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mit seinem erkrankt gewesenen und dadurch völlig
mittellos gewordenen Vater über Land, um bei
einem Verwandten in dem hessischen Landstüdtchen
R. eine kleine Schuld einzukassieren. Unterwegs
erkrankte der 60 jährige Vater in einem Dorfe, das
die beiden auf ihrer Wanderschaft berührten. Ludc-
wig Milde suchte Hilfe beim Pfarrer des Dorfes,
der auch herbeieilte, aber nur noch tröstende Worte
spenden konnte.
Der alte Milde stirbt und Pfarrer Ackermann
behält den jungen Milde bei sich und erzieht ihn
mit seinen Kindern. Durch den siebenjährigen Krieg
verliert er aber sem kleines Vermögen, kann den
Pflegesohn nicht länger erhalten und schickt ihn
deshalb zu seinem jüngeren Bruder in Hamburg,
damit er bei diesem, der dort ein gut gehendes Ge
schäft betreibt, die Handlung erlerne. Dieser Kauf
mann Ackerniann unterhält Handelsbeziehungen mit
Ostindien, die ihn eines Tages nötigen, einen seiner
Leute dorthin zu schicken. Er bestimmt dazu Lud
wig Milde, der mittlerweile ausgelernt hat und
als Kommis im Ackermannschen Geschäfte arbeitet.
Das Schiff, mit dem Milde die Reise unternimmt,
geht, nachdem es das Kap der guten Hoffnung um
segelt hat, in einem Sturm unter. Sämtliche In
sassen finden den Tod in den Wellen bis auf Milde,
der an den Strand einer einsamen und unbewohn
ten Insel geworfen wird. Im Gegensatz zu dem
Ur-Robinson, der nur wenige Gerätschaften von
seinem Schiffe rettete und sich im wesentlichen alle
seine Bedarfsgegenstände selbst anfertigen mußte,
fand Milde an der Küste seiner Insel nicht nur
2 Boote seines Schiffes, sondern auch zahlreiche
Kisten und Fässer mit Vorräten aller Art. So
befand er sich binnen kurzem im Besitze von Mehl,
gesalzenem Fleisch, Salz, Zwirn, Garn, Nähnadeln,
Scheren, Spiegel, Barbier- und einigen Taschen
messern, Wein, Arrak, mehreren Schinken, Würsten
und geräuchertem Fleisch, blauem,Tuch, 12 Stücken
Leinwand, einigen Paar Stiefeln/12 Paar Schuhen,
Sägen, Beilen, Hämmern, Zangen, Feilen, Nägeln,
Meißeln, Schreibzeug, Papier, einer Bibel, 20
Stück Jagdgewehren, Pulver, Blei und Flinten
steinen. Damit ließ sich schon auf der Insel leben,
zumal diese eine große Anzahl Bäume und Sträucher
aufwies, deren Früchte und Beeren genießbar
waren, und auch verschiedene Tierarten beherbergte,
deren Jagd frisches Fleisch lieferte. Ludwig Milde
zimmert sich denn auch alsbald eine Hütte aus an
geschwemmten Brettern, fängt sich eine Antilope,
einen Affen, mehrere Schafe, 2 Papageien und
einen jungen Schakal, den er zähmt, als .Haustiere
und führt ein ganz behagliches Dasein. Einen
großen Teil seines Buches stillt der Verfasser mit
der Beschreibung aller auf der Insel vorkommenden
Pflanzen und Tiere, wobei er so ziemlich alles auf
der Insel wachsen und gedeihen läßt, was nur
irgend in den Tropen vorkommen kann.
Nachdem etwa ein Jahr verflossen war, scheiterte
abermals ein Schiff vor der Insel und von den
Insassen wurden ein Engländer, namens .Hutson,
mit seinem Sohn und seiner Tochter, einem Dienst
mädchen und 2 Matrosen auf den Strand gespült,
zugleich aber mich zahlreiche Kisten und Fässer mit
reichen Vorräten aller Art, so daß auch für diese
vermehrte Bewohnerschaft der Insel auf Jahre
hinaus ein ganz behagliches Leben gesichert ist. Nach
einiger Zeit heiratete dann Ludwig Milde die Tochter
Hutsons und der junge Hutson das Dienstmädchen.
Ackerbau und Viehzucht wurden betrieben und es
fehlte den Ansiedlern eigentlich an nichts.
Nach Verlauf eines weiteren Jahres landet dann
ein malayisches Schiff (in dem Buche ein „moh-
risches" genannt) von der Malabarküste unter seinem
Kapitän Hassan Mulay, das Havarie gelitten hatte.
Mit Hilfe der Inselbewohner werden die Schäden
ausgebessert und das Schiff segelt wieder ab, nicht
ohne auch wieder eine Anzahl Haustiere und nütz
liche Gerätschaften zurückzulassen. Der alte Hutson
schifft sich bei dieser Gelegenheit nach Goa ein, um
dem dortigen englischen Gouverneur Meldung von
der Entdeckung der Insel zu machen. Nach 10
Monaten kehrt er mit dem Schiff «zurück und bringt
einen Kommissar der englisch - ostindischen Kom
pagnie mit, der die Insel nach Mildes Vornamen
Lewis tauft und Milde selbst zum Gouverneur mit
600 Pfund Sterling Gehalt, dessen Schwager Hutson
aber zum Faktor mit 500 Pfund Sterling Gehalt
ernennt. Mit dem Schiffe trifft auch eine Anzahl
Kolonisten ein, die bei der bisherigen Wohnstätte
Mildes und Hutsons angesiedelt werden. Der neue
Ort erhält nach dem König von England den
Namen Georgetown. Es entwickelt sich nun ein
regelmäßiger Schiffsverkehr mit Ostindien; immer
mehr Kolonisten treffen ein und der Gouverneur
von Kalkutta schickt Kamele, .Haustiere und Vorräte
aller Art. Damit schließt der erste Band.
Im zweiten Band wird zunächst erzählt, daß der
Kaufmann Ackermann, dem wie seinem Bruder,.
dem Pfarrer, von Milde Briefe zugegangen sind,
ein dänisches Schiff mietet und mit europäischen
Handelsprodukten nach der Insel Lewis sendet, um
Handelsverkehr anzuknüpfen. Auf der Insel sind
mittlerweile weitere 78 Ansiedler, darunter 2 Pre
diger und ein Arzt eingetrosten, die nun ein neues
Dorf, namens Neucork, gründen. Von einem vor
der Insel strandenden Schiffe werden 124 Menschen
gerettet, die sich alsbald entschließen, auf der In
sel wohnen zu bleiben, und ein weiteres Dorf, Hard-
field, gründen. Die Gesamteinwohnerzahl der In
sel beträgt jetzt schon 386 Seelen. Mit einem von
der ostindischen Kompagnie bewilligten Vorschuß
von 35 000 Pfund Sterling wird eine Zucker
siederei und eine Baumwollenmanufaktur angelegt.
Dann bringen zwei Schiffe von Ostindien weitere
200 Kolonien, die ein viertes Dorf anlegen. Eine
Brigg wird gekauft und damit Seefischfang be
trieben. Die Insel führt jetzt schon Baumwolle,
Kautschuk, Sago, Tamarinden, Zimt, Ingwer,
Zucker, spanisches Rohr und Rohseide aus. Auch
Perlen werden gefischt, Gold gegraben, wobei auch
Diamanten und verschiedene andere Edelsteine ent-