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A usSpange n b e r g. Der Magistrat hat die Grün
dung eines städtischen Museums beschlossen. Die Bevöl
kerung wird aufgefordert, Gegenstände von Altertumswert
der Stadt — gegebenenfalls unter Vorbehalt des Eigen
tumsrechts — zur Verfügung zu stellen. Sobald ein ge
wisser Bestand an Museumsgegenständen vorhanden ist,
wird zur formellen Einrichtung des Museums geschritten.
Aus Alsfeld. Zu den besonders sehenswerten
alten Städten des deutschen Westens zählt das an den
nördlichen Ausläufern des Vogelsbergs an der Eisenbahn
strecke Fulda—Gießen gelegene Alsfeld. Insbesondere
bietet der Marktplatz mit dem Rathaus eilt ungewöhnlich
schönes Bild gut erhaltener mittelalterlicher Fachwerk-
und Steinarchitektur. Die Stadt hat nunmehr in dem
wiederhergestellten „Deutsche n H a u s e " auch einen
Mittelpunkt für Kunstpflege und Versammlungen in die
sem Teile des Oberhessischen Landes geschaffen; die Er
öffnung fand mit einer Festvorstellung des Gießer
Stadttheaters statt.
Aus Heppenheim a. d. B. Einer der bekann
testen Gasthöfe der Bergstraße, der „Halbe Mond", be
findet sich seit hundert Jahren im Besitz der Familie
Franck-Seibert. In dem Gasthof, der im übrigen schon
über 200 Jahre Gasthauszwecken dient, sind während
dieser Zeit zahlreiche historische, namentlich fürstliche Per
sönlichkeiten abgestiegen. Auch die Führer der deutschen
nationalen Freiheitsbeivegung tagten im Jahre 1847
hier unb schufen darin die Unterlagen für ihre parlamen
tarische Tätigkeit in Frankfurt a. M. Zur Feier des
100jährigen Besitzstandes fand eine festliche Veranstal
tung statt.
Aus Frankenberg. Auf der höchsten Erhebung
des Jeust, in der Nähe des hohen Males, liegt unter
stattlichen Buchenstämmen ein einsamstilles Grab, das
sogenannte Russengrab. Der Sage nach soll vor
100 Jahren in den Befreiungskriegen ein russischer Sol
dat sich in diesem Waldrevier verirrt, bei einem Sturze
ein Bein gebrochen haben und hier elendiglich umgekom
men sein. Ein Steinhügel zeigt die Grabstätte an, die
von der staatlichen Forstbehörde in pietätvoller Weise
bis auf den heutigen Tag erhalten wird.
Aus Hirzenhain (Vogelsberg). Das hiesige
Eisen- und Hütteniverk kann demnächst sein 500 jähriges
Bestehen feiern. Das Werk, das kurz nach dem Jahre
1400 ins Leben gerufen wurde, verdankt seine Entstehung
den jetzt schon längst verfallenen Eisengruben im Nidder-
Bücherschau.
Stengel, Edmund E. Deutschland, Frank
reich und der Rhein. Friede. Mann's Pädag.
Magazin Heft 1062. Langensalza (H. Beyer u. S.)
1926. 45 S. Preis geh. 1,20 M, geb. 1,80 M.
Tie kleine, aus zivei Vorträgen entstandene Schrift
behandelt die Geschichte des deutschen Landes um den
Rhein unter zwei leitenden Gesichtspunkten: die Grund
lagen der französischen Rheinpolitik und das Verhältnis
der Rheinlande zum Reich. In klaren, großen Linien
ivird gezeigt, wie das Rheinproblem, das wichtigste der
romanisch-germanischen Welt, das wir leidend miterleben,
nur zu begreifen ist aus seiner Geschichtlichkeit, als das
Ergebnis einer „unerhört stetigen Vergangenheit". Über
zwei Jahrtausende erstreckt sich der Kampf, zu dessen
Methoden auf französischer Seite von jeher die uns so
wohlbekannten der „friedlichen Durchdringung" und der
Schaffung staatlicher Zwischenformen gehörten. Die lange
Geschichte lehrt den ganzen Ernst und die ganze Gefähr
lichkeit dieses Kampfes, aber gleichzeitig begründet sie
tal. U. a. hat man in den verfallenen Gruben Ofen-
platten gefunden, die im 15. Jahrhundert hergestellt
wurden. Das Werk ist dieser Überlieferung treu ge
blieben und stellt diese noch heute her, ferner Bade
wannen, Herde, Maschinenteile usw. Auch eine Emaillier
abteilung ist dem Werk angegliedert.
