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Gabe bar. Sie eignet sich vornehmlich für die Jugenb,
die Schule und die Familie. Die besten Erzeugnisse des
Schriftentums, in Prosa und Poesie, mit wundervollem
Buchschmuck von W. Möller, finden sich hier ver
einigt. Esselborn hat glücklich vermieden, zu wieder
holen, was bereits an allgemein und leicht zugänglichen
Stellen gesagt ist. Der Raum verbietet, hier auf Einzel
heiten einzugehen. Im ersten Teil wird der V o l k s -
st a a t Hessen im allgemeinen behandelt. Hier sei hin
gewiesen auf E s s e l b o r n s „Entwicklung des Frei
staats Hessen", auf G. W o l f f s „Chatten und Hessen",
P h. Walthers „Hess. Waldungen", G. Hamanns
„Hessische Landwirtschaft". Der zweite Teil bezieht sich
auf die Provinz Starkenburg, der dritte auf die Provinz
Oberhessen, der vierte auf die Provinz Rheinhessen. In
der Abhandlung K. Baders über Münzenberg (S. 316)
fällt die Angabe auf, daß M. „1620 von den S ch w e -
den geplündert" worden sei. Diese Plünderung er
folgte durch einen s pani s ch e n (!) Heeresteil, den
Spinola aus der Unterpfalz über den Rhein zurück
geschickt hatte. Vor H e r b st 16 3 1 erschienen keine
schwedischen Truppenteile in der Wetterau. Ebenso
ist höchst zweifelhaft die Angabe (auf gleicher Seite), daß
„der Ort Münzenberg nicht erst mit der Burg gegründet
wurde". Deu Grundstock der Bevölkerung bildeten wohl
die früheren Bewohner der ausgegangenen Dorfschaft
Arnsburg. Allem Anschein nach aber ist Burg Mün
ze n b e r g älter als der gleichnamige Ort. — Die Aus
stattung ist vorzüglich. Sehr willkommen ist ein Ver
zeichnis der Mitarbeiter mit biographischen Mitteilungen.
Esselborn hat das schöne Werk seinem Freunde, dem
Prälaten D. Mehl, „dem pfadfindenden Heimatforscher",
gewidmet. — Dr. Augu st R o e s ch e n.
5) a m a n n, Richard. Die deutsche Malerei vom
Rokoko bis zum Expressionismus. Leip
zig und Berlin (B. G. Teubner) 1925. 472 Seiten.
Preis 28 M, in Buckramleinen 36 M, in Halb
leder 45 M.
In der bekannten Teubnerschen Sammlung „Aus Natur
und Geisteswelt" ließ der Kunsthistoriker unserer Landes-
universitüt Prof. Dr. Richard Hamann 1914 ein Bänd
chen über die Geschichte der deutschen Malerei des 19. Jahr
hunderts erscheinen. Daraus hat sich ein stattlicher Folio
band entwickelt, der jetzt im gleichen Verlag vorliegt. Die
Absicht des Verfassers blieb dieselbe wie damals, „die
Geschichte der deutschen Malerei als eine geistige Be
wegung darzustellen, in der sich der sehende Mensch mit
der ihn umgebenden Umwelt auseinandersetzt". Es han
delt sich für Hamann nicht um eine Darstellung for
maler Probleme in der Malerei des 19. Jahrhunderts,
sondern er stellt die Bedeutung der sichtbaren Welt für
den ganzen Menschen, entsprechend der geistigen Gesamt
haltung der Deutschen in dieser Zeit, dar. Und so baut er
ftün Buchaus der Grundanschauung auf, daß das Ver
hältnis de^ deutschen Menschen jener Zeit zur Umwelt
eben ein starkes Naturgefühl ist, das sich im 18. Jahr
hundert entwickelt hat, um dann um die Wende des
19. und 20. Jahrhunderts zu sterben. Das ^Natur-
gefühl des 19. Jahrhunderts, wie es im Naturalismus der
Malerei zum Ausdruck kommt, ist hineingestellt in ein
Werden aus dem Rokoko des 18. Jahrhunderts mtü in
ein Vergehen zum Impressionismus und Expressionis
mus. Neu ist also in diesem stattlichen Band die Be
handlung der Geschichte der deutschen Malerei des Klassi
zismus und der Romantik und derjenigen des Ex
pressionismus; wir haben also keine Neuauflage, son
dern ein völlig neues Werk vor uns. Dieses gliedert sich
in die drei großen Abschnitte: Die deutsche Malerei vor
und um 1800 (Klassizismus unü Romantik). Die Malerei
der Biedermeier- und Der Gründerzeit (1830—1880).
