Full text: Hessenland (38.1926)

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wesen, und durch den See-Capitain David Mout van 
der Meer, auf dem Meer nach Holland überbracht 
worden. Es ist in Asia, unter der Herrschaft des großen 
Moguls, in der Landschaft Assem, welches von hier 
4000 Meilen weg liegt, gefangen worden. Dieses Wunder 
thier ist gar glatt, hat keine Haare, gleichwie der Elej- 
phant, doch an denen Ohren, und am Ende von dem 
Schwantz seynd einige Härlein: Auf der Nase hat es 
sein Horn, und ist schnell im Lauffen, kan schwimmen und 
tauchen im Wasser wie Zne Endte; sein Kopf ist nach und 
nach forne spitzig, die Ohren gleich eines Esels, die Augen 
nach Proportion von diesem großen Wunderthier, seyn 
sehr klein; Die Haut ist als ob sie mit Schildern gedeckt 
seye, dieselben schlagen wohl eine Handbreit übereinander 
hin, sie sind 2 Zoll dicke; die süße sind kurtz und dicke, 
versehen mit 3 Klauen. Dieses Thier ist auch ein großer 
Feind von dem Elephanten, so, daß wann es ihn antrifft, 
denselben mit seinem Horn unten in Leib stößet, auch 
ausresset und tödtet. Zu täglicher Unterhaltung frisset 
es Heu und Brod, auch sauffet es Bier und Wasser. 
Es ist zahm wie ein Lamm, dietveil dasselbe einen 
Monat alt gewesen ist, wie es mit Stricken gefangen 
worden, nachdem die Mutter von denen schwartzen In 
dianern mit Pfeilen todtgeschossen worden. Es hat dieses 
Thier, wie es gar jung gewesen, zwey Jahr in denen 
Zimmern um den Tisch gelauffen, zur Curiositaet wo 
Dames und Herren gespeiset. Dasselbe wird auf einem 
zugemachten und mit 10 Pferden bespannten Wagen von 
einem Orth zum andern geführet, und wo es übel fort 
zukommen ist, müssen wohl 16 bis 20 Pferde ge 
brauchet werden. Wann dieses Wunderthier an Orth 
und Stelle gelanget, muß man diesen Wagen durch 
kleine Räder erniedrigen, und solches Thier hinterwärts, 
über gelegte Bretter aus dem Kasten bringen. Möchten 
wohl einige auf Gedancken gerathen, ob nicht dieses Thier 
selbst zu gehen umhergebracht werden könte? so fragt 
sichs, ob nicht hundert oder Zweihundert Mann, so zahm 
als es ist, wan es Freiheit merckte, und nach seiner 
Arth wild werden solle, ein solches bändigen könten, tveil 
diese Thiere von Natur sich nicht mit Stricken wollen 
binden lassen. Wann diese Thiere Durst haben, suchen 
sie nach den Flüssen des Landes, allwo sich auch viele 
1000 andere wilde Thiere von allerhand Gattungen, 
wegen Mangel des Wassers, weilen es an theils Or- 
then nicht regnet, und die Flüsse gesaltzen sind, ein 
finden. Wenn dann einige Rhinozeros in Gegenwart 
solcher Thiere an besagten süßen Wassern sind, oder deren 
Ankunfft vermercket wird, so wird keines der anderen 
Thieren trincken, bevor die Rhinozeros gesoffen haben, 
hernach fangen sie auch alle an zu sauffen. Die Hörner 
dieser Thiere werden in Indien sehr hoch geachtet, und 
wider alles Gisst, hinfallende und andere Kranckheit 
gebrauchet, dergleichen auch seine Zähne, Klauen, Fleisch 
und Blut, ja sein Mist und Wasser, und alles, was er 
am Leibe hat, wird in Indien sehr werth geachtet, 
und dergleichen gebrauchet, weil alles sehr nützlich und 
gut ist, dasselbe wir durch eigene Erfahrung haben; 
nemlich das Horn von denen Füßen etc. hat schon unter 
schiedlichen Menschen von der hinfallenden Kranckheit 
'geholffen. Und ist dieses gleichfalls bey denen Bedienten 
vor ihre Mühe, um ein Trinckgeld zu bekommen. 
