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Illustrierte MnatsbMer für Heimatforschung, Kunst und Literatur
Schriftletter Paul Heidelbach, Kassel. Unter Mitwirkung von Bezirkskonservator Baurat Ur. H o l t m ey er, Kassel,-
Direktor der Landesbibliothek O>-. Hopf, Kassel,-Lyzeallehrer Ke ller, Kassel,-Staatsarchkvrat Or. Kn et sch, Marburg,-
Oberbibliothekar Professor Or. Losch, Steglitz,- Schriftsteller Heinrich Ruppel, Homberg,- Professor vr. Schaefer,
Kommissar für Naturdenkmalpflege im Reg.-Bez. Kassel und Geschäftsführer des Vereins für Naturkunde, Kassel,-
Geheimrat Universitätsprofessor Ur. Schröder, Göttingen,- Universitätsprofessor Ur. Schwa nt ke, Marburg,-
Werner Sunkel, Marburg,- Professor Ur. Vonderau, Fulda,- Universitätsprofessor Ur. Wedekind, Marburg.
, i-i— i ,i Im Einverständnis mit den Vereinen: > - - ■ ' - ' ■■
Verein für hessische Geschichte und Landeskunde,- Hessischer Gebirgsverein,- Knüllgebirgsverein,- Allgemeiner Deutscher
Sprachverein, Kassel,- Verein für Naturkunde, Kassel,- Geologischer Verein, Marburg,- Biologische Vereinigung, Marburg,-
Gesellschaft für Familienkunde in Kurhessen und Waldeck.
■ Bezugspreis vierteljährlich 1.50 Mark
37. Jahrgang Heft 3 Kassel, Marz 1925
Aus der Geschichte der Weserschiffahrt. Von Bruno Jacob.
Nur ein kurzgefaßter Überblick über die
Geschichte der Weftrschiffahrt kann es sein, der
vor uns vorüberzieht, aber es soll wenigstens
versucht werden, ein einigermaßen gerundetes
Bild zu bieten, — so gut das auf gedrängtem
Raume für einen mehr als ein Jahrtausend
umfassenden Zeitraum möglich ist.
Sehr früh hat der Weserstrom dem Ver
kehre gedient, zumal da die Landstraßen lange
Zeit, ja bis ins neunzehnte Jahrhundert hin
ein, sehr viel zu wünschen übrig ließen und
somit der Wasserweg, trotz der geringen Lade
fähigkeit der Schiffe, wie auch der schwierigen
Stromstrecken, verkehrstechnisch der überlegene
war.
Mit Sicherheit läßt sich jedenfalls behaup-
ten, daß für die fränkische Eroberungs- und
Missionstätigkeit die Weser die Hauptetappen
straße darstellte ins Niedersachsenland, aber
erst eine Urkunde vom Jahre 1271 berichtet
uns Näheres über den Schiffsverkehr, den
Gras .Heinrich von Hoya zu schützen versprach.
Die urkundlichen Belege für den Verkehr auf
der Werra reichen weiter hinauf, bis zum
Jahre 990, und die für den Schiffsverkehr aus
der Fulda bis ins Jahr 1229. Sonst liegen
nur wenige Daten für die beiden Quellflüsse
des Weserstromes, Werra und Fulda, vor.
Die Werra ward planmäßig zuerst im 16. Jahr
hundert schiffbar gemacht durch den hessischen
Landgrafen Moritz den Gelehrten, der im
Jahre 1603 auch Fühlung nahm mit der da
maligen gemeinschaftlichen Regierung für die
an Sachsen gefallenen Hennebergischen Landes
teile zu Meiningen. Das im Jahre 1608 zur
Stadt erhobene Wanfried erhielt im nächsten
Jahre Stapelrechte, damals befanden sich drei
Schiffer dort. Das achtzehnte Jahrhundert
hob den Speditionshandel der Stadt, die gegen
Ende dieser Periode etwa dreißig Schiffe besaß,
deren Zahl aber ums Jahr 1840 wieder aus
zwei gesunken war, obwohl damals immer
noch jährlich 60—70000 Zentner Ware dort
umgeschlagen wurden. Gegen die über Wan
fried hinausgehende Schiffahrt wandte sich der
Egoismus der Bauern, die den Treidelzug auf
ihren Uferwiesen nicht dulden wollten. Erst
1658 kam es zu einem mißglückten Versuche,
die Werra von Themar bis Wanfried zu be
fahren. Eines der zwei Schiffchen, die Herzog
Ernst von Gotha erbauen ließ, scheiterte an
dem Brückenpfeiler zu Vacha, das andere kam
zwar nach Wanfried, mußte dort aber seine
Ladung mit Verlust absetzen und ward selbst
um nenn Taler verkauft.
Daß die untere Fulda in der gleichen Zeit
auch befahren ward, zeigen uns Bilder von
Kassel, so das Merlans von 1640, das den
Ladeplatz für die Schiffe der untereil Fulda
zu Kassel am Salztore zeigt, das seinen Nanren
von einem der wichtigsten Frachtgüter der
Schiffe hat; aber auch die obere Fulda bis