gesetzlichen Schutz genießen. So sind in Preußen alle
Raubvögel (mit nur drei Ausnahmen) geschützt. Die
Bremer Vogelschdtzgesetze gehen sogar noch weiter. Da
bei den schon so stark reduzierten Raubvogelbeständen ein
wirklicher Schaden kaum möglich, wollen wir sie weder in
ihrem Brutgeschäft stören, noch sonst belästigen, sondern
sie vor den Übergriffen allzueifrigcr Schützen beschirmen.
„Die Welt ist vollkommen überall, wo der Mensch nicht
hinkommt mit seiner Qual."
Der Verband Deutscher Brieftaubenzüchter-Vereine setzt
seit Jahren eine Belohnung für Fänge von "Sperber-
weibchen, Hühnerhabichten und Wanderfalken aus. Die
Brieftauben-Reise-Vereinigung von Kassel und Umgegend
hat diese Prämie auf 5 Mark erhöht für solche Fänge,
die aus der näheren Umgebung von Kassel stammen. Es
sei darauf hingewiesen, daß nach dem deutschen Reichs
vogelschutzgesetz vom 30. 5. 08 und der preußischen
Polizeiverordnung vom 30. 5. 21 a l l e Raubvögel außer
Aus Heimat und Fremde.
H o ch s ch u l n a ch ri ch t e n. Marburg: Der Ar
chäologe Geheimrat Prof. Dr. Ludwig v o n S y b e l, der
seit 1872 in seiner Vaterstadt lehrte und seit 1911 von
seinen amtlichen Verpflichtungen entbunden ist, beging
am 1. Juli seinen 80. Geburtstag. Die Hauptwerke des
greisen Gelehrten, eines Schülers von E. Curtius und
R. Kekule, sind: „Weltgeschichte der Kunst im Alter
tum", „Christliche Antike", „Die klassische Archäologie
und die altchristliche Kunst", „Frühchristliche Kunst".
Die Berliner theologische Fakultät ernannte ihn zu seinem
80. Geburtstag zum Ehrendoktor. — Geh. Justizrat Prof.
Dr. Ludwig Traeger, der seit 29 Jahren der
juristischen Fakultät angehört, vollendete am 10. Juni
sein 70. Lebensjahr. Am 1. Oktober 1924 wurde er von
seinen Verpflichtungen entbunden und liest zurzeit noch
an der Universität Bonn. Traeger, der 1913/14 Rektor
unserer Universität war, hat eine Reihe wertvoller Ar
beiten auf dem Gebiet des Strafrechts, Strafprozesses und
Zivilrechts veröffentlicht und nimmt bedeutenden Anteil
an den fortschreitenden Arbeiten zum großen Reform
werk der genannten Gebiete. — Seinen 60. Geburtstag
beging am 6. Juli der Direktor des staatswissenschaft
lichen Seminars Geh. Reg.-Rat Prof. Dr. Walter
T r o e l t s ch. Er wurde 1902 in Marburg Nachfolger
von Prof. Rathgen, war 1912 Rektor und ist seit langem
Schriftführer des Universitätsbundes. Fünf Jahre lang
war er in schwierigen Zeitverhältnissen Mitglied der
städtischen Körperschaften. — Am 1. Juli beging der Ver
treter des römischen und deutschen Rechts und der
Rechtsphilosophie Dr. jur. et phil. Erich Jung, ein
geborener Mainzer, seinen 60. Geburtstag. Der Gelehrte,
der sich mit der deutschen Denkmälerforschung beschäftigt,
ist auch Mitherausgeber der Zeitschrift „Deutschlands
Erneuerung". — Prof. Dr. Klemens Schäfer hat
einen Ruf an das Ordinariat der Physik an der Univer
sität Breslau als Nachfolger von Geheimrat Lummers
angenommen. — Die medizinische Fakultät erneuerte dem
Sanitätsrat Dr. Neuroth aus Oberursel aus Anlaß
seines 50jährigen Doktorjubiläums das Diplom. —
Gießen: Der ord. Prof, an der veterinär-medi
zinischen Fakultät Dr. Wilhelm Zwick wurde zum
Rektor der Universität gewählt. — Der ord. Prof, für
englische Philologie Dr. Horn hat den Ruf an die
Universität Breslau angenommen. — Der a. o. Prof.
