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wesen, und durch den See-Capitain David Mout van
der Meer, auf dem Meer nach Holland überbracht
worden. Es ist in Asia, unter der Herrschaft des großen
Moguls, in der Landschaft Assem, welches von hier
4000 Meilen weg liegt, gefangen worden. Dieses Wunder
thier ist gar glatt, hat keine Haare, gleichwie der Elej-
phant, doch an denen Ohren, und am Ende von dem
Schwantz seynd einige Härlein: Auf der Nase hat es
sein Horn, und ist schnell im Lauffen, kan schwimmen und
tauchen im Wasser wie Zne Endte; sein Kopf ist nach und
nach forne spitzig, die Ohren gleich eines Esels, die Augen
nach Proportion von diesem großen Wunderthier, seyn
sehr klein; Die Haut ist als ob sie mit Schildern gedeckt
seye, dieselben schlagen wohl eine Handbreit übereinander
hin, sie sind 2 Zoll dicke; die süße sind kurtz und dicke,
versehen mit 3 Klauen. Dieses Thier ist auch ein großer
Feind von dem Elephanten, so, daß wann es ihn antrifft,
denselben mit seinem Horn unten in Leib stößet, auch
ausresset und tödtet. Zu täglicher Unterhaltung frisset
es Heu und Brod, auch sauffet es Bier und Wasser.
Es ist zahm wie ein Lamm, dietveil dasselbe einen
Monat alt gewesen ist, wie es mit Stricken gefangen
worden, nachdem die Mutter von denen schwartzen In
dianern mit Pfeilen todtgeschossen worden. Es hat dieses
Thier, wie es gar jung gewesen, zwey Jahr in denen
Zimmern um den Tisch gelauffen, zur Curiositaet wo
Dames und Herren gespeiset. Dasselbe wird auf einem
zugemachten und mit 10 Pferden bespannten Wagen von
einem Orth zum andern geführet, und wo es übel fort
zukommen ist, müssen wohl 16 bis 20 Pferde ge
brauchet werden. Wann dieses Wunderthier an Orth
und Stelle gelanget, muß man diesen Wagen durch
kleine Räder erniedrigen, und solches Thier hinterwärts,
über gelegte Bretter aus dem Kasten bringen. Möchten
wohl einige auf Gedancken gerathen, ob nicht dieses Thier
selbst zu gehen umhergebracht werden könte? so fragt
sichs, ob nicht hundert oder Zweihundert Mann, so zahm
als es ist, wan es Freiheit merckte, und nach seiner
Arth wild werden solle, ein solches bändigen könten, tveil
diese Thiere von Natur sich nicht mit Stricken wollen
binden lassen. Wann diese Thiere Durst haben, suchen
sie nach den Flüssen des Landes, allwo sich auch viele
1000 andere wilde Thiere von allerhand Gattungen,
wegen Mangel des Wassers, weilen es an theils Or-
then nicht regnet, und die Flüsse gesaltzen sind, ein
finden. Wenn dann einige Rhinozeros in Gegenwart
solcher Thiere an besagten süßen Wassern sind, oder deren
Ankunfft vermercket wird, so wird keines der anderen
Thieren trincken, bevor die Rhinozeros gesoffen haben,
hernach fangen sie auch alle an zu sauffen. Die Hörner
dieser Thiere werden in Indien sehr hoch geachtet, und
wider alles Gisst, hinfallende und andere Kranckheit
gebrauchet, dergleichen auch seine Zähne, Klauen, Fleisch
und Blut, ja sein Mist und Wasser, und alles, was er
am Leibe hat, wird in Indien sehr werth geachtet,
und dergleichen gebrauchet, weil alles sehr nützlich und
gut ist, dasselbe wir durch eigene Erfahrung haben;
nemlich das Horn von denen Füßen etc. hat schon unter
schiedlichen Menschen von der hinfallenden Kranckheit
'geholffen. Und ist dieses gleichfalls bey denen Bedienten
vor ihre Mühe, um ein Trinckgeld zu bekommen.
