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Gerichde gefrogd, ivie'e das gemachd hädde. Do
hodde gesahd: „Ich honn den Sack uffgehahlen un
honn vor das Huhn geschbrochen: Wedde ninn
Hibben oder nidd? Do esses ninngehibbed."
Domols haddeme in Kassel noch manches, was
me Heide nidd mehr kennd. Do war der Nachd-
wächder noch, mid 'ner Pisse. Erschd Hesse, dann
riefe: „De Glocke hadd zehne geschlaachen." Un
'en Ußrufer haddeme au noch. Ich sehn noch wie
Heide, hä hadde nidd mehr veele Zähne im Mulle.
Mid so 'ner großen Schelle schellde hä, un dann
kam de Bekanndmachung. In der Zidd gingen au
de Kasselaner den Sunndag nidd so widd schba-
zieren, wie Heide. Endweder es ging in de Au oder
nuß vor d's Hollänsche Dohr nohn Äbbelklaus. Des
Hollänsche Dohr schdand domols noch, un an
der Hollänschen Schdroße schdannen Babbelbaime
un rechds un links war en dieser Schossee-
graben. Do wurde dann biem Klaus sicher Äbbel-
winn gedrunken. Manchemo ging's au no Kirch-
Aus Heimat und Fremde.
H o ch s ch u l n a ch r i ch t e n. Marburg: Der Prof,
der Psychiatrie und Neurologie, Direktor der psychia
trischen und Nervenklinik Dr. Georg Stertz geht in
gleicher Eigenschaft als Nachfolger von Professor Siemer-
ling nach Kiel. — Der Privatdozent für Chirurgie und
Orthopädie Dr. Walter Müller wurde zum nicht
beamteten a. o. Professor ernannt. — Die Gesamtzahl
der Studierenden im laufenden Wintersemester betragt
1859, der Gesamtbesuch einschließlich der 54 Hörer 1919.
— Für die Vorbereitung der 400-Jahrfeier der Univer
sität (29. Juli bis 1. August 1927) hat sich ein Haupt-
ausschuß uno eine Reihe von Unterausschüssen gebildet.
In Aussicht genommen ist die Einweihung der als
Jubiläumsgeschenk des preußischen Staates in Angriff
genommenen Hals-, Nasen- und Ohrettklinik, der neuen
Kinderklinik und des großen Jubiläumskunstinstitutes, für
das der Universitätsbund die Werbung übernommen hat.
Uber den für diesen Bau allgemein gewünschten Wett
bewerb unter den Baukünstlern Deutschlands wird der
preußische Landtag in den nächsten Tagen entscheiden.
Schließlich ist noch beabsichtigt, den über 700 gefallenen
Dozenten, Studenten und Beamten der Universität un
mittelbar vor der Hochschule ein Denkmal zu errichten. —
Gießen: Geheimrat Prof. Dr. E. B o st r o e m von
der Universitätsklinik feierte seinen 75. Geburtstag und
wurde von der Studentenschaft durch einen Fackelzug
geehrt. — Der a. o. Professor und Prosektor am patho
logischen Institut der Universität Leipzig Dr. Georg
Herzog hat den Ruf aus das Ordinariat der all
gemeinen Pathologie und pathologischen Anatomie als
Nachfolger des emeritierten Geh. Medizinalrats Bostroem
angenommen. — Der a. o. Professor Dr. George Ga ff 5
in Leipzig wurde auf den Lehrstuhl der theoretischen
Physik berufen und zum o. Professor ernannt. —
Studienrat Dr. König, ein von den Franzosen ver
triebener Elsässer, erhielt einen Lehrauftrag für Grenz-
und Auslandsdeutschtum.
