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führung der Filme regelmäßige, von außen unbeein
flußte, individuelle Beivegungen, z. B. in der Zeit
spanne von vierundzwanzig Stunden ein Heben und
Senken der Blätter bei der Tabakpflanze, also natür
liche, nicht durch Aufnahme, Licht oder Wind hervorge
rufene Bewegungen. Tie kinematographische Wunder
lampe hat es also möglich gemacht, unser Auge auf
Landgraf Philipp der Großmütige.
Standbild am Denkmal in der St. MartinSkirche zu Kassel.
(Aus „K. Schmidt, Hinterländer Heimatbuch".)
Siehe Bücherschau 1926 S. 250.
einen anderen Lebensrhythmus einzustellen, auf den Le
bensrhythmus der Pflanzen. Vierundzwanzig Stunden
sind auf eine Sekunde zusammengedrängt, und vor
unseren Augen spielen sich bei den Pflanzen Bewe-
gungen, die lvir sonst kaum beobachten können, ab. Nun
kam der große Entschluß. Stickstoff hin, Stickstoff her:
Werbearbeit hin, Werbearbeit her! Hier hatte man mit
Höherem zu tun. Ohne jegliche Rücksicht aus geschäft
liche Interessen wurden Ranken und Blumen aufblühend
lind verwelkend aufgenommen. Man kann diese Bewe
gungen nicht beschreiben, dieses Suchen, Kämpfen und
Greifen der Kletterpflanzen, die Kramvfbewegungen der
Knospe vor der Entfaltung, das Sterben der Blumen.
Es fehlen der geschriebenen Sprache die Worte. Das
schildert uns nur das bewegte Bild. Dieses lodernde
Lied von Blühen und Welken rührt das Innerste in
uns auf. Unsere Augen werden sehend. Wir sehen in
einen Spiegel, wir sehen Gottes Augen im Spiegel
der Natur. Die Blnmenfilme der Badischen Anilin-
und Sodafabrik zeigen in ihrer Art der Ausführung
und Wirkung, wie gerade die Technik infolge ihrer
strengen Methodik und des lvciten Bereichs ihrer Mög
lichkeiten geeignet und in der Lage ist, auch auf einem
scheinbar von ihrem Tätigkeitsfeld abliegenden Gebiete
die wissenschaftliche Forschung anzuregen und neue Schön
heitswerte zu schaffen. — Bor dem Film werden her
vorragend schöne Bilder aus den Gebirgen Südchiles,
der sogenannten „Chilenische n Schwei z" ge
zeigt. Die Photographien verdankte der Universitäts
bund einem gebürtigen Hessen und Vorkämpfer des
Deutschtums in Chile, Or. med. Adolfo Schürmann,
Santiago, der die Aufnahmen jahrelang sammelte und
kürzlich dem Universitätsbund zur freien Verfügung
schenkte. Die Bilder wurden dem Geographischen In
stitut der Universität überwiesen und werden jetzt zum
erstenmale der Lssentlichkeit zugänglich gemacht.
Jüdische Kultgegenstände. Es ist eine
Vereinigung im Entstehen, die den Zweck hat, künst
lerisch und historisch tvertvolle jüdische Kultusgegen
stände, die dem synagogalen und häuslichen Gebrauch
dienen, zu sammeln. Das gesammelte Material soll
dem wissenschaftlichen Studium und der Öffentlichkeit
zugänglich gemacht tverden. Auch eine Anzahl Syna
gogengemeinden haben ihre zum Teil sehr interessanten
und alten Bestünde an Vorhängen und anderem Gerät
zur Verfügung gestellt. Voraussichtlich wird die Aus
stellung der Sammlungen irrt Hessischen Landesmusenm
erfolgen. Auch in anderen Städten, wie z. B. München
und Würzburg, erfreuen sich diese Abteilungen der Mu
seen des besonderen Interesses und regen Besuches des
Publikums.
Aus E s ch tv e g e. Tie „D i e t e m ä n n e r" wol-
len ihreir Tntemann tvieder haben. Das Wahrzeichen
der Stadt Eschwege, das auch ihren Bewohnern den
Spitznamen gegeben hat, ist ein kleines Männchen, das
auf dem Schloßturm stand und die Stunden durch .tzorn-
töne anzeigte. Jetzt soll die Gestalt, die schon lange
Jahrzehnte verschwunden ist, wiederhergestellt und auf
dem alten Schloßturm tvieder aufgestellt werden. Ein
Kind der Stadt, der Direktor der Kunstgewerbeschule
in Hildesheim, Sandrock, will die nötigen Entwürfe
liefern, die Mittel sollen durch freiwillige Spenden
aufgebracht werden.
Zierenberg. Tie Stadtverwaltung geht jetzt
daran, das alte prächtige Rathaus in einen wür
digen Zustand zu versetzen. Schon ist es auf allen Vier-
Seiten von seinem alten Verputz befreit, aber die Stadt
väter koirnten sich bis jetzt noch nicht zur Bewilligung
der Wiederherstellungskosten entschließen.
Aus Rüssels heim. Bei Grabungen für die
Wasserleitung legte man Skelett- und Waffenreste, Urnen,
Geld und andere Stücke frei, die auf eine römische
Siedlung hindeuten. Ferner stieß man auf gut er
haltene Reste von altgeschichtlichen Straßen der Rich
tung Frankfurt, Mainz und Rüsselsheim nach dem
Süden.
Aus Hvmbe r g. - Nachdem Studiendirektor Koch,
der letzte Seminardirektor, Homberg verlassen hat, um