Full text: Hessenland (38.1926)

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tätig, während die Gräflich Erbachischen Keramischen 
Werkstätten mit der angegliederten Kunsttöpferei dieses 
alteingesessene Odenwälder Handwerk in moderner Technik 
weiter entwickeln. Das wuchtige Barockschloß bildet mit 
seinem Rittersaal, der Einhardskapelle (darin der mittel 
alterliche Steinsarg, in dem einst die Gebeine Einhards 
Aus Heimat und Fremde. 
Friedrich F e n n e l ß. Wiederum hat das hes 
sische Kunstleben einen schweren Verlust erfahren. In 
der Frühe des 15. Februar verschied zu Kassel, erst 53- 
jährig, Friedrich Fennel, einer der bedeutendsten hes 
sischen Maler. In unserem nächsten Heft werden wir 
versuchen, das Schaffen dieses prächtigen Menschen und 
Künstlers zu würdigen. 
H o ch s eh u l n a eh r i cf) t e n. M a r b u r g: In Berlin 
starb 79jährig Wolf Graf v. Baudissin, einer der 
hervorragendsten Vertreter der alttestamentarischen Wissen 
schaft und ein Neffe des berühmten Shakespeare-Über 
setzers. 1880 wurde er Ordinarius in Gießen und im 
gleichen Jahr Ehrendoktor der theologischen Fakultät. 
1881—1900 hatte er den Lehrstuhl für alttestamentarische 
Exegese in Marburg iune und wurde dann Nachfolger 
Dillmanns in Berlin. 1893 wurde er Rektor der Mar- 
burger, 1912 Rektor der Berliner Universität. — Im 
Alter von 57 Jahren verschied der ord. Professor für neu- 
testamentliche Wissenschaft D. Wilhelm Heitmüller 
in Tübingen, der seit 1908 eine Zeitlang als Nachfolger 
von Joh. Weiß in Marburg als Ordinarius wirkte. — 
Oberschulrat Dr. Paul Zühlke in Kassel, beauftragt 
mit der Abhaltung von Vorlesungen über mathematische 
Didaktik in der philosophischen Fakultät, wurde zum 
Honorarprofessor ernannt. — Dem Privatdozenten Lic. 
Dr. Theodor Siegfried -vurde ein Lehrauftrag für 
Religionsphilosophie und Geschichte der Theologie er 
teilt. — Der Privatdozent Dr. SB et) rief) wurde unter 
Ernennung zum a. o. Professor auf den Lehrstuhl der 
Mathematik an der Deutschen Technischen .Hochschule in 
Brünn berufen. — Die Ausstellung im Kunsthistorischen 
Seminar bringt eine Sammlung von Kreidezeichnungen 
von E. A. von Mandelsloh-Amorbach. — Der Vorstand 
des Universitätsbundes Marburg bewilligte Prof. W e d e- 
k i n d zur Durchführung von stratigraphisch-geologischen 
Untersuchungen über die Insel Gotland, deren Ergebnisse 
der schwedische Staat drucken läßt, 500 M, und Dr. S. 
Kühler für Einstellung eines Hilfsarbeiters zu Vor 
arbeiten für die zum Universitätsjubiläum zu vollendende 
Universitätsgeschichte 300 Mark. — Gießen: Rek 
tor und Senat fordern in einer Eingabe an Landtag und 
Regierung Erweiterungsbau für die Bibliothek, Ver 
größerung des Verwaltungsgebäudes, Errichtung eines 
Sporthauses, Anbau eines kunstwissenschaftlichen Hör-, 
saales, Neubau zur Aufnahme des mineralogisch-petro- 
graphischen und des geologisch-paläontologischen Instituts, 
Schaffung eines veterinärhygienischen Ordinariats, Er 
richtung einer a. o. Professur für Geburtshilfe, einer 
dritten Professur für Agrikulturchemie sowie einer a. o. 
Professur für experimentelle Psychologie. — Darm- 
stadt: Die Technische Hochschule hat im Wintersemester 
2364 Studierende einschließlich der 41 Hörer; hinzu 
kommen noch 254 Gasthörer, so daß die Gesamtzahl 
2618 beträgt. — Der Senat der Technischen Hochschule 
verlieh dem Geh. Reg.-Rat Professor Dr. Wieland, 
Ordinarius der Chemie an der Universität München, 
wegen seiner Leistungen auf dem Gebiet der organischen 
Chemie die Würde eines Doktor-Ingenieurs ehrenhalber. 