Personal chronik. Ter seit 1907 im Ruhestand
lebende frühere Marburger Oberbürgermeister Schüler
beging Anfang Januar seinen 90. Geburtstag. — Der
einer Altkasseler Familie entstammende Ehrenobermeister
der Fleischer-Innung Heinrich Stöhr vollendete am
1. Januar sein 80. Lebensjahr. — Die in Kassel woh-
dibmer bie b’u Meist, do gab's Flaschenbier. Min
Vadder kies mä en Laibchen, das wurde in's Bier
geducked un dann kunnd ich's essen. Nur de Pin-
gesden, do machdeme den zweiden Fesdag no Wil
lemsee. Nadierlich mußde alles laufen, nur de
reichen Liede fuhren in der Scheese rufst Owen
sahn me dann, wie de Wasser schbrungen, das
machde uns immer veele Gaude. D's Essen wurde
vor den gansen Dag midde genommen, meisdens
waren's Friggedellen. Den Owend ging's heim.
Biem Wimmer oder biem Kuhrasch in Wahlersch-
huusen un in Kerschdings Brauerei in Wehlheiden
wurde ingekehrd. Eimo hadde ich en neien Durner-
Anzug ane unne Bodanesierbichse inlme, un wieine
heim gingen, fing's an ze regnen, daß me alle
quadschedribbelnaß wurden. Ach, min scheener neier
Anzug, das griene Band vun der Bichse hadde ab-
gefärwed, un de griene Brich war alle in de
wiße Jacke gelaufen.
(Schluß folgt.)
nende Schriftstellerin Elsbeth v. Nathusius, eine
Ururenkelin der Kasseler Dichterin Philippine Engel
hard, wurde am 17. Januar 80 Jahre alt. — Seinen
70. Geburtstag feierte unser langjähriger Mitarbeiter-
Pros. Dr. August R o e s ch e n in Laubach, der Verfasser
der weitbekannten Werke über Vogelsberg, Rhön und
Wetterau. — Am 29. Dezember wurde der frühere
Oberpräsident der Provinz Hessen-Nassau (1917 —1919,
August von Trott zu Solz 70 Jahre alt. — Am
1. Januar beging Stadtrat Bureaudirektor Karl Johann
Kreiß in Kassel seinen 60. Geburtstag. In Gelnhausen
geboren, siedelte er 1888 nach Kassel über. Abgesehen von
einigen mannhaften, Mißstände rücksichtslos aufdeckenden
Broschüren hat sich Kreiß vor allem als liebenswürdiger
Dichter in Hessen bekannt gemacht. Er verfaßte u. a. ver
schiedene Bühnenwerke und beteiligte sich auch mit einer
episch-dramatischen Dichtung am Festspielwettbewcrb zur
Kasseler Jahrtausendfeier.— Die städtischen Körperschaften
zu Fritzlar ernannten den Dechanten Prälaten Dr. b. c.
Iestädt zum Ehrenbürger. — Der Hersfelder Ge
schichtsverein ernannte Professor Vonderau in Fulda
wegen seiner Verdienste bei den Ausgrabungen in der
Hersfelder Stiftskirche zu seinem Ehrenmitglied. —
Der Seminaroberlehrer Heinrichs in Homberg wurde
wegen seiner Verdienste um die Kirchenmusik soivohl als
Komponist wie als Chorleiter zum Studienrat ernannt.
Heinrichs verdanken mir außerdem einige vortreffliche
Beiträge zur hessischen Musikgeschichte.'
Todesfälle. Am 19. Dezember entschlief in Mar
burg im 74. Lebensjahr der Geheime Medizinalrat Prof.
Dr. Franz T u c z e k. In Köln geboren, wurde er
1879 Assistent an der Marburger Landesheilanstalt,
deren Direktor er, gleichzeitig mit seiner Ernennung zum
ordentlichen Professor an der Universität, 1894 wurde.
1907/08 war er Rektor der Universität. Tuczek, der
1915 in den Ruhestand trat, hat sich durch seine Vor
lesungen über gerichtliche Medizin und seine psychia
trischen Werke weithin einen Namen gemacht. — Am
23. Dezember starb 79 jährig in Schloß Philippsthal
Landgraf Ernst von Hessen-Philippsthal. Damit ist die
Nebenlinie Hessen-Philippsthal erloschen, und der Besitz
geht auf den Landgrafen Chlodivig von Hessen-Philipps
thal-Barchfeld in Herleshausen über. — Im 84. Lebens-