197
V Ya
He^enlanv^
Illustnette BonatsbMer sur Heimatsorschung, Kunst und Literatur
Schriftletter Paul Heidelbach, Kassel. Unter Mitwirkung von Bezirkskonservator Baurat vr. H o l t m ey e r, Kassel,-
Direktor der Landesbibliothek vr. Hopf, Kassel,-LyzeallehrerKeller,Kassel,-Staatsarchivrat vr. Knetsch,Marburg,
Oberbibliothekar Professor vr. L o sch, Steglitz,- Schriftsteller Heinrich Ruppel, Homberg,- Professor vr. Schaefer,-
Kommissar für Naturdenkmalpflege im Reg.-Bez. Kassel,- Gehekmrat Universitätsprofessor vr. Schröder, Göttingen,-
Universitätsprofessor vr. Schwankte, Marburg,- Werner Sunkel, Marburg,- Professor vr. Vonderau, Fulda,-
Universitätsprofessor vr. W e d e k i n d, Marburg.
3m Einverständnis mit den Vereinen: - -
Verein für hessische Geschichte und Landeskunde,- Hessischer Gebirgsverein,- Knüllgebirgsverein,- Allgemeiner Deutscher
Sprachverein, Kassel,- Verein für Naturkunde, Kassel,- Geologischer Verein, Marburg,- Biologische Vereinigung, Marburg,-
Gesellschaft für Familienkunde in Kurhessen und Waldeck.
Bezugspreis vrertelj
37. Jahrgang Heft
Heinrich Christoph Küssow.
Zu seinem 100. Todestag.
Am 26. Juli 1825 schied zu Kassel mit H.
Chr. Jussow einer der angesehensten Architek
ten seiner Zeit aus dem Leben, der in der ar
chitektonischen Neugestaltung Kassels bestim
mend mitwirkte und dessen vornehmer Ge-
schmack-eine Reihe von Werken schuf, die auch
vor dem kritischen Richterstuhl der Gegenwart
lroch mit Ehren bestehen. Einer Architekten
familie entstammend, war er von Haus aus
nicht zum Architekten bestimmt, sondern gab,
durch Pen Zwang des Lebens und auch seine
eigene Neigung bestimmt, schon 24 jährig das
juristische Studium auf, um sich erst dann in
eisernem Fleiß und mit voller Kraft einem
Fach zuzuwenden, in dem er Bedeutendes
leisten sollte.
Jussow war am 9. Dezember 1754 zu Kassel
als Sohn des Oberbauinspektors Jussow ge
boren und war ein Neffe des Artilleriegenerals
Brökel, der 1734 die alte lutherische Kirche am
Gräber: erbaute. Die despotische Strenge der
Lateinschule, die seine natürlichen künstlerischen
Anlagen unterdrückte und ihm die Erlernung
fremder Sprachen für immer verekelte, wirkte
nachteilig auf seine Entwickelung. Erst die
Professoren Matsko und Casparson am Col-
leghim Carolinum, in das er 1771 eintrat,
wußten seine natürlichen Anlagen zu fördern.
Nachdem er auf Wunsch der Eltern in Mar
burg und Göttingen Jura studiert, kehrte er
ryrlich 1.50 Wart
7 Kassel, Juli 1925
Von Paul Heidelbach.
1778 unbefriedigt nach Kassel zurück, wo er
sich intensiv dem Studium der Mathematik
und dem Zeichnen zuwandte. Als 1779 beide
Eltern starben, fand er auf Grund seiner her
vorragenden mathematischen Kenntnisse Be
schäftigung als Akzessist (Hilfsarbeiter) beim
Bauamt. 1781 wurde er an der Kasseler Kunst
akademie als Lehrer für den Anfangsunterricht
in der Architektur angestellt. Nur wenigckJahre
übte er diese Lehrtätigkeit aus; sein Streben
ging dahin, durch Auslandsreisen seine Kennt
nis der Baukunst zu vertiefen. Auf warme
Fürsprache des Präsidenten der Akademie, des
Generalmajors von Gohr, bewilligte ihm
Landgraf Friedrich II. das bisher dem Maler
Wilhelm Tischbein, dem Freunde Goethes, ver
liehene Reisestipendium auf die Dauer von
drei Jahren von Frühjahr 1784 an. Jussow
ging nach Paris, von da nach Rom und
Neapel, machte architektonische Aufnahmen der
Tempel von Pästum, durchreiste Sizilien und
kehrte dann über Wien und Dresden in die
Heimat zurück. Hier beauftragte ihn Wil
helm IX. mit dem Studium der englischen Bau
werke.- Nach seiner Rückkehr aus England
wurde er dem von S. L. Du Ry geleiteten Wil
helmshöher Schloßbau zugeteilt. Die Vollen
dung des Nordflügels und die Erbauung des
mit seinem mächtigen Säulenportikus streng
klassizistischen Mittelbaus sind sein Werk.