Full text: Hessenland (37.1925)

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fenbach Andran). Gelingt es Bekker, diese nielversprechen 
den Aufgaben regietechnisch, darstellerisch und orchestral 
nach Beseitigung aller noch vorhandenen Hemmungen 
in eigener Weise zu lösen, so ist hier ein hoffnungsvoller 
Vom Schauspiel 
Die Spielzeit neigt dem Ende zu. Kehrausstimmung 
im Spielplan, unter den Künstlern. Mit einem etwas 
gepfefferten Schwank gelingt es dem Staatstheater noch 
einmal, die Rampe zu füllen. Leo Lenz ist der ver 
schmitzte Lieferant. Unter dem harmlosen Titel „Hei m- 
liche Brautfahrt " verbirgt sich manches, was 
früher auf dieser Bühne unmöglich gewesen wäre. Herr 
Lenz hatte auch damals seine Beziehungen zum ehe 
maligen Hoftheater, sein Lustspiel „Wieselchen" war 
lammfromm und suchte stark die Nähe der unsterblichen 
Frau Birch - Pfeiffer. Aber er hat auch umgelernt, man 
bevorzugt wieder einmal das Pikante, warum also sollte 
er nicht. Zwar die tolle Prinzeß, die wie ein Bub er 
zogen, reiten, fechten, fluchen und rauchen kann und ihr 
Gegenspieler, der junge Fürstensproß aus längst ver 
gangener Kleinstaaterei, der von ihr richtig zur Strecke 
gebracht wird: die beiden könnten ebensogut in einem 
Roman der Courths-Mahler stehen. Dazu wirken das 
Nokokomüntelchen und die im Hintergründe auftauchende 
Gestalt des intriganten Ministers Brust mit seinem vom 
Weltenweh leise angekränkelten sächsischen Herrscher nur 
als guter Maskenscherz. Den eigentlichen Erfolg bringt 
erst die Ent- und Verkleidungsszene, die ebenso gut hinter 
den Kulissen sein könnte, in der der schlaue Komödien 
schreiber von seinen beiden lustigen Dämchen soviel von 
den luftigen Hüllen fallen läßt, daß nicht mehr allzuviel 
übrig bleibt- ja, die „Dessous"! Verend als Spielleiter 
hatte dre tolle Sache draufgängerisch-übermütig gestaltet, 
Berta Hermann lachte und quecksilberne durch die Komödie 
und lieh ihren klugen Kopf über das Herz triumphieren. 
Eine glänzende Reißerrolle bot Warbeck als sächselnder 
Hoffriseur. 
Auf Höhen der darstellenden Kunst führte in der 
Pfingstwoche das Gastspiel Albert Bassermanns als 
Mephisto, Helmer (Nora), Traumulus, Striese. Der 
große Künstler hat es selbst einmal als den Gipfel der 
Schauspielkunst bezeichnet, wenn der Schauspieler seine 
Figur so erlebt und durchführt, daß der Zuschauer das 
Theater vergißt. Bis in die letzten Möglichkeiten hat er 
dies Ziel erreicht, die Kritik sagt wirklich nicht zu viel, 
wenn sie von einer „Mitdichtung" Bassermanns in ein 
zelnen Szenen spricht. Zur Würdigung dieses feinfühligen 
und menschlichsten der Darsteller kann kaum etwas hin 
zugefügt werden. Der Intendanz gebührt Dank, daß 
sie uns dieses Gastspiel bescherte, im Rahmen des alten 
Theaters war sein Auftreten nicht möglich, da de.r Künst- 
ler, nach der Meinung der damals Maßgebenden, „kein 
Organ" habe. 
Die letzte, bedeutende Neueinstudierung vom „ Som 
me r n a ch t s t r a u m " war zugleich ein sachlicher Ab 
schied unseres Oberspielleiters Pape. Er wählte da 
mit eine der allerschwersten Aufgaben der Bühne, denn 
darin sind sich alle Dramaturgen einig, daß dieses in 
Grazie und Schönheit getauchte Märchenland seine eigcnt- 
Rote Rosen. 
