Full text: Hessenland (39.1927)

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führung der Filme regelmäßige, von außen unbeein 
flußte, individuelle Beivegungen, z. B. in der Zeit 
spanne von vierundzwanzig Stunden ein Heben und 
Senken der Blätter bei der Tabakpflanze, also natür 
liche, nicht durch Aufnahme, Licht oder Wind hervorge 
rufene Bewegungen. Tie kinematographische Wunder 
lampe hat es also möglich gemacht, unser Auge auf 
Landgraf Philipp der Großmütige. 
Standbild am Denkmal in der St. MartinSkirche zu Kassel. 
(Aus „K. Schmidt, Hinterländer Heimatbuch".) 
Siehe Bücherschau 1926 S. 250. 
einen anderen Lebensrhythmus einzustellen, auf den Le 
bensrhythmus der Pflanzen. Vierundzwanzig Stunden 
sind auf eine Sekunde zusammengedrängt, und vor 
unseren Augen spielen sich bei den Pflanzen Bewe- 
gungen, die lvir sonst kaum beobachten können, ab. Nun 
kam der große Entschluß. Stickstoff hin, Stickstoff her: 
Werbearbeit hin, Werbearbeit her! Hier hatte man mit 
Höherem zu tun. Ohne jegliche Rücksicht aus geschäft 
liche Interessen wurden Ranken und Blumen aufblühend 
lind verwelkend aufgenommen. Man kann diese Bewe 
gungen nicht beschreiben, dieses Suchen, Kämpfen und 
Greifen der Kletterpflanzen, die Kramvfbewegungen der 
Knospe vor der Entfaltung, das Sterben der Blumen. 
Es fehlen der geschriebenen Sprache die Worte. Das 
schildert uns nur das bewegte Bild. Dieses lodernde 
Lied von Blühen und Welken rührt das Innerste in 
uns auf. Unsere Augen werden sehend. Wir sehen in 
einen Spiegel, wir sehen Gottes Augen im Spiegel 
der Natur. Die Blnmenfilme der Badischen Anilin- 
und Sodafabrik zeigen in ihrer Art der Ausführung 
und Wirkung, wie gerade die Technik infolge ihrer 
strengen Methodik und des lvciten Bereichs ihrer Mög 
lichkeiten geeignet und in der Lage ist, auch auf einem 
scheinbar von ihrem Tätigkeitsfeld abliegenden Gebiete 
die wissenschaftliche Forschung anzuregen und neue Schön 
heitswerte zu schaffen. — Bor dem Film werden her 
vorragend schöne Bilder aus den Gebirgen Südchiles, 
der sogenannten „Chilenische n Schwei z" ge 
zeigt. Die Photographien verdankte der Universitäts 
bund einem gebürtigen Hessen und Vorkämpfer des 
Deutschtums in Chile, Or. med. Adolfo Schürmann, 
Santiago, der die Aufnahmen jahrelang sammelte und 
kürzlich dem Universitätsbund zur freien Verfügung 
schenkte. Die Bilder wurden dem Geographischen In 
stitut der Universität überwiesen und werden jetzt zum 
erstenmale der Lssentlichkeit zugänglich gemacht. 
Jüdische Kultgegenstände. Es ist eine 
Vereinigung im Entstehen, die den Zweck hat, künst 
lerisch und historisch tvertvolle jüdische Kultusgegen 
stände, die dem synagogalen und häuslichen Gebrauch 
dienen, zu sammeln. Das gesammelte Material soll 
dem wissenschaftlichen Studium und der Öffentlichkeit 
zugänglich gemacht tverden. Auch eine Anzahl Syna 
gogengemeinden haben ihre zum Teil sehr interessanten 
und alten Bestünde an Vorhängen und anderem Gerät 
zur Verfügung gestellt. Voraussichtlich wird die Aus 
stellung der Sammlungen irrt Hessischen Landesmusenm 
erfolgen. Auch in anderen Städten, wie z. B. München 
und Würzburg, erfreuen sich diese Abteilungen der Mu 
seen des besonderen Interesses und regen Besuches des 
Publikums. 
Aus E s ch tv e g e. Tie „D i e t e m ä n n e r" wol- 
len ihreir Tntemann tvieder haben. Das Wahrzeichen 
der Stadt Eschwege, das auch ihren Bewohnern den 
Spitznamen gegeben hat, ist ein kleines Männchen, das 
auf dem Schloßturm stand und die Stunden durch .tzorn- 
töne anzeigte. Jetzt soll die Gestalt, die schon lange 
Jahrzehnte verschwunden ist, wiederhergestellt und auf 
dem alten Schloßturm tvieder aufgestellt werden. Ein 
Kind der Stadt, der Direktor der Kunstgewerbeschule 
in Hildesheim, Sandrock, will die nötigen Entwürfe 
liefern, die Mittel sollen durch freiwillige Spenden 
aufgebracht werden. 
Zierenberg. Tie Stadtverwaltung geht jetzt 
daran, das alte prächtige Rathaus in einen wür 
digen Zustand zu versetzen. Schon ist es auf allen Vier- 
Seiten von seinem alten Verputz befreit, aber die Stadt 
väter koirnten sich bis jetzt noch nicht zur Bewilligung 
der Wiederherstellungskosten entschließen. 
Aus Rüssels heim. Bei Grabungen für die 
Wasserleitung legte man Skelett- und Waffenreste, Urnen, 
Geld und andere Stücke frei, die auf eine römische 
Siedlung hindeuten. Ferner stieß man auf gut er 
haltene Reste von altgeschichtlichen Straßen der Rich 
tung Frankfurt, Mainz und Rüsselsheim nach dem 
Süden. 
Aus Hvmbe r g. - Nachdem Studiendirektor Koch, 
der letzte Seminardirektor, Homberg verlassen hat, um
	        
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