Full text: Hessenland (38.1926)

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A usSpange n b e r g. Der Magistrat hat die Grün 
dung eines städtischen Museums beschlossen. Die Bevöl 
kerung wird aufgefordert, Gegenstände von Altertumswert 
der Stadt — gegebenenfalls unter Vorbehalt des Eigen 
tumsrechts — zur Verfügung zu stellen. Sobald ein ge 
wisser Bestand an Museumsgegenständen vorhanden ist, 
wird zur formellen Einrichtung des Museums geschritten. 
Aus Alsfeld. Zu den besonders sehenswerten 
alten Städten des deutschen Westens zählt das an den 
nördlichen Ausläufern des Vogelsbergs an der Eisenbahn 
strecke Fulda—Gießen gelegene Alsfeld. Insbesondere 
bietet der Marktplatz mit dem Rathaus eilt ungewöhnlich 
schönes Bild gut erhaltener mittelalterlicher Fachwerk- 
und Steinarchitektur. Die Stadt hat nunmehr in dem 
wiederhergestellten „Deutsche n H a u s e " auch einen 
Mittelpunkt für Kunstpflege und Versammlungen in die 
sem Teile des Oberhessischen Landes geschaffen; die Er 
öffnung fand mit einer Festvorstellung des Gießer 
Stadttheaters statt. 
Aus Heppenheim a. d. B. Einer der bekann 
testen Gasthöfe der Bergstraße, der „Halbe Mond", be 
findet sich seit hundert Jahren im Besitz der Familie 
Franck-Seibert. In dem Gasthof, der im übrigen schon 
über 200 Jahre Gasthauszwecken dient, sind während 
dieser Zeit zahlreiche historische, namentlich fürstliche Per 
sönlichkeiten abgestiegen. Auch die Führer der deutschen 
nationalen Freiheitsbeivegung tagten im Jahre 1847 
hier unb schufen darin die Unterlagen für ihre parlamen 
tarische Tätigkeit in Frankfurt a. M. Zur Feier des 
100jährigen Besitzstandes fand eine festliche Veranstal 
tung statt. 
Aus Frankenberg. Auf der höchsten Erhebung 
des Jeust, in der Nähe des hohen Males, liegt unter 
stattlichen Buchenstämmen ein einsamstilles Grab, das 
sogenannte Russengrab. Der Sage nach soll vor 
100 Jahren in den Befreiungskriegen ein russischer Sol 
dat sich in diesem Waldrevier verirrt, bei einem Sturze 
ein Bein gebrochen haben und hier elendiglich umgekom 
men sein. Ein Steinhügel zeigt die Grabstätte an, die 
von der staatlichen Forstbehörde in pietätvoller Weise 
bis auf den heutigen Tag erhalten wird. 
Aus Hirzenhain (Vogelsberg). Das hiesige 
Eisen- und Hütteniverk kann demnächst sein 500 jähriges 
Bestehen feiern. Das Werk, das kurz nach dem Jahre 
1400 ins Leben gerufen wurde, verdankt seine Entstehung 
den jetzt schon längst verfallenen Eisengruben im Nidder- 
Bücherschau. 
Stengel, Edmund E. Deutschland, Frank 
reich und der Rhein. Friede. Mann's Pädag. 
Magazin Heft 1062. Langensalza (H. Beyer u. S.) 
1926. 45 S. Preis geh. 1,20 M, geb. 1,80 M. 
Tie kleine, aus zivei Vorträgen entstandene Schrift 
behandelt die Geschichte des deutschen Landes um den 
Rhein unter zwei leitenden Gesichtspunkten: die Grund 
lagen der französischen Rheinpolitik und das Verhältnis 
der Rheinlande zum Reich. In klaren, großen Linien 
ivird gezeigt, wie das Rheinproblem, das wichtigste der 
romanisch-germanischen Welt, das wir leidend miterleben, 
nur zu begreifen ist aus seiner Geschichtlichkeit, als das 
Ergebnis einer „unerhört stetigen Vergangenheit". Über 
zwei Jahrtausende erstreckt sich der Kampf, zu dessen 
Methoden auf französischer Seite von jeher die uns so 
wohlbekannten der „friedlichen Durchdringung" und der 
Schaffung staatlicher Zwischenformen gehörten. Die lange 
Geschichte lehrt den ganzen Ernst und die ganze Gefähr 
lichkeit dieses Kampfes, aber gleichzeitig begründet sie 
tal. U. a. hat man in den verfallenen Gruben Ofen- 
platten gefunden, die im 15. Jahrhundert hergestellt 
wurden. Das Werk ist dieser Überlieferung treu ge 
blieben und stellt diese noch heute her, ferner Bade 
wannen, Herde, Maschinenteile usw. Auch eine Emaillier 
abteilung ist dem Werk angegliedert. 