Die Wartburg gefährdet. Wie Eisenacher
Blätter mitteilen, ist im Erdgeschoß des Pallas der Wart
burg der S ch w a m m im Holzwerk ausgebrochen. Der
Fußboden des Speisesaales ist vollkommen von der
Fäulnis angegangen. Damit die hölzerne Balkenlage
nicht in den darunter liegenden Keller stürzte, hat man
jetzt den ganzen Fußboden herausgenommen. Alle Kunst
schätze, namentlich die geschnitzten Schränke und Truhen,
hat der Kommandant rechtzeitig in den Mchensaal brin
gen lassen. Die Feuchtigkeit der Mauern hat besonders
den berühmten Wandgemälden von Moritz von Schwind
schlimm mitgespielt. An manchen Wintertagen sind die
Mauern, auf denen sich die Gemälde befinden, mit dichtem
Reif bedeckt. Ein Teil der Wandgemälde wurde vom
Schimmel gereinigt. Die am meisten beschädigten Bilder,
die Szenen aus dem Leben der heiligen Elisabeth, wurden
noch nicht wieder hergestellt. (Kaff. Post.)
Funde aus der Goethezeit. Professor Dr. E.
v. Bamberg in Darmstadt hat soeben die bisher ver
schollen geglaubten Memoiren der K a r o l i n e
Jagemann, der bedeutendsten Weimarer Schau
spielerin aus der Goethezeit und Geliebten des Herzogs
Karl August, der sie später zur Freifrau von Heygendorsf
ernannte, im Besitze eines Urenkels der Künstlerin ge
sunden. Er wird sie demnächst durch den Sybillen-Verlag
in Dresden veröffentlichen lassen. Die kulturgeschichtlich
interessanten Erinnerungen enthielten auch eine Reihe
bisher unbekannter Briefe und sonstiger Äußerungen be
rühmter Zeitgenossen, darunter Goethe, Herzog Karl
August, Herder, Wieland, E. T. A. Hoffmann, Devrient,
Jffland u. a.
Für die Erhaltung des Goethehauses.
Im Interesse der Erhaltung des Goethehauses uud seiner
Sammlungen hat der Frankfurter Magistrat beschlossen,
dem Freien Deutschen Hochstift, das nach Verlust seines
Stiftungskapitals in der Erfüllung seiner Aufgaben vor
großen finanziellen Schwierigkeiten steht, eine jährliche
Subvention bis zu 15000 M zu bewilligen unter der
Voraussetzung, daß das Reich sowohl als der Staat den
gleichen Beitrag leisten.
für uns die Hoffnung: „Stets noch brach sich die schäu
mende Woge des französischen Imperialismus"; für
Deutschland aber ist „der Rhein kein außenpolitisches
Ziel, sondern ein Inbegriff des Reiches selbst, so untrenn
bar eng mit ihm verwachsen, daß eine Entfremdung dem
Ganzen den Tod bedeuten würde". Das Merkchen muß
allen empfohlen werden, die ein geschichtlich begründetes
Bild unserer Furcht und unserer Hoffnung gewinnen
wollen. Die Darstellung ist so klar, daß sie auch Schülern
der Oberklassen keine Schwierigkeiten bieten kann und
dem geschichtlichen Arbeitsunterricht zu dienen vermag.
Dr. Heydenreich.
Hessen-Darm st ad t. Ein Heimatbuch von Karl
E s s e l b o r n. Leipzig (Friedrich Brandstetter) 1926.
Gr. 8», XI, 446 S. Geb. 6,50 M.
Im Rahmen der prächtigen „Heimatbücher deutscher
Landschaften" bietet der emsige Darmstädter Oberbiblio
thekar allen Geschichtsfreunden eine hochwillkommene