Was schlug mein Herze bange, 
Wie ward mein Kopf so rot — 
Du schautest an mich lange 
Kassel Und brachtest mich in Not. 
Weg zu Gesundung und Aufstieg und damit endlich die 
Aussicht für die Kasseler Bühne auf individuelle Geltung 
im deutschen Theaterleben wiedergewonnen. 
Or. Gustav Struck. 
m Staatstheater. 
liche Heimstätte im Bühnenraum nie finden wird. 
„Nur mit den Augen des Geistes kann es ganz so 
gesehen werden, wie der Dichter es vorgeschaut." Wenn 
also auch in dieser Wiedergabe nicht alle Blütenträume 
reiften, so liegt das wahrlich nicht an einem Versagen 
des Spielleiters, der die innere Einheit der drei Reiche 
soweit geschaffen hatte, wie sie mit den vorhandenen 
Kräften und Mitteln möglich war. Dabei unterstützte 
ihn Ludwig M a u r i ck , der die Geniemusik des jungen 
Mendelssohn ganz der Dichtung anschmiegte und nicht 
nach eigenen Lorbeeren schielte. Wesentlich gehoben wurde 
der äußere Rahmen durch die schmückenden Entwürfe des 
Münchener vr. K. G u t z e i t, die farbenfroh den Mit- 
sommernachts-Zauber untermalten. Aus dem darstellen 
den Kreise war Berta Hermann als Puck eine ein 
prägsame Leistung, die Poesie und Humor zu kräftigem 
Gebilde vereint hatte. Unter den Kronenträgern ver 
blieb etwas steife Würde, während die Komik des Rüpel 
stückes von Pickert, Verend und Genossen voll aus 
gemünzt wurde. 
Dann nahm Alfons Pape persönlich Abschied in 
Fuldas „Jugendfreunde". Vor 12 Jahren war 
er zu uns gekommen als Salonheld, Lebenskünstler — 
Bonvivant in der Theatersprache. Er hat uns in den 
ersten Jahren durch manch lustigen Schwerenöter die 
Sorgen für ein paar Stunden weggezaubert, denn er 
konnte lachen, herzlich, ansteckend, was man so selten 
ber den modernen Schauspielen noch hören kann, aber 
auch manche Charakterrolle gelang ihm trefflich, so sei 
nur an seinen Flemming im „Flachsmann", seinen 
Higgins in „Pygmalion", seinen Heinik im „Konzert" 
erinnert. Bald aber fand dieser kluge Bühnenkenner 
das eigentliche Arbeitsgebiet: die Spielleitung. Eine 
Reihe von guten Aufführungen folgten, deren Krönung 
zweifellos „Die heilige Johanna" war. Ob er freilich 
die unerläßliche Bedingung erfüllt hat, die dem guten 
Spielwart eigen sein muß, nämlich die künstlerische Kraft 
seiner Mitwirkenden zu erkennen und sie auf den rechten 
Platz zu setzen, möchte ich — siehe Wehlau und seine auf 
fallend geringe Beschäftigung — gelinde bezweifeln. Der 
letzte Abend, sein Ehrenabend, endete in jubelnden Zu 
rufen und Blumen. Dann sprach er zu seinen Zuhörer 
schar von Dank und Nichtvergessen, wie oft haben wir 
ähnliche Beteuerungen an dieser Stelle gehört. Er sprach 
auch von dem „Personal" des Staatstheaters und der 
guten „Disziplin" dort. Er meinte die Künstlerschaft 
und ihr einmütiges Zusammenstehen, ihr Vertrauen zu 
ihm. Und das letzte hat er vollauf verdient, denn er 
kannte die Sorgen und Nöte, verstand das rein Mensch 
liche des Künstlers und hatte den Mut, für ihre billigen 
Forderungen einzutreten. Mit diesen Vorzügen als 
Mensch und Künstler wiro Herr Pape auch in München 
seinen Weg machen. Unsere besten Wünsche begleiten ihn. 
A. L a t w e s e n. 
Du gabst mir rote Rosen 
Und küßtest meine Hand. 
Ich könnt' dich nicht verstoßen, 
Als ich so vor dir stand. Käthe Reltz.
	        
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