Full text: Hessenland (37.1925)

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mitzufahren. Trubbe fühlte die Verpflichtung, 
seinen Fuhrherrn und dessen Mutter zu unter 
halten. Er begann: „Laßt uns ein bißchen 
von den Leuten reden, sie reden auch von uns!" 
„Nicht von mir —" sagte die alte Schult 
heißin, „und wenn sie es tun, so verbitte ich 
mir das." 
Trubbe zuckte die Achseln, und dann erzählte 
er, was der Feldhüter Buckelsack im Mond 
schein sah. 
„Pfui Deubel —" 
sa gte Sch ultheiß G ente 
brecht. 
Trubbe rief: „Nicht 
wahr, ja? Schauder 
haft!" 
„So etwas sollte 
nicht über die Ge 
meindegrenze getragen 
werden —" 
„Erlauben Sie, Herr 
Schultheiß, der Pfar 
rer stellt sogenannte 
sittliche Forderungen." 
Die Alte meinte, 
„Dinge, die im Mond 
schein passiert sind, ha 
ben am Tag ein ander 
Gesicht." 
Der Schultheiß rief 
unwillig: „Schlechter 
Leumund ist leicht ge 
macht und schwer zer 
streut." 
Trubbe dachte: Es 
gibt eben Menschen, 
die den Witz einer 
Sache nicht begreifen. 
Endlich hielt der 
Wagen am Stadttor. 
Trubbe bedankte sich Kloster 
und zog mit seiner Ehemalige Klosterspende und 
Ware in die Stadt. 
Schneider Herrmann saß bereits in der Leute 
stube der Superintendur und fanb in der 
Köchin, seiner Base, eine gute Zuhörerin. Der 
Superintendent steckte den Kopf durch beit Tür 
spalt und fragte: „Der Vogel ist wirklich nicht 
mit Leimruten gefangen? Er ist Ihnen tat 
sächlich zugeflogen?" 
„Tatsächlich zugeflogen, Hochwürden! Ich 
fand diesen Vogel im Salat. Ich habe ihn auf 
gezogen und abgerichtet. Er zieht sein Futter 
näpfchen selbst zu sich heran, das sieht sehr- 
putzig aus." 
„Aber ist das nicht Tierquälerei, mein Lieber?" 
„Bewahre doch, Hochwürden. So wenig ist 
das Tierquälerei, als wenn unsereins einen 
Riß stopfen muß, ehe er seine Kartoffeln mit 
ein wenig Leinöl schmalzen karrn." 
Der alte Herr war gerührt von der Philo 
sophie des schlichten Mannes und schämte sich 
seines guten Tages vor dem biederen Flick 
schneider, der vergnügt seine Erdäpfel in Lein 
öl stippte,- und bewun 
derte das bunte Tier 
chen im Käfig, das 
seine Kunststücke, vom 
Hunger getrieben, aus 
führte und dazu sang. 
Da stürmte seine Ehe 
liebste herein. „Engel 
hardt," rief sie, mach' 
dich auf große Unan 
nehmlichkeiten gefaßt." 
Und dann erzählte sie 
ihm die Geschichte, die 
Schneider Herrmann 
vom Teichwart und der 
Teichwart vom Feld 
hüter erfahren hatte. 
Die Tatsachen waren 
nicht im mindesten ver 
größert, und doch waren 
sie gewichtiger gewor 
den: sie waren von 
einem schlichten Mann 
aus dem Volk berich 
tet. Dieser feine Vogel 
kenner war ganz er 
schüttert. Der alte 
Herr versuchte öfter 
unmutig, aber verge 
bens, seine Eheliebste 
zu unterbrechen. 
Haina „Kind, Jettchen," 
Klosterküche. (Vgl. S. 57-) sagte er, „das wird sich 
sicherlich irgendwie auf 
klären." 
„Die Leutchen gefielen mir damals bei der 
Einführung besonders gut —" 
„Ja, vor allen Dingen die Frau —" 
„Gewiß," meinte der alte Herr unbefangen. 
„Sie sah sehr gut aus und wußte in manchen 
Dingen über das gewöhnliche Können mitzu 
reden. Das sägte ich ja schon!" 
„Mir mißfiel sie bei ihrer Antrittsvisite." 
„Erwiesen ist nur," fuhr der alte Herr be 
dächtig fort, „daß die Frau jemand, der in 
der Gegend fremd war, den Weg zur Station
	        
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