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er einen großen Altar in Werkstein ans. Ferner
entstanden eine große Anzahl von Entwürfen für
kirchliche Gefäße, Monstranzen, Ciborien, Kelche
usw., Bischofstäbe für Bischof Kettler von Mainz,
für die Bischöfe von Trier und Utrecht, sodann Ent
würfe zu einem großen Reliquienschrein für eine
Brüsseler Kirche, bestimmt zur Aufnahme der Re
liquien der 1870 heilig gesprochenen 19 Märtyrer
von Jorkum. Der etwa 1,6 m lange Schrein wurde,
in Kupfer vergoldet, vom Goldschmied Hellner in
Kempen ausgeführt. Lebhaft beschäftigten ihn daun
Konkurrenzarbeiten für bte innere Ausstattung des
Kölner Domes, Entwürfe für einen Hochaltar in
Verbindung mit dem Dreikönigsschrein, für den erz-
bischöflichen Thron, für Sedilien, Kanzel, Lettner
und Beichtgestühle, von denen eines nach seiner
Zeichnung ausgeführt wurde; im übrigen unter
blieben während des Kulturkampfes die Ausführun
gen. Für einen von der Gilde St. Lukas in Mecheln
ausgeschriebenen großen Ciborienaltar erhielt er den
ersten Preis, und 1870 fiel ihm aus Grund einer
allgemeinen Konkurrenz der erste Preis und die Aus
führung des schönen Marktbrunnens in Lübeck zu;
1872 schuf er im Auftrag des Herzogs von Mei
ningen den Monumentalbrunnen für den Meininger
Marktplatz. Ein Aufenthalt in Düsseldorf (1874
bis 1879) bringt ihn der Malerei näher. Als dann
1879 der unter Oswald Achenbach an der Düssel
dorfer Akademie ausgebildete Louis Kolitz Direktor
der Kasseler Akademie wurde, wurde noch im selben
Jahr Hugo Schneider, der sich inzwischen einen
Namen gemacht hatte, als Nachfolger v. Dehn-Rot-
felsers an die Kasseler Akademie berufen. Noch in
Aachen hatte er das schon erwähnte Projekt für den
Aufbau des Turmes am Aachener Dom mit den
im oberen Teil angebrachten Heiligtumskapellen
und den Umgängen zum Zeigen der Heiligtümer
angefertigt. Das Projekt lag sieben Jahre lang im
Ministerium, weil ein Konkurrenzprojekt des da
maligen Oberkonservators von Quast vorlag. Das
Domkapitel hielt jedoch an Schneiders Plan fest,
der dann auch schließlich genehmigt und unter seiner
Leitung ausgeführt wurde. Schon in Aachen hatte er
eine Skizze für den Aufbau, der Kasseler St. Mar
tinstürme gezeichnet, hatte aber wieder-das Pech,
daß — diesmal vom Nachfolger des erwähnten Ober-
konservators, von Dehn--Rotfelser — wieder ein
Plan vorlag. Das hatte zur Folge, daß Schneiders
Plan wiederum Jahre lang zu den Akten gelegt,
dann aber doch genehmigt und in den Jahren 1889
bis 1891 ausgeführt wurde. Wie schwer das gewal--
tige Turmgerüst seinerzeit beim Brand des Rosen-
zweigschen Hauses (14. Juli 1891) gefährdet war,
hat Schneider selbst einmal in einem längeren Auf
satz höchst fesselnd geschildert. Im Jahre 1883 er
hielt er in allgemeiner Konkurrenz den zweiten Preis
für das Projekt zum Aufbau der Aachener Rathaus
türme und ferner den zweiten Preis für ein Kon
kurrenzprojekt zu einem Monumentalürunnen für den
Domplatz in Bremen. Bereits in das Jahr 1881 fielen
Plan und Ausführung des Renaissance-Löwen
brunnens am Kasseler Friedrich-Wilhelmsplatz. 1888
erhielt Professor Schneider in engerer Konkurrenz
unter vier Architekten den ersten Preis für Entwürfe
und Modelle in natürlicher Größe zu Bronzetüren
des Kölner Domes. Vier Türen des Turmportals
und vier des Südportals wurden ihm in Auftrag
gegeben und in den Jahren 1889—1891 ausgeführt.
1902 erhielt er in beschränkter Konkurrenz den
ersten Preis für den geplanten Neubau der Kasseler
Lutherkirche, die 1902—1907 erbaut wurde. Auch
das Grabmal des Oberpräsidenten von Möller und
das Uhrtürmchen in der Hohenzollernstraße find
Schneiders Werk. Eine im Juni 1923 im Kasseler
Bose-Museum veranstaltete Ausstellung seiner Ent
würfe zu Kirchenbauten und deren Innenausstat
tung, zu Denkmälern und Brunnen sowie zu kunst
gewerblichen Gegenständen, aber auch seiner farbigen
Bildskizzen, Kohlezeichnungen und Szenenbilder gab
noch einmal einen Überblick über sein gesamtes
Schaffen. In das Jahr 1908 füllt feine, malerischen
Studien gewidmete zweite Jtalienreise, der 1912
eine dritte zu demselben Zwecke folgte, nachdem er
1910 in den Ruhestand getreten war. Es ist über
haupt bemerkenswert, daß Hugo Schneider sich in
seinen späteren Lebensjahren mit besonderer Vorliebe
der Malerei zuwandte. Noch in seinen letzten Tagen
arbeitete der Unermüdliche vor der Staffelet. Daß
er auch aus diesem Gebiet Bemerkenswertes leistete,
mag sein in der Murhardbibliothek hängendes
lebensgroßes Bild des einstigen Kasseler Akademie
direktors Professor Friedrich Müller zeigen, des
Verfassers des aufschlußreichen Werkes „Kassel seit
70 Jahren".
Professor Hugo Schneider ließ ein reich aus
geschöpftes, arbeitsvolles und von Erfolg gekröntes
Leben hinter sich. In glücklicher Ehe mit Emma
Roghs aus Bremen verbunden, traf den schon Be
tagten der schwere Schlag, daß die einzige Tochter,
deren Gatte, Bibliothekar Dr. Legband, als Haupt
mann im Weltkrieg fiel, kurz nach der Geburt
ihres Kindes vom Tod dahingerafft wurde. Mehr
als drei Jahrzehnte hat Hugo Schneider in seiner
Vaterstadt Kassel als Akademieprofessor gewirkt,
lind noch für lange Zeit wird das Kasseler Stadt
bild Spuren seines Schaffens ausweisen. Es ist
verständlich, daß Schneider den Wandel des Ge
schmackes, der sich an seinem Lebensabend vollzog,
nicht mitmachen konnte. Die Zeit des Eisens und
Betons paßte wenig zu den Idealen mittelalter
licher Kunstübung, wie sie Hugo Schneider erfüllten.
Wenn die Gegemvart z. B. auch bei Wiederherstel
lung der Martinstürme nicht aus die Ausdrucks-
sormen einer vergangenen Zeit zurückgreifen würde,
so ist eben jeder Mensch und nicht zuletzt der bil
dende Künstler ein Produkt seiner Zeit, und die
Zeit, in der der aus der Schule Ungewitters und
aus der Kölner Dombauschule hervorgegangene junge
Kasseler Architekt seine stärksten Eindrücke empfing,
sah eben in der Gotik die eigentlich deutsche Kunst.
Aber es war bei Schneider wie bei seinem berühmten
Lehrer Ungewitter weniger der Geist der Gotik, als