Carl Ban tz e r, der deutsche Maler. Unter
diesem Titel bringt der bekannte Kunsthistoriker und
frühere Direktor der Dresdener Gemäldegalerie Karl
Wo ermann in Velhagen & Klasings Monatsheften
(40. Jahrg., 2. Heft) einen ausgezeichneten Aufsatz über
unseren hessischen Landsmann, der nicht nur dessen
äußeren Lebensgang schildert, sondern auch mit feinster
Einfühlung der künstlerischen Entwicklung Bantzers nach
geht. Der Aufsatz bringt die Wiedergabe von 18 Ge
mälden des Künstlers; meist sind es farbige Reproduk
tionen, von denen leider einige den Originalen nicht allzu
nahe kommen. Hoffentlich entschließt sich der Verlag nun
endlich einmal dazu, seinen Künstlermonographien auch
eine solche Bantzers einzureihen. Aus Woermanns Aufsatz
hier nur einige Sätze: „Als hessischen Meister darf man
Carl Bantzer so gut bezeichnen wie Ludwig Richter als
sächsischen, Karl Spitzweg als bayrischen und Hans
Thoma als alemannischen Meister. Eben deshalb aber
erscheint er uns, wie diese, als deutscher Meister im
eigentlichsten Sinn. Jede bodenständige und persönliche
Kunst ist ihrer Natur nach volklich bedingt; und gerade
als selbständige künstlerische Persönlichkeit werden die
Meister dieser Art auch ihren Platz in der Kunstgeschichte
behaupten." Uno dann: „Ich kenne kaum einen zweiten
Maler, dessen künstlerische und dessen menschliche Persön
lichkeit einander so restlos entsprechen, wie bei Carl
Bantzer." H.
Gedichte.
„Wogende Stille" betitelt sich ein Bändchen
Verse, das im Elwertschen Verlag (Marburg) erschien und
hinter dessen vermutlich pseudonymem Verfasser Karl
Meißner sich wohl ein hessischer Dichter verbirgt, der
getrost die Maske lüften darf; denn schon die form
vollendeten Sonette, die das Bändchen einleiten, ver
raten eine höchst beachtenswerte, fein formende Plastik.
Auch in den übrigen Gedichten trägt ein vornehmer Sinn,
dem eine treffliche Meisterung des Worts zur Verfügung
steht, über das Alltägliche hinweg. — Das Bändchen
Gedichte, das Pfarrer Karl W ö r n e r in Kirchditmold
unter dem Titel „Lichte Lande" bei Fr. Lomctsch
(Kassel 1925, 94 Seiten, Lwd. 2,80 M) herausgab, will
„nichts weiter sein als ein Quelltrunk frischen Wassers
aus dem ewigen Ouickborn dessen, der der unsichtbare
König ist in allen lichten Landen". Tie Untertitel
„Kinderland", „Heimatland", „Gottesland" weisen auf
den Inhalt des schmucken Bändchens hin, das helle
Vereinsnachrichten.
Hessischer G e s ch i ch t s v e r e i n. Im Mar-
b u r g e r Verein hielt Zolldirektor Woringer am
12. Februar einen Vortrag über das kurhessische Offizier
korps im Jahre 1814. Er wies auf die Schwierigkeiten
hin, die sich damals der Neuschöpsung eines Heeres
entgegenstellten, zumal es auch an Offizieren mangelte,
so daß selbst ungediente Offiziere angestellt wurden. Ent
gegen der weit verbreiteten Ansicht steht aber aktenmäßig
fest, daß bis zum 12. Januar 1814 bei überhaupt 400
Osfiziersernennungen nur 23 in niederem Grad, 88 in
höherem Grad, der Rest im bisherigen Grad erfolgte;
zudem wurden diese wenigen Fälle durch Stellenmangel
herbeigeführt. Dagegen ist der Kurfürst von einer sehr-
schlechten Bezahlung seiner Offiziere nicht freizusprechen.
Trotzdem haben diese in den Befreiungskriegen recht
Tüchtiges geleistet. (Bericht: Oberhess. Ztg. 47. 2.) —
Am Unterhaltungsabend des Kasseler Vereins am
Kerzen an den Lebensweg stellen will und deshalv be
sonders als Konfirmationsgeschenk geeignet ist. U.
