des Bildhauers, der uns ebenfalls gut bekannt ist,
und der sich als Mohrenfürst angetan hatte. In der
Linie und im Schmuckstil war diese Maske ganz
ausgezeichnet durchgeführt, Natürlich kam auch Kon
ventionelles und Kitschiges in den Herrenkostümen
genugsam vor. Maharadschas begegneten einem „un
entwegt". Wohlgelungene Intermezzi seien nicht
vergessen. So hatte der Aufzug der farbigen Zirkus
bande die urtümliche Kraft des Volksfestes. Viel-
Hans Grimm.
Der Burenkrieg hat um die Jahrhundert
wende namentlich in Deutschland, wo sich das
Volk besonders lebhaft für den Heroismus der
kleinen Siedlerrepubliken dem britischen Welt
reich gegenüber begeisterte, eine üppige Lite
ratur hervorgerufen, die detn Büchermarkt zeit
weilig eine eigene Färbung gab. Aber was ist
davon geblieben? In der Erinnerung derer,
die dann den Weltkrieg als erwachsene Männer
mitgemacht haben, allenfalls blaffe Schatten
heimlich etwa über des Hessen Franz Treller
„Pieter Maritz" verlesener Stunden, roman
tischer Spielerei — bei ihnen gewiß nicht mehr,
und bei den anderen, älteren wie jüngeren,
überhaupt nichts. Wie könnte fich's ciucf) anders
verhalten, da jene zahllosen, zumeist ohnehin
au die Kritiklosigkeit der Jugend appellierenden
Bücher ja zum weitaus größten Teil ohne un
mittelbare Kenntnis von Land und Leuten
Südafrikas geschrieben waren und es ihnen
nur daraus ankam, einem vergänglichen Lese
bedürfnis entgegenzukommen. Dazu bedurfte
es freilich keines inneren Erlebens der beson
deren Welt und ihrer Erschütterungen, die
Südafrika heißt, dazu bedurfte es nur einer
leichtbewegten Einbildungskraft, für die es
legten Endes belanglos ist, ob sie einen Kri
minalroman, eine Jndianergeschichte oder was
immer sonst zu gestalten hat. Infolgedessen ist
es zur literarhistorischen Tatsache geworden,
daß trotz eines für damalige Verhältnisse uner
hörten Aufwandes Don Papier und Drucker
schwärze kein Buch erschienen ist, das, mit
bleibender Wirkung, Südafrika als natürliche
Wesenheit, als menschlichen Schicksalsraum
deutschem Geist so nahe gebracht hätte, wie es
eben durch die Mittel inneren Erlebens und
künstlerischer Gestaltung, und nur durch diese,
Zeit und Raum überbrückend, möglich ist.
Ein Jahrzehnt loar bereits vergangen nach
dem Vertrag von Vereeniging, in dem
General BothaKie Selbständigkeit der Buren
staaten dem Frieden opferte, als die g e i st i g e
leicht >var, als Ganzes genommen, das Fest — zum
ersten Male im großen Stil — nicht so originell
ausgefallen, wie die Festgeber wahrscheinlich ge
wünscht hätten —, aber als erstmaliger Versuch und
für Kassel, das heutige Kassel, ivar es eine recht
hübsch gelungene Sache. Ludendo ludimus! Man
spielte und wurde selbst bis zum Morgengrauen ge
spielt — wie es in einem Briefe des Rokoko heißt.
Es grüßt Dich 0. R
Von Will Scheller.
E n t d e ck u u g S ü d a f r ik a s f ü r De u t s ch-
l a n d erfolgte, und zwar zunächst durch das
Buch „Südafrikanische Novellen" von Hans
Grimm. Und zumal der Name Grimm in der
geistigen Welt Deutschlands einen starkeil
Klang hat, scheint es angebracht zu sein, aus
die Frage: „Wer ist dieser Hans Grimm"?
eine etwas mehr als dürr-sachliche Antwort
zu geben, um aus ihr als menschlicher Grund
lage alsdann das geistige Bild aufzurichten,
das dieser Dichter von sich selbst durch das
eigene Schaffen vorgezeichnet hat.
Hans Gritnur entstammt einer alten knr-
h e s s i s ch e n F a m i l i e, die mit ihrer Boden
ständigkeit einen Hauptcharakterzug verlaut
bart. Der erste int Stammbaum steht Ende
1500 als Grebe und Bauer in Odelsheim, und
während der. ältere Sohn Grebe und Bauer-
aus der Scholle bleibt, wird der andere Pfarrer
in Hombressen, und sie sind nun in der wei
teren Geschlechterfolge alle Pfarrer bis aus
den in Homberg geborenen Cornelius Grimm,
ben Großvater des Dichters. Der Urgroßvater
Johann Moritz war am Dörnbergschen Aus
stand beteiligt, entwich einer militärischen Ein
ziehung nach Schleswig und kehrte 1814 nach
Hessen zurück, wo er - in Kassel — als Pre
diger und Ober-Schulrat segensreich wirkte;
1830 folgte er dem Kurfürsten nach Hanau.
Sein Sohn war Universitätsprofessor in Bonn
und Basel, folgte 1857 einem Ruf in den Vor
stand der Kaiser-Franz-Joseph-Orientbahn
nnb kehrte etwa zehn Jahre später in die Hei
mat zurück, >vo er — in Wiesbaden — seinen
Forschungen und der Politik sich widmete. Er
war Mitgründer des deutschen Kolonial
vereins und des Nationalliberalen Wahl
vereins und fünf Jahre Mitglied des preu
ßischen Abgeordnetenhauses. Seine Ehe mit
Marie Schlumberger, Edlen von Goldeck aus
Wörlau bei Wien, Angehörigen einer schwä
bischen Familie, entsproß als ältester Sohn
Halls Emil Wilhelm Grimm, geboren am