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ist hier durchaus nicht so arm, wie mitunter behauptet
wird, im Gegenteil, sehr artenreich, wie die Aus
stellung dartat. Eifrig betrachtet wurden die Gruppen
Arzneipflanzen und Gallenbildungen. Aus den geschütz
ten Pflanzen seien hervorgehoben: Eibe, Frauenschuh,
Bärlapp, Sumpfwurz, Türkenbund, Seidelbast usw.,
aus den schutzbcdürstigen: Wetterdistel, Trollblume,
Akelei, Gelbe Flockenblume, Waldauemone, Gelber Fin
gerhut, Waldvöglein, Sonnentau u. a. Die Eibe kommt
übrigens hier in zwei auffallend verschiedenen Formen
vor, nämlich in der mit magern Nadeln aus dem
Zechstein und in der mit schönen, ansehnlichen Nadeln
aus Muschelkalkboden. Einen mehr als tausendjährigen
Vertreter der letzteren Form vom Badenstein bei Witzen-
hausen zeigt das Lichtbild.
Und jetzt zu den Tieren! Die Raubtiere waren
vertreten außer durch eine echte Wildkatze aus dem
Sandwalde durch die Familie der Marder, nämlich
Steinmarder, darunter ein sehr schöner Albino, Iltis,
Hermelin, Mauswiesel und Dachs. Die beiden Schlaf
mäuse, Siebenschläfer und Haselmaus, die als Natur
denkmäler unter gesetzlichem Schutze stehen, und das
Eichhörnchen (rote, schwarze und Übergangsform) stell
ten die Nagetiere dar. Ferner sahen wir das Wild
schwein (Keiler, Frischling), ein Rehkitz und einen Jung
hasen. Sehr interessant waren die Vögel. Fast voll
ständig war die Sammlung der Eulen: Uhu, Waldkauz,
Waldohreule, Steinkauz und Schleiereule, mannigfaltig
die Raubvögel: Fischadler, Gabelweih, Mäusebussard,
Habicht, Sperber, Wunder-, Baum- und Turmfalk.
Großes Interesse erweckten der oft gehörte, jedoch selten
gesehene Kuckuck, die Spechte (Schwarz-, Grün-, Grau-
und mittlerer Buntspecht), Tannen- und Eichelhäher,
Elster- und Nebelkrähe, ferner der Kirschkernbeißer, der
nordische Seidenschwanz sowie auch ein merkwürdiger,
schneeweißer Haussperling. Weiter sahen wir Auer
hahn nebst Henne, ausgezeichnet präpariert, Birkhahn
und Rebhuhn, von Sumpf- und Wassergeflügel: Schnepfe,
Bekassine, Regenpfeifer, Wiesenknarrer, Kiebitz, • Grün
fußteichhuhn, Bläßhuhn, Zwerg- und Haubentaucher oder
-steißfuß, Lachmöve, Stockente, Grau- oder Wildgans
und die beiden Nordländer Trauerente und Ringelgans.
Nicht unerwähnt dürfen bleiben des Kuckucks Küster,
der Wiedehopf, das Juwel unserer Gewässer, der leider
arg verfolgte Eisvogel, der ebenso gehaßte Wasser
schmätzer, der exotisch anmutende Pirol und der unter
Schutz stehende Raubwürger. Vollzählig war die Samm
lung sämtlicher hiesigen Drosseln. Die kleinen Sing
vögel alle namhaft zu machen, würde zu weit führen.
Den Schluß bildeten eine Käfersammlung und mehrere,
teilweise sehr hübsche Schmctterlingssammlungen.
Viele der ausgestellten Dinge sind dem Heimat
museum in dankenswerter Weise zum Geschenk gemacht
worden. Weitere Zuwendungen, vor allem kulturge
schichtlicher Art, vorgeschichtliche Funde, Erzeugnisse
heimischer Kunst und Industrie, alte Werkzeuge, Haus
rat und sonstige Altertümer sind herzlich willkommen;
unter Umständen ist auch käuflicher Erwerb möglich
(Anschrift: Heimatmuseum Witzenhausen.) Die Samm
lung ist einstweilen in einem Zimmer des Rathauses
untergebracht tvorden, denn die Raumfrage ist zur Zeit
außerordentlich schwer zu lösen. Z. L.