Personal ch r o n i k. Am 24. Januar beging 
der Landesrat a. D. Geh. Regierungsrat Ludtvig v o n 
und seiner Gattin ruhten), der Gewehrkammer (mit 300 
Schußwaffen vom 16.—19. Jahrhundert), der Hirsck)- 
galerie (mit ihrer erlesenen Gehörnsammlung), den rö 
mischen Zimmern (Antikensammlung) und der Hubertus 
kapelle noch heute den Hauptanziehungspunkt des alter 
tümlichen Städtchens. 
Dehn-Rothfelser seinen 80. Geburtstag. Als 
Sohn des kurf. hessischen Staatsrats und Finanz- 
ministers a. D. Karl von D.-R. 1846 geboren, wurde 
er 1876 Amtsrichter zu Wetter und 1882 Landesrat in 
der Verwaltung des Bezirksverbandes des Regierungs 
bezirks Kassel. 1912 trat er in den Ruhestand. Seiner- 
besonderen Verwaltung unterstanden die drei 'Heil- und 
Pflegeanstalten in Marburg, Haina und Merxhausen, 
die sieben Landkrankenhäuser, die Landarmen- und Kor 
rektionsanstalt zu Breitenau und die Taubstummen 
anstalt zum Homberg. Während des Weltkrieges ver 
sah er über 2i/ 2 Jahre lang die Stelle seines zum Heere 
einberufenen Dienstnachfolgers. — Der Berliner Bild 
hauer Professor Jos. Limburg, ein geborener Ha- 
nauer, wurde mit der Modellierung einer Büste des, 
Papstes betraut. — An: 13. Februar feierte der frühere 
Kastellan von Wilhelmsthal Friedrich E n g e l b r e ch t 
in Hohenkirchen seinen 80. Geburtstag. Er war Borreiter 
des kurfürstlichen Leibgespanns und brachte 1866 den ge 
fangenen Kurfürsten mit seinem Gespann vom Wil 
helmshöher Schloß nach Station Mönchehof. Er weilte 
mit ihm in der Verbannung in Horowitz und kehrte mit 
der Leiche seines Herrn 1875 nach Kassel zurück. Als stets 
liebenswürdiger und sachkundiger Kastellan von Wil 
helmsthal (1898—1921) wird er noch vielen in Erinne 
rung sein. — Am 19. Februar begeht der zu Alsfeld 
geborene berühmte Jurist und Hochschullehrer Rudolf 
Stammler seinen 70. Geburtstag. Er lehrte an den 
Universitäten Marburg, Gießen, Halle und Berlin. 
Seine Hauptwerke sind: „Wirtschaft und Recht", „Theorie 
der Rechtswissenschaft" und „Lehrbuch der Rechtsphilo 
sophie". 
Todesfall. In Darmstadt verschied an den Folgen 
einer im Weltkrieg an der Spitze des Gardesüsilier- 
regiments im August 1914 erhaltenen schweren Ver 
wundung der Vorsitzende der „Hassia", Oberst a. D. 
v. N e i d h a r d t. Er war ein Sohn des früheren 
hessischen Gesandten in Berlin und Schwiegersohn des 
Reichsbankpräsidenten Koch. 
Co rnieelius -5z ausmann - Ausstellung 
in 5) a n a u. Infolge notwendiger Änderungen in der 
Aula der Hanauer Zeichenakademie konnte die im Sep 
tember d. Js. geplante Gedächtnisfeier des 100jährigen 
Geburtstages der beiden Maler Georg Cornieelius und 
Friedrich Karl Hausmann erst am 17. Dezember statt 
finden. Um das Zustandekommen haben sich der Ha 
nauer Geschichtsvereiu, die Künstlergesellschaft „Sain- 
stagia" und der Hanauer Kunstgewerbeverein ein beson 
deres Verdienst erworben. Professor Leven, der Direktor 
der Akademie, begrüßte mit einer herzlichen Ansprache 
die zahlreich erschienenen Gäste. Dr. K. Siebert hielt 
einen kurzen Vortrag über das Thema, wie Cornieelius 
von seinen Zeitgenossen beurteilt wurde, und Dr. W. 
Lotz gab einen gedrängten Überblick über die Bedeutung 
von Hausmann als Maler und späteren Akademie- 
direktor. Oberregierungsrat Hecker aus Kassel sprach als 
Vertreter des Regierungspräsidenten. Der Stadtverord- 
neten-Vorsteher Landgerichtspräsident a. D. Grimm er 
öffnete die mit der Feier verbundene Ausstellung von 
Werken der beiden Künstler und übergab die von den
	        
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