(Mitget. v. Amtsgerichtsrat Rabe-Borken, Bez. Kassel.) 
Aus Heimat und Fremde. 
H o ch s ch u l n a ch r i ch t e n. Marburg: Ter in 
der Ritterstraße gelegene Forsthof, dessen Geschichte uns 
Archivrat Or. Karl Knetsch (Verlag N. G. Elwert) ge 
schrieben hat, ist in den Besitz des Studentenheims über- 
Die Neugestaltung des Hersselder Lul- 
l u s - F e st e s. Die auf Veranlassung des Magistrats 
gebildete Kommission, der die Aufgabe zufiel, einen Plan 
für die Neugestaltung des Hersfelder Lullusfestes aus 
zuarbeiten, hat ihre Aufgabe erledigt und den Plan den 
städtischen Körperschaften vorgelegt, an dessen Geneh 
migung nicht zu zweifeln ist. Nach diesem Entwurf wiro 
sich das Hersfelder Lullusfest in Zukunft folgender 
maßen abspielen: An den Stellen, wo sich früher die 
Tore des befestigten Hersfelds befanden, sammeln sich am 
Montag der Lulluswoche (die Woche, in die der 16. Ok 
tober, der Todestag des hl. Lullus, fällt) um 11 Uhr 
vormittags die Zünfte (Innungen), die Schützen und die 
Feuerwehr sowie die ersten Klassen der Schulen. Im 
Festzuge geht es unter Musikbegleitung zum Marktplatz, 
wo die vier Gruppen zu gleicher Zeit um 1 / 2 12 Uhr ein 
treffen. Während die vier Gruppen an der schon vor 
her bereiteten Lullusfeuergrube Aufstellung nehmen, ver 
sammeln sich vor dem Rathaus der Bürgermeister, der 
Magistrat, die Stadtverordneten und die Beamtenschaft. 
Ein Herold trägt eine Fanfare mit dem Wappentuche 
der Stadt Hersfeld, zwei Trommelschläger mit den alten 
hohen Trommeln in der Uniform der alten Stadt 
gardisten und ein Feuerreiter mit einer Fackel folgen. 
In feierlichem Zuge geht es durch das Kirchentor zur 
Feuergrube. Der Zug wird mit Musik empfangen. Von 
einem Podium aus spricht der Bürgermeister etwa zehn 
Minuten lang von den Nöten und Erfolgen der Stadt 
im vergangenen Jahre sowie von den Wünschen und 
Hoffnungen auf das neue Jahr. Kurz vor 12 Uhr 
entspinnt sich dann zwischen Bürgermeister und Feuer- » 
meister folgendes Zwiegespräch: 
Bürgermei st er: 
Wir zünden an uralten Brand, 
was soll er künden dem deutschen Land? 
Feuermeister: 
Am guten Alten 
wollen fest wir halten! 
Bürgermei st er: 
Und warum hegen in treuer Hut * 
wir Tag und Nacht die Feuersglut? 
Feuermeister: 
Wie die Väter in Ehren 
wollen wir uns bewähren! 
Bürgermei st er: 
Das Feuer leuchte mit hellem Schein, 
was soll der Bürger Losung sein? 
Feuermeister: 
Hersfeld, die Stadt, sie führt im Schild, 
ein Kreuz und einen Löwen mild. 
In Kreuz und Leid hab Löwenmut 
und trau auf Gott, es wird wohl gut. 
Während es dann vom Turm der von 1270—1323 er 
bauten gotischen Stadtkirche 12 Uhr schlägt, reicht der 
Feuermeister dem Bürgermeister die brennende Fackel. 
Dieser wirft sie mit dem Rufe „Bruder L 0 l l s !" 
in die Grube, und die Flamme lodert hoch auf. Während 
dann von verschiedenen Stellen aus Walnüsse unter die 
Jugend geworfen werden, wird der „Bruder Lolls-Rus" 
von der Menge fortgetragen. 
gegangen. Es sollen dort Wohnungen für Studierende 
als Stipendium eingerichtet werden. — Gießen: Der 
Professor für innere Veterinärmedizin Or. Wilhelm 
Zwick wurde zum Professor für Veterinärhygiene und
	        
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