Full text: Hessenland (38.1926)

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deckt und gewonnen werden; Kaffee-, Nelken- und 
Muskatnußplantggen werden angelegt. Der General- 
gouverneur von Bengalen schenkt einen jungen Ele 
fanten, toas zu einer Naturgeschichte des Elefanten! 
benutzt wird, die 15 Seiten und damit den zehnten 
Teil des ganzen Bandes füllt. Für den Zuckerbau 
und ähnliche Arbeiten werden 100 Negersklaven ein 
geführt, die aber gut behandelt werden. Mit dem 
Ackermaunschen Schiffe trifft auch ein Sohn des 
Kaufmanns Ackermann ein, kehrt aber nach Ham 
burg zurück. Der alte Hutson und Mildes Ehefrau 
sterben; Milde mit seinen 3 Kindern macht eine 
Reise in seine Heimat. In Kassel findet er von 
seinen Verwandten nur eine Schwestertochter seiner 
Mutter vor, eine arme Tischlerwitwe mit 5 Kindern, 
die er gut versorgt. Ihre beiden ältesten Söhne 
nimmt er nach seiner Insel mit. Auch den Pfarrer 
Ackermann sucht er auf und schenkt ihm 10 000 
Taler, deren Zinsen nach Ackermanns Tode au be 
dürftige Hausarme verteilt werden sollen. Nachdem 
er dann die Nichte des Pfarrers geheiratet, kehrt er 
mit seiner zweiten Frau und seinen beiden Neffen 
nach der Insel Lewis zurück. Seine Kinder läßt 
er zur Erziehung in London. 
Während Mildes Aufenthalt in Hessen mietet 
sein Schwager Hutson, der ihn nach Europa be 
gleitet hat, ein Schiff, auf dem die Rückreise an 
getreten wird, .Nachdem die Reisenden Rio de Janeiro 
besucht haben, werden sie auf dem 11. Grad süd 
licher Breite von einem Sturm an eine zweite, bis 
dahin unbekannte und menschenleere Insel ver 
schlagen, die sie untersuchen und nach dem Namen 
von Mildes zweiter Frau Caroline taufen. Dann 
segeln sie nach Lewis weiter, das sie nach 3 Tagen 
erreichen. Die Entdeckung der neuen Insel meldet 
Milde der ostindischen Kompagnie, die anordnet, 
daß Caroline von Lewis aus besiedelt und Milde 
unterstellt werden soll. Ein Kutter soll den Ver 
kehr zwischen beiden Inseln ausrecht erhalten. Aus 
Caroline wird der junge Hutson Untergouverneur 
und gründet zwei Dörfer. Gegen die Absicht der 
englischen Regierung, Verbrecher auf den Inseln 
anzusiedeln, erhebt Milde mit Erfolg Einspruchs. 
Nachdem dann noch ein Erdbeben einigen Schaden 
verursacht und eine Abteilung eingeborener indischer 
Soldaten nach Lewis verlegt worden ist, droht den 
Inseln Kriegsgefahr. In dem gegen Ende des 
18. Jahrhunderts zwischen England und Frankreich 
ausgebrochenen Kriege erscheint eine französische 
Flotte von 8 Schiffen vor den .Inseln, die Kolo 
nisten verhindern aber ihre Landungsversuche. Eine 
bald darauf erscheinende französische Flotte von 
9 Schiffen stößt bei den Inseln auf eine englische 
Flotte, es kommt zum Gefecht, in dem die Eng 
länder siegen und ein französisches Schiff erobern. 
Bald darauf wird das Dorf Neucork von 400 malai 
ischen Seeräubern überfallen und die meisten Be 
wohner ermordet. Trotzdem Milde mit den Be 
wohnern von Georgetown alsbald zu Hilfe eilt, er 
reichen die Räuber mit ihrer Beute ihre Schiffe 
uud schleppen Milde, den sie gefangen, mit fort. 
Der Kapitän Hassan Mulai, der seit seiner ersten 
Ankunft auf der Insel das Seeschiff der Insel be 
fehligt, setzt ihnen nach und es gelingt ihm, auf 
Sumatra zu landen, Milde zu befreien und ihn nach 
Lewis zurückzubringen. Nachdem dann noch eine 
Kommission der ostindischen Kompagnie die Ver 
waltung der Inseln geprüft, tadellos befunden und 
nicht nur Milde als Gouverneur bestätigt, sondern 
auch einen der Söhne Mildes (ein anderer war 
englischer Offizier geworden und befehligte die auf 
Lewis in Garnison liegenden indischen Soldaten) 
zum späteren Nachfolger seines Vaters bestimmt hat, 
stirbt Milde im 67. Lebensjahr und wird auf der 
Insel Lewis begraben. „Ein einfaches, aber schönes 
Denkmal aus Granit wurde ihm vom ganzen Volke 
gesetzt." 
Soweit der Inhalt des Buches. - Über seinen 
Verfasser habe ich nur wenige Angaben ermitteln 
können. 5). A. Eh. von Egloffstein entstammte 
jedenfalls dem bayrischen, dann in Thüringen an 
sässigen Freiherrengeschlechte dieses Namens. Er 
war in den ersten Jahren des 19. Jahrhunderts 
englischer Offizier in Diensten der ostindischen Kom 
pagnie und stand 1806 als Garnisonsadjutant in 
Vellore, wo er und sein Feldwebel, sowie dessen Frau 
und zwei Kinder die einzigen Europäer waren, die 
bei einem Aufstande der Inder mit dem Leben 
davonkamen. 1811 nahm er an der Besetzung Javas 
durch die Engländer teil, war dann wieder in 
Vorderindien und auf Ceylon stationiert. 1813 
verließ er Indien und kehrte über St. Helena, wo 
er 6 Wochen verweilte, nach London zurück. Hier 
nahm er seinen Abschied und zog 1814 nach Fulda. 
Er klagt in einer seiner Schriften, daß er damals 
sein Vermögen verloren habe, von einem Freunde 
betrogen und von seiner Familie verfolgt worden sei. 
Weiteres kann ich über ihn nicht angeben. Ottin- 
gers Moniteur des Dates, der Angaben über eine 
größere Anzahl Egloffsteins macht, erwähnt ihn 
nicht. 
Außer dem hessischen Robinson verfaßte er noch 
folgende Schriften: Blanko, oder die Kraft des 
Glaubens, der Liebe und der Hoffnung. Eine 
dialogisierte Räubergeschichte. Kassel, Luckhardt, 
1825. Neue Blumenkränze, gewunden für Deutsch 
lands Söhne und Töchter. 2 Bände. Kassel, Luck 
hardt, 1825. Carlo Coretti, ,der edle Räuber. Seiten 
stück zu Rinaldo Rinaldini. Kassel, Luckhardt, 1822. 
Kleine Romane, Gedichte und Erzählungen. Kassel, 
Luckhardt, 1822. Neue Feier-Abende für die elegante 
Lesewelt in Erzählungen, Geschichten, Anekdoten, 
Gedichten, Beschreibungen usw. 2 Bände. Fulda, 
Roos, 1822. Die Brüder-Versöhnung, oder Ludwig 
und Heinrich, Landgrafen zu Hessen. Ein historisch 
romantisches Gemälde der Vorzeit. Kassel, Bohne, 
1822. 
Nur die beiden letztgenannten Werke sind in der 
hiesigen Landesbibliothek vorhanden. Die „Neuen 
Feierabende" sind eine Sammlung kurzer Er 
zählungen, meist wohl nach eigenen Erlebnissen des 
Verfassers. Dieser ist darin bestrebt, die Fremd-
	        
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