Vom Impressionismus zum Expressionismus. Hamann
will keineswegs ein Kunstlexikon geben. „Alles ist immer
nur im Verhältnis zur Zeit und zum Strom der Ent
wicklung, niemals aber für sich allein behandelt." Gerade
wie hier in glänzender Darstellung die Entwicklung der
deutschen Malerei dieses bedeutsamen Abschnittes als
etwas Ganzes gezeigt wird, das gibt dem Buch seine
Bedeutung. Scharf werden die einzelnen Gruppen gegen
einander abgegrenzt — die Zeit des Werdens, die Ab
lösung aus dem Rationalismus, dann die Zeit des eigent
lichen Naturalismus von der Hingabe an kleinste Äuße
rungen der Natur bis zur sinnlichen Pracht der Gründer
zeit und schließlich die Verselbständigung der Oberflächen
werte, die Reinigung des Bildes von allem Unbild
lichen. Das gediegene Werk, das neben 362 Abbildungen
im Text noch 10 mehrfarbige Tafeln enthält, muß als
außerordentlich preiswert bezeichnet werden. —b—
Orbis terrarum.
Das großzügige Unternehmen des Verlages Ernst Was-
muth A. G. (Berlin W. 8), die landschaftliche Schön
heit, die Architektur und das Volksleben aller Länder
der Erde in einer Reihe in sich abgeschlossener Bünde zu
vermitteln, hat sich in einer für derart umfangreiche
Werke staunenswerten Auflagenhöhe selbst wieder den
Erdball erobert. Dem wundervollen Band „Deutsch
land" hat Kurt H i e l s ch e r nunmehr einen nicht minder
prächtigen folgen lassen: „Italien. Baukunst und
Landschaft. Über 300 Abbildungen in Kupfertiefdruck.
Geleitwort von Wilhelm von B o d e." Wenn auch
zurzeit Italien nicht eben im Zenith unserer Gunst
steht, es war doch seit den Tagen eines Dürer und
Goethe, ja seit Jahrtausenden das Land der germanischen
Sehnsucht und wird das auch weiter bleiben, sobald dort
unten das lächerliche Intermezzo einer wahnwitzigen
Großmannssuchl ausgetobt hat. Man mag in Hielschers
Vorwort lesen, unter welchen Mühseligkeiten dieser Künst
ler der Kamera um den landschaftlichen und architek
tonischen Reichtum dieses einzigartigen sonnigen Landes
gerungen hat. Überwältigend schöne Aufnahmen, von denen
jede ihre eigene Geschichte hat, waren das Ergebnis, das
er in diesem Bande vorlegt. — Die gleiche buchtechnisch
hervorragende Ausstattung zeigt der Band „ M e x i k o.
Baukunst. Landschaft. Volksleben. Aufnahmen von Hugo
B r e 's) nt c u. a." Dr. Walther Staub würdigt in einer
Einleitung Mexiko nach seinem geologischen Aufbau,
seiner Geschichte, Kultur und seiner wirtschaftlichen Be
deutung, und Dann tut sich auf über 250 Abbildungen von
hohem künstlerischen Wert, die auch die feinste Nuance
herausholen, die märchenhafte Wunderwelt dieses reichen
Landes auf mit seinen Palmenwäldern, Bananenhainen
und Agavenfeldern, den malerischen Kanälen und schwim
menden Gärten, den tätigen und erloschenen Vulkanen
und Schneebergen, den Kathedralen und Brunnen, den
verträumten Höfen, grandiosen Tempeln und malerischen
Winkeln, den riesenhaften Säulenkakteen und alten
Wasserleitungen, den farbenfrohen Häfen, den Tropfstein
höhlen, besonnten Landstraßen und Pyramiden, den selt
samen Bauten und dem buntbewegten Volksleben. Die
ganze Sammlung des Orbis terrarum, deren Einzel-
bünde in Ganzleinen 26 M, in Halbleder oder 'Halb
pergament 35 M, für Subskribenten noch weniger kosten,
ist aus 30 Bände angelegt, von denen jährlich 4 er
scheinen sollen. Das Unternehmen ist um so mehr zu
begrüßen, als es eine solche zeitgemäße Kosmographie
bisher in der Welt nicht gab. " H.