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und ist dieser noch heute Überschwemmungsgebiet und
bei anhaltendem Regenwetter, bei Gewittergüssen
und namentlich bei der Schneeschmelze im benach
barten Gebirge gewaltigen Überflutungen ausgesetzt.
Er war deshalb früher — und ist es streckenweise
noch heute — ein unpassierbares Sumpfgebiet, mit
Auenwaldungen bestanden und von Lachen-und toten
Flußarmen durchzogen. Die Ortschaften sind des
halb fast sämtlich an die Talkanten gerückt und liegen
auf alten Flußterrassen. Auch die Straße mied und
meidet, so weit es angängig ist, das Flußufer und
den eigentlichen Talgrund. Ja, in alter Zeit war
sie wegen der Hochwassergefahr zeitweilig gar nicht
gangbar. Schon Landau hat 1856 auf diesen Um
stand aufmerksam gemacht (cf. „Beiträge zur Ge
schichte der alten Heer- und Handelsstraßen in
Deutschland" in der „Zeitschrift für deutsche Kultur
geschichte", Jahrgang 1856). Der Verkehr suchte
deswegen mehr die Hochstraßen, die über trockenen
Boden führten und gar nicht solche Terrainschwierig-
Auf der Ronneburg. Skizz- aus
„Mit der rothaarigen Hexe geht's wirklich net
länger mehr so weiter!" klagte die behäbige Schaff
nerin ganz erregt dem Befehlshaber der Ronne
burg, dem schnauzbärtigen hessischen Wachtmeister.
„Das Mensch wird immer fauler und steckt damit
die anderen Mägde an. Weiter nix wie Flausen
hat sie im Kopf und macht das ganze Mannsvolk
auf der Burg verrückt! — Hättet Ihr sie doch da
mals im Walde liegen lassen —!"
„Aber, Dörte," erwiderte der stattliche Wacht
meister, „das hättet Ihr selber auch net übers .Herz
gebracht! Und Ihr hattet mir doch auch gerade an
dem Tage darüber geklagt, daß Ihr die ganze
Kocherei und Wirtschaft für die verstärkte Besatzung
mit zwei Mägden allein net mehr schaffen könntet!
Da war es doch wie eine Schicksalsfügung, daß
wir bei dem Erkundungsritt das Frauenzimmer ohn
mächtig vor Überanstrengung im Walde liegen
fanden!"
„Ich habe schon manchmal bei mir gedacht, Wacht
meister," entgegnete'die dicke Schaffnerin, „daß das
alles nur Verstellung von der roten Trud' war —
ich trau ihr net recht über'n Weg: die ganze Ge
schichte, die sie uns da immer wieder vorerzählt von
ihrem ungetreuen Liebhaber bei den schwedischen
Reitern, der sie mit einem anderen Weibsbild be
trogen und in ihrer Krankheit hat sitzen lassen, und
dem sie dann so ins Blaue hinein zu Fuß nach
gelaufen ist, um sich an ihm zu rächen — ich weiß
net, das klingt doch "
„ ganz glaubwürdig, beste Dörte!" fiel ihr
der Wachtmeister scharf ius Wort. „Rur eins kann
man dabei net verstehn, mein' ich: daß der Zange
Kaspaft so ein verteufelt hübsches Weibsbild hat
los werden wollen, noch dazu, wo sie eine deutsche
Landsmännin von ihm war!"
„Ach,, geht mir doch mit der verteufelten Hübsch
heit! Mir gefällt sie gar net mit dem brandroten
keiten zu überwinden hatten, wie Unkundige vielfach
annehmen. Dies gilt besonders von den Vogelsberg
straßen, die deshalb bis in die neue Zeit hinein viel
mehr begangen wurden als die Kinzigstraße. Erst
als sich Frankfurt a. M. und Leipzig als Meßorte
entwickelten, als diese Straße zur Kunststraße
(Chaussee) ausgebaut wurde und als an Stelle des
zweiräderigen Karrens der vierräderige Frachtwagen
trat, wurde sie von den Kaufleuten und Reisenden
vor jenen bevorzugt. Das hat aber nicht Vonderau,
dessen Verdienste um die Archäologie des Fulder-
landes beileibe nicht geschmälert werden sollen, zu
erst erkannt, das hat man vielmehr im Kinziggebiet,
wo Vonderau ja völlig Fremder ist, schon längst
gewußt. Ebenso ist der vorrömische Ursprung dieser
Straße den einheimischen Forschern längst nicht mehr
zweifelhaft und wird auch wieder durch die jüngst
gemachten Funde, die Professor Bremer wohl nicht
bekannt geworden sind, bestätigt.
G. Maldfeld, Steinau.
dem Jahre 1636. Von Herm. Hollender.
Haar und den kohlschwarzen Augen, der langen
dünnen Nase und überhaupt der ganzen dürftigen
Gestalt "
„Na ja — neben Euch ist sie die reine Else",
lachte der Wachtmeister.
„Für so was hält sie sich vermutlich auch!"
brummte Dörte. „Sie dünkt sich zu zart und zu fein
für unsere Arbeit — am liebsten möchte sie wie
so eine Elfe tanzen und umherschwirren, nämlich
von einem Männerarm in den andern! Der lange
Kaspar wird wohl auch bald gemerkt haben, woran
er mit ihr ist — die Untreue beruht sicher auf Gegen
seitigkeit! Und das dumme Geschwätz von ihrer
beabsichtigten Rache an ihm — das glaub', wer will,
sie denkt gar net dran!"
„Weil ich ihr, wie ich Euch doch wohl schon ein-
mal sagte, die Aussichtslosigkeit, ihn zu finden,
vorgestellt habe," erwiderte der Wachtmeister mit
Nachdruck, „und den Rat gegeben, sie sollte den un-
getreuen Menschen vergessen oder ihn am besten da
durch strafen, daß sie sich ebenso wie er anderweitig
tröstete!"
„Ja, ja," versetzte die Schaffnerin lachend, „am
liebsten mit einem gewissen Herrn Wachtmeister —
na, werdet nur net gleich böse, Ihr wißt ja ebenso
wie ich, daß das net der Fall ist und das gerissene
Frauenzimmer es versteht, alle Männer in sich ver
rückt zu machen, ohne daß einer davon sich wirklich
ihrer Liebe rühmen kann. Ich glaube, die hat gar
kein Aerz net im Leib, kein Gemüt — sie denkt ja
auch gar net einmal daran, sich dankbar zu zeigen
für die Aufnahme bei uns! Sonst müßte sie sich doch
mehr bemühen, uns Dienste zu leisten. Ich mein'
daher, Wachtmeister: schickt das undankbare, herz
lose, faule und unnötige Mensch sobald als möglich
fort! Ich werde auch ohne die Landstreicherin mit
der Arbeit fertig werden — wahrscheinlich sogar
besser!"