Scheffel-Literatur.
Der 100. Geburtstag eines der Lieblingsdichter des
deutschen Volkes, Viktor von Scheffels, hat eine reiche
Literatur gezeitigt. Davon liegt mir. vor Friedrich
Huber. Josef Viktor von Sch e f f e l. Ein
Lebensbild. (Bühl i. B., Konkordia A.-G. 1925. 87 S.
Preis 1,40 M, geb. 1,60 M.) Huber bringt eine les
bare, volkstümliche Biographie Scheffels und im Anhang
Gedichtproben aus „Frau Aventiure" und aus „Gau
deamus". — „Joseph Victor von Scheffel
im Lichte seines 100. Geburtstages" ist
der Titel eines im Verlag Adolf Bonz & Comp. (Stutt
gart 1926, 119 Seiten, geb. 2,50 M) vom Scheffelmuseum
in Mattsee-Salzburg herausgegebenen Bändchens, das,
als eine „Huldigung deutscher Dichter und Schriftsteller"
gedacht, über 50 deutsche Geistesarbeiter der Feder ersten
und zweiten Ranges, Dichter, Schriftsteller und Gelehrte,
einen literarischen Ostrakismus entscheiden läßt. Sie geben
charakteristische Aussprüche und Aufsätze über das Thema:
„Was ist uns Scheffel" und „Was ist das Schöne an Ekke
hard"? und zeigen, wie stark die Wirkung Scheffels auch
heute noch nachtönt. — Als erste Gabe des Deutschen
Scheffelbundes an seine Mitglieder bringt der Verlag
Armin Gräfs (Karlsruhe 1925, 40 Seiten, geb. 4,50 Al)
unter dem Titel „Scheffel der Zeichner und
M al e r" eine mit vier Bilderbeigaben nach Scheffelschen
Originalzeichnungen geschmückte feine Studie des badi
schen Kunsthistorikers Dr. I. A. Beringer, die dem
Problem der Wahl zwischen Maler- und Dichterberuf in
Scheffels Leben nachgeht. Das hübsche Merkchen bildet
gleichsam eine Ergänzung zu der im gleichen Verlag
(1926,/297 Seiten, Preis kart. 10 M, Lwd. 12 M) er
schienenen höchst wertvollen Jubiläumsgabe: „Joseph
Victor von Scheffel. Briefe ins Eltern
haus 1843—1849", die Dr. Wilhelm Zentner im
Auftrag des Deutschen Scheffelbundes herausgab und an
leitete. Diese für das Leben des Dichters bisher noch
nicht völlig ausgewerteten Briefe spiegeln die äußeren
Schicksale und die innere Entwicklung des jungen Scheffel
unmittelbar rvieder, umfassen die Studentenzeit in Mün
chen, Heidelberg und Berlin, die mit der Revolution ab
schließt, und bringen über das Biographische hinaus
viel kulturgeschichtliches Material. Das Zeitbild wird
noch erhellt durch die gediegene Einleitung und die um
fangreichen Anmerkungen des Herausgebers. H.
1. März sprach Geheimrat Scheibe über das National
gefühl der deutschen Humanisten, die weder von der christ
lichen Religion abwichen noch über der Antike ihr eigenes
Vaterland vergaßen. Der gediegene Vortrag wurde noch
durch Proben aus den Werken von Ulrich von Hutten,
Eobanus Hessus, Euricius Cordus und Mutianus ge
würzt. — Bibliotheksdirektor Dr. Hopf erinnerte an
die 400. Wiederkehr des Tages, an dem das Kasseler
Karmeliterkloster säkularisiert wurde. Studienrat Dr.
Weidemann streifte die Anfänge des Nationalgefühls
deutscher Humanisten auf italienischer Wanderschaft und
machte auf ihre starke Beeinflussung des jungen Luther
aufmerksam. Dr. Hallo berichtete über das Schicksal
eines noch unter Landgraf Wilhelm IV. auf der Landes
bibliothek vorhanden gewesenen, heute in Deutschland
nur noch in zwei Exemplaren existierenden Werkes von
Olaus Magnus und gab dann eine die früheren Dar