Full text: Hessenland (39.1927)

Aus alter und neuer Zeit. 
Ein junger Dichter. 
Pfleger für kulturgeschichtliche Bo - 
ziger Jahren ein Junge mit uns zur Schule, Fritz R. 
mit Namen. Er war eine künstlerisch veranlagte Per 
sönlichkeit. Seine Karikaturen bekannter Stadtoriginale, 
die er mit Kohle oder Kreide an jede Fläche schmierte, 
die nur irgend dazu geeignet war, waren vortrefflich, 
seine Erzählergabe so großartig, daß sich an manchem 
lauen Sommerabend eine große Schar Jungen auf dem 
Turnhagen sammelte, um ihm zuzuhören. Er saß auf 
der Leiter des Turngerüstes, und über und unter ihm, 
ja selbst oben auf dem Querbalken hockten rittlings die 
Jungen. Dann erzählte er z. B., wie der Metzger R., 
der Ziegenhirte N. und noch ein anderes Original in 
der Kommode ihrer Großmutter eine Reise über das 
Weltmeer nach Afrika machten. Die Schilderung war 
von überwältigender Komik, weil sie jeden Teilnehmer 
der Fahrt in seiner bekannten Eigenart vor Augen 
malte. Von seinen Gedichten habe ich in meinen alten 
Papieren leider nur noch eins gefunden, das in heimat 
licher Mundart das Gespräch zweier Schnapser über 
den Branntwein wiedergibt. Wegen feiner Originalität 
verdient er es wohl, weiteren hessischen Kreisen bekannt 
zu werden, wenn es auch mundartlich oft nicht ganz 
richtig ist. Die Eltern des Dichters verzogen im Jahre 
1876 nach Fulda, und dort soll er schon bald nachher 
an der Schwindsucht gestorben sein. Fr. 
De Branntwin smekkt doch gar so god, 
he spölt de Gorgel rene, 
he wärmt dat Harte, 
röhrt das Blot 
un makt auk muntre Beene. 
Tom Tüwel all de Medezin 
Aus Heimat und Fremde. 
Pfleger für kulturgeschichtliche Bo 
denaltertümer. Der Oberpräsident hat durch Er 
laß vom 23. Dezember 1926 gemäß Ziffer 5 der Aus 
führungsbestimmungen vom 30. Juli 1920 zum Aus- 
grabungsgefetz vom 26. März 1914 ehrenamtlich zum 
Pfleger für kulturgeschichtliche Bodenaltertümer bestellt 
für die Kreste Eschwege: Schulrat Dittmar, Eschwege, 
Lehrer H. Wittmann, Hitzelrode, Lehrer Jäger, Eschwege. 
Frankenberg: Oberförster Frhr. v. Berlepsch, Vöhl, 
Lehrer Theiß, Dodenhausen, Post Jesberg, Lehrer Fritz 
Himmelmann, Rosenthal. Fritzlar: Rektor Wickenhöfer, 
Gudensberg. Gelnhausen: Rektor Kaufmann, Geln 
hausen. Gersfeld: Lehrer L. Storch, Weyhers. Hers- 
feld: Studienassessor Schmidt, Hersfeld. Hofgeismar: 
Rektor H. Grosse-Heitmeyer, Hofgeismar, Studienrat 
Dr. Andrae, Hofgeismar, Hauptlehrer Schier, Hom 
bressen. Homberg: Lehrer Boley, Dillich. Hünfeld: 
Rektor Sondergeld, Hünfeld. Kirchhain: Pfarrer Fürst, 
Amöneburg. Melsungen: Lehrer S. Müller, Melsungen, 
Lehrer Heinlein, Spangenberg, Lehrer F. Thauer, Gen 
fungen. Rotenburg: Lehrer H. Faber, Sontra, Lehrer 
Schulz, Bebra, Lehrer Stumpf, Obersuhl, Lehrer Flach, 
Hönebach. Schlüchtern: Rektor Maldfeld, Schlüchtern. 
Witzenhausen: Lehrer W. Hauck, Kleinalmerode. Wolf 
hagen: Lehrer Kempf, Oberlistingen, Justizinspektor §. 
Aufsarth, Wolfhagen, Lehrer W. Eysel, Bründersen, 
Rektor F. Hufschmidt, Zierenberg. Ziegenhain: Haupt 
un all de Plasterschmere! 
De Branntwin fall min Dotier sin, 
de Schnaps fall mick kurere. — 
Süh, Krischan, wenn ick uppestah, 
un 's is mick noch so dulle, 
dann rop ick fix: „Sofiken, gah 
nu lang mick ma de Pulle!" 
Dat quullert denn tom Magen rin, 
führt worm im Liewe rümme, 
un Forsche krieg ick, frohen Sinn, 
de Dusel, der is ümme. 
Un an de Arbiet frisch un froh 
un an das Misten geih ick, 
de Greipe schwing ick, 't kracht nur so. 
Nit, Krischan, dat versteih ick? — — 
Jau, brummt de Krischan, weet ick woll, 
von emme kam'me leren. 
Vom Branntwin aberst, Nolde, soll 
me gar so zittrig weren. — 
I, spricht der Nolde, ganz erbost, 
dat lüggen de Gelehrten, 
de Branntwin giwwet Kraft un Trost, 
wat hät me süs up Erden! — 
Nä, sad de Krischan, dat 's nun so, 
ick Han et sülwst verspüret, 
mick kummt männ'gmal en Zittern an, 
wie 'n ales Wies, wenn's frieret. — 
I, säd de Nolde, Krischan, süh! 
will mick dat Zittern kommen, 
dann weet ick auk 'u Mettel for: 
'n Bittern moß'te nommen. 
'n Bittern is for allens god, 
däut dick de Buchch so kniepen, 
wenn dick de Kopp so brennen tut, 
moßt nur zur Pulle griepen. 
lehrer L. Korell, Schrecksbach, Pfarrer Hütteroth, Treysa, 
Lehrer Fr. Schäfer, Michelsberg. 
H o ch s ch u l n a ch r i ch t e n Marburg: Der Geh. 
Kons.-Rat Professor D. Dr. G. A. I ü l i ch e r, der 
frühere langjährige Vertreter des Neuen Testamentes 
und der Kirchengeschichte in der theol. Fakultät beging 
am 26. Januar feinen 70. Geburtstag. — Antritts 
vorlesungen hielten Dr. med. Otto Geßner über 
„Digitalis", Dr. Hans Naujoks über „die Berech 
tigung und Methodik der Schmerzlinderung unter der 
Geburt", Dr. Hans-Otto Neumann über „Flaoerckia 
praevia“, Dr. med. et med. vet. Hans-Joachim Arndt, 
1. Assistent am patholgischen Institut, „über verglei 
chende Pathologie", Dr. Otto Flößner über „neuere 
Anschauungen über die Konstitution der Eiweißkörper". 
— Dem stud. jur. Wilfried Krause, Sohn des 
Pfarrers Krause in Wetter, wurde die Rettungsmedaille 
am Bande verliehen. — Die drei Landeskirchen Kur 
hessen, Nassau und Frankfurt haben den Marburger 
Forsthof angekauft, um ihn anläßlich des Universitäts 
jubiläums der theologischen Fakultät als Heim für 
junge Theologen aus ihren Gebieten als Jubelgabe 
darzubieten. — Der Abgeordnete Sonnenschein bean 
tragte im preußischen Landtag, beim Jubiläumskunst 
institut eine ordentliche Professur für Prähistorie zu 
errichten und ferner ein prähistorisches Seminar ein 
zurichten und zu doUeren und ein planmäßiges Lek
	        
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