiben wird. Hbach.
Werner Meyer-Barkhause n. A l s f e l d. Mit
7 Plänen, 91 Abbildungen und 56 Seiten Text.
Marburg (N. G. Elwert) 1927. Preis 4 RM.
Es muß dem Elwert-Berlag in Marburg hoch ange
rechnet werden, daß er sich durch die Ungunst der Zeiten
in seinen Verlagsplänen nicht beirren läßt. So konnte
soeben Werner Meyer-Barkhausen, dem wir die Mono
graphie über die Elisabethkirche verdanken, eine neue
Schriftenreihe „Alte Städte in 5) e s s e n" mit
einem Alsfeldband eröffnen. Alsfeld ist um 1231 Stadt
geworden. Es gibt nicht allzuviele Städtchen, in denen
seit dem Mittelalter die Werke künstlerisch schaffender
Generationen zu einem so einheitlichen Gesamtkunst
werk, dem Stadtbild, zusammenflössen, und in denen
die Kultur so stark die Handwerksleistungen durchdrang.
Erst nach dem 30jährigen Krieg wird aus der ansehn-
licheu Handelsstadt ein Land- unö Ackerstädtchen. Das
19. Jahrhundert bringt zwar einen wirtschaftlichen Wie
deraufstieg, aber eine künstlerisch lvenig erfreuliche Ent-