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kreisen zu bekannt, als daß man darauf näher ein
zugehen brauchte. Allerdings sind diese beiden
großen und in ihrer spezialisierten Vornehmheit
unübertroffenen geistigen Unternehmen nicht in dem
eingangs umschriebenen Sinne in Darmstadt boden
ständig, aber es ist charakteristisch für diese Stadt,
daß ihre Atmosphäre solche Wertfaktoren anzieht
Der Charakterkopf Kasimir Edschmids ragt um
Haupteslänge über jenen Kreis hinweg, der mit
dem Wort „Dachstube" zu umschreiben ist. Dieses
Wort Dachstube ist ganz wörtlich zu nehmen: in
einer Dachstube haben jene jungen Menschen zuerst,
siebzehnjährig damals, auf eigner Presse ihre jungen
und berauschten Worte zu Papier gebracht. In
Darmstadt. Krematorium mit Rundgang.
und daß diese von hier aus ihre Schwingungen
hinaustragen in die Welt, irgendwie doch ver
schmolzen mit den Nährstoffen, die sie dem heimat
gewordenen Boden entziehen und zugleich wieder,
substantiell umgesetzt und bereichert, zurückgeben.
Das geistige Darmstadt aber im spezifischen Sinne,
das etwa auch dann noch, wenn es in die Fremde
verpflanzt wird, seine eigenartige Atmosphäre mit
nimmt, das findet man in Reinkultur eben in
jener „Dachstube".
*
diesem Kreis, der inzwischen über die ersten Kinder
krankheiten und die stürmischen Launen jähen Im
pulses längst herausgewachsen ist, finden wir die
Namen Hans Schiebelhuth, Carlo Mierendorff, Theo
Haubach, Fritz Usinger, Anton Schnack, Wilhelm
Merck, Hainar Schilling, Ernst Wenzig und an
dere, denen sich als Illustratoren ihrer Werke Gra
phiker wie Paul Thesing, Carl Gunschmann, I.
W. Schülein, Herman Keil angeschlossen haben.
So verschieden diese alle nach Kraft und Ausdrucks
form sein mögen, eines ist ihnen gemeinsam: sie