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mußte sie wissen, was das war. Sie machte die
Schachtel mit ihren zitternden Händen auf und zwar
viel weiter als sie eigentlich wollte und brrrr —
flog ein Schwarm Fliegen ins Weite. Die alte
Frau war ganz unglücklich, daß ihr das gute Wetter
so entwischen wollte. Sie suchte zu retten, was zu
retten war, wollte es wenigstens auf den rechten
Weg bringen und rief ihm nach: „Hauwäterchen,
Hauwäterchen, heher, Kruspersch (Kruspis) is min
Ort!" —
Ich habe den Verfasser dieser Geschichte sehr im
Verdacht, daß er damit gleichzeitig den Leuten von
Kruspis, die hier in einem ihrer Torfangehörigen
als so überaus töricht hingestellt werden, eins aus
wischen wollte, und damit sind wir bei dem großen
Getvebe halb aus Linnen, halb aus Wolle) gewebt
und getragen wurde. Aber man hat auch den Pega
sus bestiegen, um dem Nachbardorfe eins auszu
wischen.
En Rotte rterod
do honn se fei Brod,
bc» fittcrn's d' Hihner
mct Dausend-Schwerenot.
*
A u a läit bäi Saase,
do summe olle Haase,
do kurnrne olle Hesse,
do kring se wos zu fresse.
*
In der Tann,
da rappelt de Pann (Pfanne),
Erbach. Das Rathaus vom „Städtel" her.
Kapitel von dem Spott, mit dem sich in ganz Hessen
land die Dörfer gegenseitig bedenken, angelangt. Es
wird inl Kreise Hersfeld Wohl kaum einen Ort geben,
der keinen Beinamen hat. Das ist eine so bekannte
Tatsache, L>aß ich hier nicht weiter darüber zu sprechen
brauche, zumal die Veranlassung zu der Namen
gebung nicht immer so klar zutage liegt wie bei den
Hersselder „Mückenstürmern" und den Friedewalder
„Schneegänsen". Um manche Orte hat sich ein gan
zer Kranz von lustigen Spottgeschichten gelegt; hier
sei Schwarzenborn an erster Stelle genannt, aber
auch Rotensee, wo zur Kirmes ein Frosch gemästet
wird, sei nicht vergessen. Ganze Täler haben ihren
Spottnamen, der Rohrbachgrund ist der „Besew-
grund", weil früher dort viel Besen hergestellt
wurden, und der Geisgrund ist der „Beiderwands-
grund", tveil in ihm früher viel Beiderlvand (ein
photogr. Institut der Technischen Hochschule, Darmstadt.
d. h. da gibt's was Gutes auf dem Tisch, ärmlich
aber ist es in Biedebach:
Die B i e r e b a ch, die Bierebach
hat mich das Betteln müd gemacht.
Die Dörfer streiten sich auch um den Vorrang, und
dabei beansprucht das ebengenannte Biedebach keinen
schlechten Platz:
Die Tann, die Tann, die Ruhrbach,
Gerterod on Drunsbach
Engerngäis (Untergeis) on Ewerngäis (Obergeis),
B i e r e b a ch läit en der Mett vorn Kräis,
d. h. in der Mitte vom Kreis, das will sagen: Biede
bach ist das erste Dorf in jenem Bezirk. Ganz deut
lich wird Rotensee:
R o r e s e e es Herr-
En gerhühn (Unterhaun) es derr (dürr),
Ewernhühn (Oberhalin) es 'n Heckennäst,
Seckels (Sieglos) es schon lang gewäst.