Full text: Hessenland (37.1925)

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He^enlanv^ 
Illustnette BonatsbMer sur Heimatsorschung, Kunst und Literatur 
Schriftletter Paul Heidelbach, Kassel. Unter Mitwirkung von Bezirkskonservator Baurat vr. H o l t m ey e r, Kassel,- 
Direktor der Landesbibliothek vr. Hopf, Kassel,-LyzeallehrerKeller,Kassel,-Staatsarchivrat vr. Knetsch,Marburg, 
Oberbibliothekar Professor vr. L o sch, Steglitz,- Schriftsteller Heinrich Ruppel, Homberg,- Professor vr. Schaefer,- 
Kommissar für Naturdenkmalpflege im Reg.-Bez. Kassel,- Gehekmrat Universitätsprofessor vr. Schröder, Göttingen,- 
Universitätsprofessor vr. Schwankte, Marburg,- Werner Sunkel, Marburg,- Professor vr. Vonderau, Fulda,- 
Universitätsprofessor vr. W e d e k i n d, Marburg. 
3m Einverständnis mit den Vereinen: - - 
Verein für hessische Geschichte und Landeskunde,- Hessischer Gebirgsverein,- Knüllgebirgsverein,- Allgemeiner Deutscher 
Sprachverein, Kassel,- Verein für Naturkunde, Kassel,- Geologischer Verein, Marburg,- Biologische Vereinigung, Marburg,- 
Gesellschaft für Familienkunde in Kurhessen und Waldeck. 
Bezugspreis vrertelj 
37. Jahrgang Heft 
Heinrich Christoph Küssow. 
Zu seinem 100. Todestag. 
Am 26. Juli 1825 schied zu Kassel mit H. 
Chr. Jussow einer der angesehensten Architek 
ten seiner Zeit aus dem Leben, der in der ar 
chitektonischen Neugestaltung Kassels bestim 
mend mitwirkte und dessen vornehmer Ge- 
schmack-eine Reihe von Werken schuf, die auch 
vor dem kritischen Richterstuhl der Gegenwart 
lroch mit Ehren bestehen. Einer Architekten 
familie entstammend, war er von Haus aus 
nicht zum Architekten bestimmt, sondern gab, 
durch Pen Zwang des Lebens und auch seine 
eigene Neigung bestimmt, schon 24 jährig das 
juristische Studium auf, um sich erst dann in 
eisernem Fleiß und mit voller Kraft einem 
Fach zuzuwenden, in dem er Bedeutendes 
leisten sollte. 
Jussow war am 9. Dezember 1754 zu Kassel 
als Sohn des Oberbauinspektors Jussow ge 
boren und war ein Neffe des Artilleriegenerals 
Brökel, der 1734 die alte lutherische Kirche am 
Gräber: erbaute. Die despotische Strenge der 
Lateinschule, die seine natürlichen künstlerischen 
Anlagen unterdrückte und ihm die Erlernung 
fremder Sprachen für immer verekelte, wirkte 
nachteilig auf seine Entwickelung. Erst die 
Professoren Matsko und Casparson am Col- 
leghim Carolinum, in das er 1771 eintrat, 
wußten seine natürlichen Anlagen zu fördern. 
Nachdem er auf Wunsch der Eltern in Mar 
burg und Göttingen Jura studiert, kehrte er 
ryrlich 1.50 Wart 
7 Kassel, Juli 1925 
Von Paul Heidelbach. 
1778 unbefriedigt nach Kassel zurück, wo er 
sich intensiv dem Studium der Mathematik 
und dem Zeichnen zuwandte. Als 1779 beide 
Eltern starben, fand er auf Grund seiner her 
vorragenden mathematischen Kenntnisse Be 
schäftigung als Akzessist (Hilfsarbeiter) beim 
Bauamt. 1781 wurde er an der Kasseler Kunst 
akademie als Lehrer für den Anfangsunterricht 
in der Architektur angestellt. Nur wenigckJahre 
übte er diese Lehrtätigkeit aus; sein Streben 
ging dahin, durch Auslandsreisen seine Kennt 
nis der Baukunst zu vertiefen. Auf warme 
Fürsprache des Präsidenten der Akademie, des 
Generalmajors von Gohr, bewilligte ihm 
Landgraf Friedrich II. das bisher dem Maler 
Wilhelm Tischbein, dem Freunde Goethes, ver 
liehene Reisestipendium auf die Dauer von 
drei Jahren von Frühjahr 1784 an. Jussow 
ging nach Paris, von da nach Rom und 
Neapel, machte architektonische Aufnahmen der 
Tempel von Pästum, durchreiste Sizilien und 
kehrte dann über Wien und Dresden in die 
Heimat zurück. Hier beauftragte ihn Wil 
helm IX. mit dem Studium der englischen Bau 
werke.- Nach seiner Rückkehr aus England 
wurde er dem von S. L. Du Ry geleiteten Wil 
helmshöher Schloßbau zugeteilt. Die Vollen 
dung des Nordflügels und die Erbauung des 
mit seinem mächtigen Säulenportikus streng 
klassizistischen Mittelbaus sind sein Werk.
	        
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