Zweiter deutscher Naturschuhlag in Kassel. (i.~6. August.)
Angesichts der bedauerlichen Tatsache, daß in
den letzten Jahrzehnten die deutsche Fauna und
Flora dank dem glatten Nützlichkeitsstandpunkt und
dem mit der Natur getriebenen Raubbau in be
denklichem Maße int Schwinden begriffen ist, muß
es dankbar begrüßt werden, daß der Naturschutzge
danke seit dem Jahre 1906 von staatlicher Seite
aus eine planmäßige Förderung findet und damit
nicht nur der wissenschaftlichen Forschung, sondern
auch der Gesunderhaltung unseres Volkes gedient
wird. Die vorbildliche Pflege, die die Naturdenk
malpflege, dank der selbstlosen Arbeit des Kommissars
für Naturschutz, Professor Dr. Bernhard Scharfer,
gerade in unsrem Regierungsbezirk findet, war
wohl mitbestimmend dafür, daß der diesjährige!
deutsche Naturschutztag nach Kassel einberufen wurde.
Ter starke Besuch aus allen Teilen Deutschlands
zeugte von dem Interesse, das sich diesen wichtigen
Bestrebungen in wachsendem Maße zuwendet.
Am Begrüßungsabend, an dem besonders auch
die staatlichen und städtischen Behörden ihre rege
Anteilnahme zum Ausdruck brachten, berichtete
Professor Schaefer über die Organisation des
Natnrdenkmalschutzes in .Hessen, die nunmehr sämt
liche Kreise des Regierungsbezirkes umfaßt. Der
erste Verhandlungstag brachte Vorträge von Prof.
Dr. Freyer-Leipzig über „Wachstum und Werk",
Ministerialrat Dr. Schnitzler-Berlin über „Probleme
eines preußischen Naturschutzgesetzes", dem eine tief-
ethische Bedeutung zukomme. In einer Entschlie
ßung gab die Versammlung der Erwartung Aus
druck, daß Regierung und Landtag so schnell als
möglich die Verabschiedung des Naturschutzgesetzes
in die Wege leiten. Der Nachmittag galt der Be
sichtigung der beiden Ausstellungen. Diejenige in
der Stadthalle zeigte an einer reichen Fülle von
Beispielen, wie „Naturschutz und Schule" in mög
lichst enge Verbindung zu bringen sind. Sie enthielt
auch eine Kasseler Abteilung mit Arbeiten des
Botanischen Schulgartens, der Lichtbildhauptstelle
Kassel und des Schulmuseums (Direktor Schulz)
und die Ausstellung der Bezirksstelle für Natur
denkmalpflege in Hessen und Waldeck (Prof. Dr.
S ch a e f e r). Die von Professor L u t h m e r zu
sammengestellte Ausstellung „Naturschutz und Kunst"
in der Gemäldegalerie will zeigen, ein wie starkes
Interesse auch die Kunst an den Bestrebungen
des Naturschutzes haben muß. Eine große Zahl
sonst kaum der Öffentlichkeit zugänglicher hessischer
Landschaften soll das Landschaftsempfinden der ver
schiedenen Zeiten zeigen. Im Mittelpunkt steht
die Willingshäuser Gruppe (Bantzer, v. Volkmann,
Ubbelohde, Baum, Mons, Fennel), eine weitere
Abteilung vereint die Maler des Reinhardswaldes
(Schirmer, Peter Paul Müller, Rocholl, Kolitz,
Olde). Die hessische Basaltlandschaft ist vor allem
durch Bilder von Bromeis und Stiegel vertreten.
Die Einstellung der Modernen zur Landschaft wird
ebenso an Beispielen gezeigt, wie das Landschafts
empfinden der Vergangenheit. Besondere Hervor-