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Hessenlano^
Illustrierte BonatSbMer für Heimatforschung, Kunst und Literatur
Schriftleiter Paul Heidelbach, Kassel. Unter Mitwirkung von Bezkrkskonservator Baurat Dr.H o ltmeyer, Kassel,-
Direktor der Landesbibliothek vr.Hopf, Kassel,-Lyzeallehrer Keller, Kassel,-Staatsarchivrat vr. Knetsch, Marburg,-
Oberbibliothekar Professor Or.Losch, Steglitz,- Schriftsteller Heinrich Ruppel, Homberg,- Professor Or. Schaefer,
Kommissar für Naturdenkmalpflege im Reg.-Bez. Kassel,- Geheimrat Universitätsprofessor vr. Schröder, Göttingen,-
Universitätsprofessor vr. Schwantke, Marburg,- Werner Sunkel, Marburg,- Professor vr. Vonderau, Fulda,-
Universitätsprofeffor Or. W e d e k i n d, Marburg.
— 3m Einverständnis mit den Vereinen: ■ ■ ■ ■ ■
Verein für hessische Geschichte und Landeskunde,- Hessischer Gebirgsverein,- Knüllgebirgsverein,- Allgemeiner Deutscher
Sprachverein, Kassel,- Verein für Naturkunde, Kassel,- Geologischer Verein, Marburg,- Biologische Vereinigung, Marburg,-
Gesellschaft für Familienkunde in Kurhessen und Waldeck,- Hessischer Volksschullehrerveretn.
—— Bezugspreis vierteljährlich 2.— Mark —- - - - —
38, Jahrgang Heft 1 Kassel, Januar 1926
Zur Geschichte der Geographie in Hessen.
Von Dr. Wilhelm Weidemann.
Vielfach sind hessische Fürsten zu ihrer Zeit
hervorragende Förderer modernster Bestrebun
gen in Wissenschaft und Kunst gewesen, ja,
was uilter ihrem Schutze auf diesen Gebieten
damals erreicht wurde, stand oft an der Spitze
aller ähnlichen Leistungen irr Deutschland. Es
sei nur an die Unterstützung der astronomischen
Wissenschaften unter Wilhelm dem Weisen er
innert und an die hohe Bedeutung der Tätig
keit Moritz des Gelehrten für die Entwicklung
des deutschen Theaterwesens. Auffallend ist es
daher, daß die Leistungen hessischer Fürsten
bzw. des hessischen Staates auf einem Gebiet
wissenschaftlicher Forschung und Arbeit nicht
die Anerkennung gefunden Haber:, die ihnen
gebührt. Es ist die Wissenschaft der Geographie
gemeint, sonderlich die Kartographie. Weder
die allgemeine Geschichte der Wissenschaften,
noch die der engeren Fachwissenschaft Haber:
bisher das Verdienst, das sich Hesse:: urn die
Entwicklur:g dieser Disziplin erworben hat, in
den Blickbereich verdienter Würdigung gezogen.
Auch in der engerer: Heirnatforschung ist hier-
iiber rn. W. kaum gehandelt worden. So rnöch-
ten denn die nachsolger:den Ausführunger: be
trachtet lverden als eine Anregung und eir:
bescheidener Beitrag, Versäumtes nachzuholen.
Eine Betrachtung der hessischen Leistunger:
in der Geographie kann nur Wert haben, wenn
sie eir:geordnet ist in der: Gang der allgemeinen
Entwicklung erdkundlicher Wissenschaft. In der
Entwicklung der Geographie laufei: seit den:
frühen Altertum zwei Richtungen grundlegend
bis auf diesen Tag nebeneinander her. Von
Astrorwrnie und Geometrie bestimmt, ist es
einmal die Absicht, eine Gliederung der Erd-
räume vorzunehmen, Gestalt, Lage urrd Größer:
zu bestimmen. Der sichtbare Ausdruck der
artiger Bestrebungen ist die Karte. Schon
bei der: alten Ägyptern sinder: wir Spuren kar
tierender Tätigkeit, bekannt ist der Versuch
einer Landkarte bei Anaximander von Milet
(580 vor Chr. Geb.). Den ersten Höhepunkt
erreicht dann diese Grundrichtung der Geo
graphie in Claudius Ptolemäus (150 n. Chr.
Geb.), bei dem schon von Projektionen und
vor: Lär:gen- und Breitenbestimmungen Ge
brauch gemacht wird.
Die ar:dere ebenso alte Richtung der Geo
graphie befaßt sich mit der dinglichen Er
füllung der Erdräume. Sie ist die Vorläuferin
der heutigen Länderkunde, indem besonders
dein Menschen und seiner Artung und Tätig
keit ihre hauptsächliche Aufmerksamkeit gilt.
Ihr hervorragendster Vertreter ist in der Früh
zeit Herodot (450 v. Chr. Geb.); später wird
Strabo (24 ::. Chr. Geb.) zum Führer und
Vorbild dieser Richtung, die in: Altertum und
auch noch im Mittelalter das Übergewicht in
der Geographie hat.
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