Die Wartburg gefährdet. Wie Eisenacher 
Blätter mitteilen, ist im Erdgeschoß des Pallas der Wart 
burg der S ch w a m m im Holzwerk ausgebrochen. Der 
Fußboden des Speisesaales ist vollkommen von der 
Fäulnis angegangen. Damit die hölzerne Balkenlage 
nicht in den darunter liegenden Keller stürzte, hat man 
jetzt den ganzen Fußboden herausgenommen. Alle Kunst 
schätze, namentlich die geschnitzten Schränke und Truhen, 
hat der Kommandant rechtzeitig in den Mchensaal brin 
gen lassen. Die Feuchtigkeit der Mauern hat besonders 
den berühmten Wandgemälden von Moritz von Schwind 
schlimm mitgespielt. An manchen Wintertagen sind die 
Mauern, auf denen sich die Gemälde befinden, mit dichtem 
Reif bedeckt. Ein Teil der Wandgemälde wurde vom 
Schimmel gereinigt. Die am meisten beschädigten Bilder, 
die Szenen aus dem Leben der heiligen Elisabeth, wurden 
noch nicht wieder hergestellt. (Kaff. Post.) 
Funde aus der Goethezeit. Professor Dr. E. 
v. Bamberg in Darmstadt hat soeben die bisher ver 
schollen geglaubten Memoiren der K a r o l i n e 
Jagemann, der bedeutendsten Weimarer Schau 
spielerin aus der Goethezeit und Geliebten des Herzogs 
Karl August, der sie später zur Freifrau von Heygendorsf 
ernannte, im Besitze eines Urenkels der Künstlerin ge 
sunden. Er wird sie demnächst durch den Sybillen-Verlag 
in Dresden veröffentlichen lassen. Die kulturgeschichtlich 
interessanten Erinnerungen enthielten auch eine Reihe 
bisher unbekannter Briefe und sonstiger Äußerungen be 
rühmter Zeitgenossen, darunter Goethe, Herzog Karl 
August, Herder, Wieland, E. T. A. Hoffmann, Devrient, 
Jffland u. a. 
Für die Erhaltung des Goethehauses. 
Im Interesse der Erhaltung des Goethehauses uud seiner 
Sammlungen hat der Frankfurter Magistrat beschlossen, 
dem Freien Deutschen Hochstift, das nach Verlust seines 
Stiftungskapitals in der Erfüllung seiner Aufgaben vor 
großen finanziellen Schwierigkeiten steht, eine jährliche 
Subvention bis zu 15000 M zu bewilligen unter der 
Voraussetzung, daß das Reich sowohl als der Staat den 
gleichen Beitrag leisten. 
für uns die Hoffnung: „Stets noch brach sich die schäu 
mende Woge des französischen Imperialismus"; für 
Deutschland aber ist „der Rhein kein außenpolitisches 
Ziel, sondern ein Inbegriff des Reiches selbst, so untrenn 
bar eng mit ihm verwachsen, daß eine Entfremdung dem 
Ganzen den Tod bedeuten würde". Das Merkchen muß 
allen empfohlen werden, die ein geschichtlich begründetes 
Bild unserer Furcht und unserer Hoffnung gewinnen 
wollen. Die Darstellung ist so klar, daß sie auch Schülern 
der Oberklassen keine Schwierigkeiten bieten kann und 
dem geschichtlichen Arbeitsunterricht zu dienen vermag. 
Dr. Heydenreich. 
Hessen-Darm st ad t. Ein Heimatbuch von Karl 
E s s e l b o r n. Leipzig (Friedrich Brandstetter) 1926. 
Gr. 8», XI, 446 S. Geb. 6,50 M. 
Im Rahmen der prächtigen „Heimatbücher deutscher 
Landschaften" bietet der emsige Darmstädter Oberbiblio 
thekar allen Geschichtsfreunden eine hochwillkommene
	        
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