Full text: Hessenland (38.1926)

gesetzlichen Schutz genießen. So sind in Preußen alle 
Raubvögel (mit nur drei Ausnahmen) geschützt. Die 
Bremer Vogelschdtzgesetze gehen sogar noch weiter. Da 
bei den schon so stark reduzierten Raubvogelbeständen ein 
wirklicher Schaden kaum möglich, wollen wir sie weder in 
ihrem Brutgeschäft stören, noch sonst belästigen, sondern 
sie vor den Übergriffen allzueifrigcr Schützen beschirmen. 
„Die Welt ist vollkommen überall, wo der Mensch nicht 
hinkommt mit seiner Qual." 
Der Verband Deutscher Brieftaubenzüchter-Vereine setzt 
seit Jahren eine Belohnung für Fänge von "Sperber- 
weibchen, Hühnerhabichten und Wanderfalken aus. Die 
Brieftauben-Reise-Vereinigung von Kassel und Umgegend 
hat diese Prämie auf 5 Mark erhöht für solche Fänge, 
die aus der näheren Umgebung von Kassel stammen. Es 
sei darauf hingewiesen, daß nach dem deutschen Reichs 
vogelschutzgesetz vom 30. 5. 08 und der preußischen 
Polizeiverordnung vom 30. 5. 21 a l l e Raubvögel außer 
Aus Heimat und Fremde. 
H o ch s ch u l n a ch ri ch t e n. Marburg: Der Ar 
chäologe Geheimrat Prof. Dr. Ludwig v o n S y b e l, der 
seit 1872 in seiner Vaterstadt lehrte und seit 1911 von 
seinen amtlichen Verpflichtungen entbunden ist, beging 
am 1. Juli seinen 80. Geburtstag. Die Hauptwerke des 
greisen Gelehrten, eines Schülers von E. Curtius und 
R. Kekule, sind: „Weltgeschichte der Kunst im Alter 
tum", „Christliche Antike", „Die klassische Archäologie 
und die altchristliche Kunst", „Frühchristliche Kunst". 
Die Berliner theologische Fakultät ernannte ihn zu seinem 
80. Geburtstag zum Ehrendoktor. — Geh. Justizrat Prof. 
Dr. Ludwig Traeger, der seit 29 Jahren der 
juristischen Fakultät angehört, vollendete am 10. Juni 
sein 70. Lebensjahr. Am 1. Oktober 1924 wurde er von 
seinen Verpflichtungen entbunden und liest zurzeit noch 
an der Universität Bonn. Traeger, der 1913/14 Rektor 
unserer Universität war, hat eine Reihe wertvoller Ar 
beiten auf dem Gebiet des Strafrechts, Strafprozesses und 
Zivilrechts veröffentlicht und nimmt bedeutenden Anteil 
an den fortschreitenden Arbeiten zum großen Reform 
werk der genannten Gebiete. — Seinen 60. Geburtstag 
beging am 6. Juli der Direktor des staatswissenschaft 
lichen Seminars Geh. Reg.-Rat Prof. Dr. Walter 
T r o e l t s ch. Er wurde 1902 in Marburg Nachfolger 
von Prof. Rathgen, war 1912 Rektor und ist seit langem 
Schriftführer des Universitätsbundes. Fünf Jahre lang 
war er in schwierigen Zeitverhältnissen Mitglied der 
städtischen Körperschaften. — Am 1. Juli beging der Ver 
treter des römischen und deutschen Rechts und der 
Rechtsphilosophie Dr. jur. et phil. Erich Jung, ein 
geborener Mainzer, seinen 60. Geburtstag. Der Gelehrte, 
der sich mit der deutschen Denkmälerforschung beschäftigt, 
ist auch Mitherausgeber der Zeitschrift „Deutschlands 
Erneuerung". — Prof. Dr. Klemens Schäfer hat 
einen Ruf an das Ordinariat der Physik an der Univer 
sität Breslau als Nachfolger von Geheimrat Lummers 
angenommen. — Die medizinische Fakultät erneuerte dem 
Sanitätsrat Dr. Neuroth aus Oberursel aus Anlaß 
seines 50jährigen Doktorjubiläums das Diplom. — 
Gießen: Der ord. Prof, an der veterinär-medi 
zinischen Fakultät Dr. Wilhelm Zwick wurde zum 
Rektor der Universität gewählt. — Der ord. Prof, für 
englische Philologie Dr. Horn hat den Ruf an die 
Universität Breslau angenommen. — Der a. o. Prof. 