Dr. K. K o f f k a wird für das akademische Jahr 1926/27
als Gastprofessor für Psychologie an der University
of Wisconsin (U. 8. A.) tätig sein. — Die Universität
Hühnerhabicht und Sperber gesetzlichen Schutz genießen,
daß sich demnach die Erlegung oder der Fang, sogar die
Beunruhigung des Wanderfalken als strafbare Handlung
darstellt. Im Sinne der angeführten Gesetze und Ver
ordnungen hat der über ganz Deutschland verbreitete
„Bund für Vogelschutz", Stuttgart, Jägerstraße 34,
Schonprämien für die Erhaltung seltener Raubvögel aus
gesetzt, die demjenigen Jagdinhaber, Jagdaufseher oder
Forstbeamten gezahlt werden, durch dessen Förderung eine
Brut jener Raubvögel hochkommt. Erstmalig im Sep
tember dieses Jahres werden drei Belohnungen in Höhe
von mindestens 25, 20 und 15 RM für hochgebrachte
Bruten von Falkenvögeln und Eulen ausgezahlt. (Amt
lich beglaubigte Meldungen bis zum 15. August an
Major Dr. Wegner, Berlin 8. 42, Oranienstraße 68.)
Die Nützlichkeit der meisten Raubvögel ist erwiesen. Ihre
Erhaltung ist eine schöne Pflicht der Jägerwelt.
wird in diesem Sommersemester von 1543 Studierenden,
darunter 80 Studentinnen, besucht. Ihrer Staats
angehörigkeit nach sind es 735 Hessen-Darmstädter, 543
andere Deutsche einschließlich Danzig und 79 Ausländer.
P e r s o n a l ch r o n i k. Der Beigeordnete Stadtrat
Gustav Henkel vollendete am 22. Juni sein 70. Lebens
jahr. In der Provinz Hannover geboren, kam Henkel
1869 nach Kassel, gründete mit dem Fabrikanten Beck
1878 die bekannte Maschinenfabrik, die sich besonders der
maschinellen Einrichtung öffentlicher Schlachthäuser zu
wandte und sich 1889 zur Aktiengesellschaft umwandelte,
deren Direktor Henkel noch sechs Jahre lang war. Dann
widmete er sich der Einführung der Schmidtschen Heiß-
damperfindungen, rief 1893 seine Elektrizitätswerke ins
Leben und gründete 1902/03 die Herkulesbahn. Seit
1894 steht Henkel im kommunalen Leben der Stadt
Kassel. — Baurat Heinrich Jacobi, der Erneuerer der
Saalburg und Direktor des Saalburgmuseums, der eine
Zeitlang auch in Marburg und Kassel als Regierungs
baumeister tätig war, beging am 2. Juli in seiner Vater
stadt Homburg v. d. H. seinen 60. Geburtstag. — Die
Stadt Eschwege ernannte den Gymnasialdirektor a. D.
Geheimrat Dr. Stendell, den bekannten Historiker
Eschweges, zum Ehrenbürger.
Todesfälle. Am 11. Juni verstarb zu Harles
hausen der am 19. Juni 1845 im hessischen Naumburg
geborene Kaufmann Heinrich Franz Lorenz, Ehren
mitglied des hessischen Gebirgsvereins. Er war es, der
1883 mit dem längst verstorbenen Konservator Oberbeck
den Niederhessischen Touristenverein ins Leben rief, der
sich 32 Jahre später den Namen „Hessischer Gebirgs-
verein" gab. Der Heimattreue und von edler Wanderlust
erfüllte Mann war bis zu seiner 1892 erfolgten Über
siedlung nach Worms Vorsitzender des Vereins, zu dessen
Blühen und Schaffen er recht eigentlich den Grund
legte. — In Spangenberg starb im 86. Lebensjahre der
vielen Hessen bekannte frühere Burgwart der alten Veste,
Heinrich V o l k w e i n. In Ehlen geboren, trat er als
Freiwilliger beim kurhessischen Schützenbataillon ein,
machte 1866 den Feldzug gegen Preußen und später den
Deutsch-französischen Krieg mit, wurde Steueraufseher in
Hofgeismar und 1900 Burgwart in Spangenberg, 1907
Hausmeister der Forstschule und trat kurz vor Ausbruch
des Weltkrieges in den Ruhestand.
Gedenktage. Am 19. Juni waren 60 Jahre ver
flossen, seit die preußischen Truppen in Kassel einzogen.
Der Kurfürst ivurde am 23. Juni aus seinem Wil-