Full text: Hessenland (38.1926)

Carl Ban tz e r, der deutsche Maler. Unter 
diesem Titel bringt der bekannte Kunsthistoriker und 
frühere Direktor der Dresdener Gemäldegalerie Karl 
Wo ermann in Velhagen & Klasings Monatsheften 
(40. Jahrg., 2. Heft) einen ausgezeichneten Aufsatz über 
unseren hessischen Landsmann, der nicht nur dessen 
äußeren Lebensgang schildert, sondern auch mit feinster 
Einfühlung der künstlerischen Entwicklung Bantzers nach 
geht. Der Aufsatz bringt die Wiedergabe von 18 Ge 
mälden des Künstlers; meist sind es farbige Reproduk 
tionen, von denen leider einige den Originalen nicht allzu 
nahe kommen. Hoffentlich entschließt sich der Verlag nun 
endlich einmal dazu, seinen Künstlermonographien auch 
eine solche Bantzers einzureihen. Aus Woermanns Aufsatz 
hier nur einige Sätze: „Als hessischen Meister darf man 
Carl Bantzer so gut bezeichnen wie Ludwig Richter als 
sächsischen, Karl Spitzweg als bayrischen und Hans 
Thoma als alemannischen Meister. Eben deshalb aber 
erscheint er uns, wie diese, als deutscher Meister im 
eigentlichsten Sinn. Jede bodenständige und persönliche 
Kunst ist ihrer Natur nach volklich bedingt; und gerade 
als selbständige künstlerische Persönlichkeit werden die 
Meister dieser Art auch ihren Platz in der Kunstgeschichte 
behaupten." Uno dann: „Ich kenne kaum einen zweiten 
Maler, dessen künstlerische und dessen menschliche Persön 
lichkeit einander so restlos entsprechen, wie bei Carl 
Bantzer." H. 
Gedichte. 
„Wogende Stille" betitelt sich ein Bändchen 
Verse, das im Elwertschen Verlag (Marburg) erschien und 
hinter dessen vermutlich pseudonymem Verfasser Karl 
Meißner sich wohl ein hessischer Dichter verbirgt, der 
getrost die Maske lüften darf; denn schon die form 
vollendeten Sonette, die das Bändchen einleiten, ver 
raten eine höchst beachtenswerte, fein formende Plastik. 
Auch in den übrigen Gedichten trägt ein vornehmer Sinn, 
dem eine treffliche Meisterung des Worts zur Verfügung 
steht, über das Alltägliche hinweg. — Das Bändchen 
Gedichte, das Pfarrer Karl W ö r n e r in Kirchditmold 
unter dem Titel „Lichte Lande" bei Fr. Lomctsch 
(Kassel 1925, 94 Seiten, Lwd. 2,80 M) herausgab, will 
„nichts weiter sein als ein Quelltrunk frischen Wassers 
aus dem ewigen Ouickborn dessen, der der unsichtbare 
König ist in allen lichten Landen". Tie Untertitel 
„Kinderland", „Heimatland", „Gottesland" weisen auf 
den Inhalt des schmucken Bändchens hin, das helle 
Vereinsnachrichten. 
Hessischer G e s ch i ch t s v e r e i n. Im Mar- 
b u r g e r Verein hielt Zolldirektor Woringer am 
12. Februar einen Vortrag über das kurhessische Offizier 
korps im Jahre 1814. Er wies auf die Schwierigkeiten 
hin, die sich damals der Neuschöpsung eines Heeres 
entgegenstellten, zumal es auch an Offizieren mangelte, 
so daß selbst ungediente Offiziere angestellt wurden. Ent 
gegen der weit verbreiteten Ansicht steht aber aktenmäßig 
fest, daß bis zum 12. Januar 1814 bei überhaupt 400 
Osfiziersernennungen nur 23 in niederem Grad, 88 in 
höherem Grad, der Rest im bisherigen Grad erfolgte; 
zudem wurden diese wenigen Fälle durch Stellenmangel 
herbeigeführt. Dagegen ist der Kurfürst von einer sehr- 
schlechten Bezahlung seiner Offiziere nicht freizusprechen. 
Trotzdem haben diese in den Befreiungskriegen recht 
Tüchtiges geleistet. (Bericht: Oberhess. Ztg. 47. 2.) — 
Am Unterhaltungsabend des Kasseler Vereins am 
Kerzen an den Lebensweg stellen will und deshalv be 
sonders als Konfirmationsgeschenk geeignet ist. U. 