(Mitget. v. Amtsgerichtsrat Rabe-Borken, Bez. Kassel.)
Aus Heimat und Fremde.
H o ch s ch u l n a ch r i ch t e n. Marburg: Ter in
der Ritterstraße gelegene Forsthof, dessen Geschichte uns
Archivrat Or. Karl Knetsch (Verlag N. G. Elwert) ge
schrieben hat, ist in den Besitz des Studentenheims über-
Die Neugestaltung des Hersselder Lul-
l u s - F e st e s. Die auf Veranlassung des Magistrats
gebildete Kommission, der die Aufgabe zufiel, einen Plan
für die Neugestaltung des Hersfelder Lullusfestes aus
zuarbeiten, hat ihre Aufgabe erledigt und den Plan den
städtischen Körperschaften vorgelegt, an dessen Geneh
migung nicht zu zweifeln ist. Nach diesem Entwurf wiro
sich das Hersfelder Lullusfest in Zukunft folgender
maßen abspielen: An den Stellen, wo sich früher die
Tore des befestigten Hersfelds befanden, sammeln sich am
Montag der Lulluswoche (die Woche, in die der 16. Ok
tober, der Todestag des hl. Lullus, fällt) um 11 Uhr
vormittags die Zünfte (Innungen), die Schützen und die
Feuerwehr sowie die ersten Klassen der Schulen. Im
Festzuge geht es unter Musikbegleitung zum Marktplatz,
wo die vier Gruppen zu gleicher Zeit um 1 / 2 12 Uhr ein
treffen. Während die vier Gruppen an der schon vor
her bereiteten Lullusfeuergrube Aufstellung nehmen, ver
sammeln sich vor dem Rathaus der Bürgermeister, der
Magistrat, die Stadtverordneten und die Beamtenschaft.
Ein Herold trägt eine Fanfare mit dem Wappentuche
der Stadt Hersfeld, zwei Trommelschläger mit den alten
hohen Trommeln in der Uniform der alten Stadt
gardisten und ein Feuerreiter mit einer Fackel folgen.
In feierlichem Zuge geht es durch das Kirchentor zur
Feuergrube. Der Zug wird mit Musik empfangen. Von
einem Podium aus spricht der Bürgermeister etwa zehn
Minuten lang von den Nöten und Erfolgen der Stadt
im vergangenen Jahre sowie von den Wünschen und
Hoffnungen auf das neue Jahr. Kurz vor 12 Uhr
entspinnt sich dann zwischen Bürgermeister und Feuer- »
meister folgendes Zwiegespräch:
Bürgermei st er:
Wir zünden an uralten Brand,
was soll er künden dem deutschen Land?
Feuermeister:
Am guten Alten
wollen fest wir halten!
Bürgermei st er:
Und warum hegen in treuer Hut *
wir Tag und Nacht die Feuersglut?
Feuermeister:
Wie die Väter in Ehren
wollen wir uns bewähren!
Bürgermei st er:
Das Feuer leuchte mit hellem Schein,
was soll der Bürger Losung sein?
Feuermeister:
Hersfeld, die Stadt, sie führt im Schild,
ein Kreuz und einen Löwen mild.
In Kreuz und Leid hab Löwenmut
und trau auf Gott, es wird wohl gut.
Während es dann vom Turm der von 1270—1323 er
bauten gotischen Stadtkirche 12 Uhr schlägt, reicht der
Feuermeister dem Bürgermeister die brennende Fackel.
Dieser wirft sie mit dem Rufe „Bruder L 0 l l s !"
in die Grube, und die Flamme lodert hoch auf. Während
dann von verschiedenen Stellen aus Walnüsse unter die
Jugend geworfen werden, wird der „Bruder Lolls-Rus"
von der Menge fortgetragen.
gegangen. Es sollen dort Wohnungen für Studierende
als Stipendium eingerichtet werden. — Gießen: Der
Professor für innere Veterinärmedizin Or. Wilhelm
Zwick wurde zum Professor für Veterinärhygiene und