Full text: Hessenland (39.1927)

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Hebung verdienen noch die prächtigen, von feinstem 
künstlerischen Empfinden zeugenden photographischen 
Aufnahmen, die Karl Eberth aus seinem reichen 
Archiv heimatlicher Aufnahmen beisteuerte. Auch 
diese Ausstellung, deren Grundidee von Professor 
B a n tz e r, dem unermüdlichen Vorkämpfer der Er 
haltung Heimischer Naturschönheiten, stammt, wird 
hoffentlich ihre nachhaltige Wirkung nicht verfehlt 
haben. Am Abend sprach Professor Dr. Schaefer 
an der Hand zahlreicher Lichtbilder über die „Na 
turdenkmäler des Hessenlands"; er zeigte nicht nur, 
welche Fülle von Naturschönheiten über unserem 
Hessenland ausgebreitet liegt, sondern wies auch 
mit herber Kritik darauf hin, wieviel bereits un 
wiederbringlich verloren ist. Am dritten Tage 
sprachen Professor Dr. Thiele-Dresden über „Hy 
giene und Naturschutz", Ministerialrat Fischer- 
Berlin über „Landesplanung und Naturschutz", 
Dr. Lindner-Berlin über „Stadt und Naturschutz", 
Dr. Klose-Berlin über „Die sozial-pädagogische Be 
deutung des Naturschutzes". Der vierte Tag brachte 
Vorträge von Hofrat Dr. Giannoni-Wien über „Berg 
bahnen und Naturschutz" und Dr. Ammann-München 
über „Naturschutz und Schule". Als Niederschlag 
der Verhandlungen wurden eine Reihe von Ent 
schließungen angenommen. Besonders lehrreich wa- 
ren dann noch zwei gemeinsame Ansflüge. Der eine 
führte zum Sababurger Urwald, wo Schriftsteller 
Jde über die Geschichte des Reinhardswaldes und 
der Zapfenburg sprach, worauf unter Führung von 
Oberforstmeister Dörr das großartige Schutzge 
biet besichtigt wurde. Über Trendelburg und den 
Schöneberg, wo Lehrer Penndorf in die Geo 
logie der hessischen Senke einführte, begab man 
sich nach Wilhelmsthal, in dessen Schloß Dr. Blei- 
b a u m die Führung übernahm. Der folgende Tag 
galt einem Ausflug in das Gebiet der Eddertal- 
sperre und des Burghasunger Berges; hier hatten 
Prof. Dr. S ch a e f e r und Regierungsrat H e m p e l 
die Führung übernommen. Ein hessisches Heimat 
fest in der Stadthalle, in dessen Mittelpunkt die 
Aufführung von Wilhelm Jdes „Frühlingslied" 
stand, bildete den festlichen Abschluß der bedeu 
tungsvollen Tagung, die hoffentlich auch in .Hessen 
dem Gedanken des Naturschutzes viele neue Freunde 
geworben hat. 
August. 
Wir sitzen gern in weißen Stühlen, 
Mit Lehnen wohlig ausgeschweift, 
Wenn heiß der Tag der stürmisch kühlen, 
Der Wetternacht, entgegenreift. 
Die ausgespannten Hände reichen 
Den Händen sich zum stillen Bund,- 
Wie halbertappte Diebe schleichen 
Die Worte sich von Mund zu Mund. 
Noch lebt der Wunsch in unsern Träumen 
Und facht die zarte Flamme an,- 
Ein Lüftchen säuselt in den Bäumen 
Und klagt, daß es nicht sterben kann. 
Kassel. 
Vereint mit uns die Blumen warten, 
Wie lange noch das Schweigen hält,- 
Zuweilen nur im dunklen Garten 
Ein Apfel leist herunterfällt. 
Wir sitzen da in stummem Lauschen, 
Von tiefer Finsternis bedeckt — 
Da grollt es dumpf,- die Blätter rauschen, 
Aus ihrem Schlafe aufgeschreckt. 
Dann wühlt der Sturmwind in den Hägen 
Und zeigt dem Walde seine Macht,- 
Dann mit des Hammers Doppelschlägen 
Der Donner schreitet durch die Nacht. 
Fritz Kölner. 
1)0 Jahre Kasseler Kunstakademie. 
Iubilaums-Kunst-Ausstellung im Orangerieschloß 192?. Von Dr. Gustav Struck. 
2. Die Akademie im Strome der Gegen 
wart. 
Aufgewühlt, bunt und vielseitig bewegt bietet sich 
das künstlerische Leben dar, in das die Akademie heute 
richtunggebend und persönlichkeitbildend hineingestellt ist. 
Wer durch die drei Abteilungen der Gegenwart wandelt, 
der sieht an den auseinander strebenden Strömungen, 
den verschiedenartigen Techniken, Auffassungen, Durch 
führungen und Darstellungen geschauter und erdich 
teter Farbenwirklichkeit den revolutionären Durchbruch 
durch veraltete Schönheitskonvention, abgebrauchte Pose 
und überlebte typische Bilderfabrikation, den bewußten 
Auftrieb zu einer neuen Geistigkeit, die 
unter wechselnden Hüllen und Formen allüberall ge 
sucht wird. 
Fassen wir zunächst die führenden Männer der Aka 
demie von heute ins Auge. Scharf heben sich die 
künstlerischen Physiognomien der drei Maler von ein 
ander ab, obschon sie alle drei Niederdeutsche sind. 
Der Rheinländer Georg B u r m e st e r (* 1864), der 
älteste von ihnen, kann und will seine Herkunft vom 
Impressionismus nicht verleugnen, der sich in einem 
Meerbild noch deutlich ausprägt, auch wenn bei ihm 
die Verstärkung und Monumentalisierung des Farb 
lichen auf eine intensivere Synthese von Form und 
Wirklichkeit offensichtlich hinarbeitet. Er malt gern 
üppige, vollsaftige, farbensprühende Blumenstücke (Im 
Gewächshaus, Amaryllis, Chrysanthemum) oder rei 
sende Pracht wie die Obstgärten in Herborn, mit denen 
die nüchterne graue Schwere des Bootshafens und 
die holzschnittartige Primitivität seiner Pieta eigenartig 
kontrastieren. Der Schleswiger Kay H. Nebel 
(* 1888), der jüngste und nördlichste, erinnert in vielem 
an die kultivierte Naivität des Franzosen Henry Rous 
seau. Er verformt und verfärbt wie dieser seine Ge 
stalten (Bildnis der Frau), Tiere (braune Pferde tvie 
in einen satten grünen Teppich hineingewirkt), Land 
schaften (Schwarzwald), Bäume und Blumen zu schim 
mernden Phantasiekompositionen eines großen schönen, 
oft in den gleißenden samtenen Farbstufungen, ge-
	        
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