Scheffel-Literatur. 
Der 100. Geburtstag eines der Lieblingsdichter des 
deutschen Volkes, Viktor von Scheffels, hat eine reiche 
Literatur gezeitigt. Davon liegt mir. vor Friedrich 
Huber. Josef Viktor von Sch e f f e l. Ein 
Lebensbild. (Bühl i. B., Konkordia A.-G. 1925. 87 S. 
Preis 1,40 M, geb. 1,60 M.) Huber bringt eine les 
bare, volkstümliche Biographie Scheffels und im Anhang 
Gedichtproben aus „Frau Aventiure" und aus „Gau 
deamus". — „Joseph Victor von Scheffel 
im Lichte seines 100. Geburtstages" ist 
der Titel eines im Verlag Adolf Bonz & Comp. (Stutt 
gart 1926, 119 Seiten, geb. 2,50 M) vom Scheffelmuseum 
in Mattsee-Salzburg herausgegebenen Bändchens, das, 
als eine „Huldigung deutscher Dichter und Schriftsteller" 
gedacht, über 50 deutsche Geistesarbeiter der Feder ersten 
und zweiten Ranges, Dichter, Schriftsteller und Gelehrte, 
einen literarischen Ostrakismus entscheiden läßt. Sie geben 
charakteristische Aussprüche und Aufsätze über das Thema: 
„Was ist uns Scheffel" und „Was ist das Schöne an Ekke 
hard"? und zeigen, wie stark die Wirkung Scheffels auch 
heute noch nachtönt. — Als erste Gabe des Deutschen 
Scheffelbundes an seine Mitglieder bringt der Verlag 
Armin Gräfs (Karlsruhe 1925, 40 Seiten, geb. 4,50 Al) 
unter dem Titel „Scheffel der Zeichner und 
M al e r" eine mit vier Bilderbeigaben nach Scheffelschen 
Originalzeichnungen geschmückte feine Studie des badi 
schen Kunsthistorikers Dr. I. A. Beringer, die dem 
Problem der Wahl zwischen Maler- und Dichterberuf in 
Scheffels Leben nachgeht. Das hübsche Merkchen bildet 
gleichsam eine Ergänzung zu der im gleichen Verlag 
(1926,/297 Seiten, Preis kart. 10 M, Lwd. 12 M) er 
schienenen höchst wertvollen Jubiläumsgabe: „Joseph 
Victor von Scheffel. Briefe ins Eltern 
haus 1843—1849", die Dr. Wilhelm Zentner im 
Auftrag des Deutschen Scheffelbundes herausgab und an 
leitete. Diese für das Leben des Dichters bisher noch 
nicht völlig ausgewerteten Briefe spiegeln die äußeren 
Schicksale und die innere Entwicklung des jungen Scheffel 
unmittelbar rvieder, umfassen die Studentenzeit in Mün 
chen, Heidelberg und Berlin, die mit der Revolution ab 
schließt, und bringen über das Biographische hinaus 
viel kulturgeschichtliches Material. Das Zeitbild wird 
noch erhellt durch die gediegene Einleitung und die um 
fangreichen Anmerkungen des Herausgebers. H. 
1. März sprach Geheimrat Scheibe über das National 
gefühl der deutschen Humanisten, die weder von der christ 
lichen Religion abwichen noch über der Antike ihr eigenes 
Vaterland vergaßen. Der gediegene Vortrag wurde noch 
durch Proben aus den Werken von Ulrich von Hutten, 
Eobanus Hessus, Euricius Cordus und Mutianus ge 
würzt. — Bibliotheksdirektor Dr. Hopf erinnerte an 
die 400. Wiederkehr des Tages, an dem das Kasseler 
Karmeliterkloster säkularisiert wurde. Studienrat Dr. 
Weidemann streifte die Anfänge des Nationalgefühls 
deutscher Humanisten auf italienischer Wanderschaft und 
machte auf ihre starke Beeinflussung des jungen Luther 
aufmerksam. Dr. Hallo berichtete über das Schicksal 
eines noch unter Landgraf Wilhelm IV. auf der Landes 
bibliothek vorhanden gewesenen, heute in Deutschland 
nur noch in zwei Exemplaren existierenden Werkes von 
Olaus Magnus und gab dann eine die früheren Dar
	        
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