Dr. K. K o f f k a wird für das akademische Jahr 1926/27 
als Gastprofessor für Psychologie an der University 
of Wisconsin (U. 8. A.) tätig sein. — Die Universität 
Hühnerhabicht und Sperber gesetzlichen Schutz genießen, 
daß sich demnach die Erlegung oder der Fang, sogar die 
Beunruhigung des Wanderfalken als strafbare Handlung 
darstellt. Im Sinne der angeführten Gesetze und Ver 
ordnungen hat der über ganz Deutschland verbreitete 
„Bund für Vogelschutz", Stuttgart, Jägerstraße 34, 
Schonprämien für die Erhaltung seltener Raubvögel aus 
gesetzt, die demjenigen Jagdinhaber, Jagdaufseher oder 
Forstbeamten gezahlt werden, durch dessen Förderung eine 
Brut jener Raubvögel hochkommt. Erstmalig im Sep 
tember dieses Jahres werden drei Belohnungen in Höhe 
von mindestens 25, 20 und 15 RM für hochgebrachte 
Bruten von Falkenvögeln und Eulen ausgezahlt. (Amt 
lich beglaubigte Meldungen bis zum 15. August an 
Major Dr. Wegner, Berlin 8. 42, Oranienstraße 68.) 
Die Nützlichkeit der meisten Raubvögel ist erwiesen. Ihre 
Erhaltung ist eine schöne Pflicht der Jägerwelt. 
wird in diesem Sommersemester von 1543 Studierenden, 
darunter 80 Studentinnen, besucht. Ihrer Staats 
angehörigkeit nach sind es 735 Hessen-Darmstädter, 543 
andere Deutsche einschließlich Danzig und 79 Ausländer. 
P e r s o n a l ch r o n i k. Der Beigeordnete Stadtrat 
Gustav Henkel vollendete am 22. Juni sein 70. Lebens 
jahr. In der Provinz Hannover geboren, kam Henkel 
1869 nach Kassel, gründete mit dem Fabrikanten Beck 
1878 die bekannte Maschinenfabrik, die sich besonders der 
maschinellen Einrichtung öffentlicher Schlachthäuser zu 
wandte und sich 1889 zur Aktiengesellschaft umwandelte, 
deren Direktor Henkel noch sechs Jahre lang war. Dann 
widmete er sich der Einführung der Schmidtschen Heiß- 
damperfindungen, rief 1893 seine Elektrizitätswerke ins 
Leben und gründete 1902/03 die Herkulesbahn. Seit 
1894 steht Henkel im kommunalen Leben der Stadt 
Kassel. — Baurat Heinrich Jacobi, der Erneuerer der 
Saalburg und Direktor des Saalburgmuseums, der eine 
Zeitlang auch in Marburg und Kassel als Regierungs 
baumeister tätig war, beging am 2. Juli in seiner Vater 
stadt Homburg v. d. H. seinen 60. Geburtstag. — Die 
Stadt Eschwege ernannte den Gymnasialdirektor a. D. 
Geheimrat Dr. Stendell, den bekannten Historiker 
Eschweges, zum Ehrenbürger. 
Todesfälle. Am 11. Juni verstarb zu Harles 
hausen der am 19. Juni 1845 im hessischen Naumburg 
geborene Kaufmann Heinrich Franz Lorenz, Ehren 
mitglied des hessischen Gebirgsvereins. Er war es, der 
1883 mit dem längst verstorbenen Konservator Oberbeck 
den Niederhessischen Touristenverein ins Leben rief, der 
sich 32 Jahre später den Namen „Hessischer Gebirgs- 
verein" gab. Der Heimattreue und von edler Wanderlust 
erfüllte Mann war bis zu seiner 1892 erfolgten Über 
siedlung nach Worms Vorsitzender des Vereins, zu dessen 
Blühen und Schaffen er recht eigentlich den Grund 
legte. — In Spangenberg starb im 86. Lebensjahre der 
vielen Hessen bekannte frühere Burgwart der alten Veste, 
Heinrich V o l k w e i n. In Ehlen geboren, trat er als 
Freiwilliger beim kurhessischen Schützenbataillon ein, 
machte 1866 den Feldzug gegen Preußen und später den 
Deutsch-französischen Krieg mit, wurde Steueraufseher in 
Hofgeismar und 1900 Burgwart in Spangenberg, 1907 
Hausmeister der Forstschule und trat kurz vor Ausbruch 
des Weltkrieges in den Ruhestand. 
Gedenktage. Am 19. Juni waren 60 Jahre ver 
flossen, seit die preußischen Truppen in Kassel einzogen. 
Der Kurfürst ivurde am 23. Juni aus seinem Wil-
	        
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