Full text: Hessenland (37.1925)

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staub anmerkt, gibt, immer an der Hand der letzten For 
schungsergebnisse, ein abgerundetes Bild der 1200jährigen 
Geschichte der ehrtvürdigen Stadt seit den Tagen, da noch 
im Schatten der Donareiche Ziegenblut auf dem Opfer- 
altar dampfte, bis in die jüngste Gegenwart hinein. Im 
Jahre 774 durch die rachedurstigen Sachsen bedroht, 
1070 durch Kaiser Heinrichs IV. Gegner Rudolf von 
Schwaben den Flammen preisgegeben, 1232 durch Land 
graf Konrad von Thüringen abermals in ein Trümmei> 
fcld verwandelt, hat sich die Stadt immer wieder mit 
unverwüstlicher Kraft zu neuem Leben aufgerafft, fah 
Herrschergeschlechter kommen und gehen, sah goldene und 
eiserne Zeiten und lebt und blüht noch heute, „ein mittel 
alterliches Kleinod, ehrfurchtgebietend, überzogen vom 
Edelrost entschwundener Jahrhunderte". — Die Fest 
schrift enthält über 50 Abbildungen nach Aufnahmen 
von Photograph Karl Eberth-Kassel, denen auch die 
jenigen des vorliegenden Heftes entnommen sind. Für 
eine zweifellos notwendig iverdcndc Neuauflage sei auf 
den Schreibfehler S. 86 Nördlingen 1634 statt Lützen 
1632 hingewiesen. Die Ausstattung des Werkes ist 
musterhaft. Ñ. 
F a l ck e n h e i n e r , C. B. dl. Geschichte Fritz 
lars. Eschwege (Johs. Braun) 1025. XIV. und 
573 Seiten. Preis in Leinen gebunden 8,50 M. 
Als der kurhessische Staatsarchivar Karl Falckenheiner 
sich anschickte, seine „Geschichte Hessischer Städte uno 
Stifte" zu schreiben, lag der bet weitem größte Teil des 
Materials noch in den Archiven und Reposituren. Ur 
sprünglich sollte sich seine Darstellung nur auf das hes 
sische Diemelland erstrecken, fand aber dann eine wesent 
liche Erweiterung. Leider nahm ihm der Tod schon 1842 
die Feder aus der Hand, so daß nur zwei Bände seines 
groß angelegten Werkes erscheinen konnten. Eine amt 
liche Beschäftigung mit dem Archiv des säkularisierten 
Petersstiftes zu Fritzlar veranlaßte ihn, mit der Geschichte 
der alten Mutterkirche und ehemaligen .Hauptstadt des 
eigentlichen Hessens, des alten Fritzlar, zu beginnen. 
Sein längst vergriffenes tiefgründiges Werk ist, wenn 
auch die Einzelforschung fortschritt, heute doch nicht ver 
altet, und so war es höchst verdienstvoll, daß der Braun- 
sche Berlag, dem wir unlängst schon eine Neuausgabe 
der Schminckeschen Geschichte von Eschwege verdanken, 
einer Anregung des Fritzlarer Professors Dr. Jäfchke 
folgend, sich zu einer Neuausgabe entschloß. Diese liegt 
jetzt (mit durchgeführter Paginierung) in einem sauberen, 
lediglich die Druckfehler der alten Ausgabe vermeidenden 
Wincordruck vor. Also Laie wie 'Spezialforscher können 
an diesem, eine Fülle fast erdrückender Einzelheiten 
bietenden Werk nicht vorübergehen. Möge deshalb ge 
rade in diesen Ehrentagen der Stadt Fritzlar der Wage 
mut des Verlegers nicht enttäuscht werden. — Die ur 
sprünglich dem zweiten Band vorgesetzte Vorrede Lan 
daus, die auf seine Vollendung des Hofgeismarer Teiles 
hinweist, erübrigte sich eigentlich an dieser Stelle. Auch 
der Neuausgabe sind die früheren Bildbeilagen, eine An 
sicht des Domes, ein Situationsplan vom Büraberg und 
eine Gesamtansicht Fritzlars vor 1762, beigefügt. —a— 
Zum Fritzlarer Jubiläum werden noch rechtzeitig er 
scheinen: 
Fritzlar, 15 Federzeichnungen von Walter Kra 
mer, Text von Bruno Jacob. Hessenland-Verlag, 
Dr. Karl Braun. Preis 2 M. (Vgl. den beiliegenden 
Prospekt.) 
Ferner: 
R auch, Prof. Dr. Kunsthistorischer Führer durch 
Fritzlar. Mit 80 Abbildungen. Verlag N. G. 
Elwert, Marburg. Preis etwa 3,50 M. 
B u ch enau, Pros. Dr. H., München. Der M a r- 
burger Brakteatenfund (1022). Mit 0 Taf 
25 Seiten. Sonderabdruck aus den Blättern für 
Münzfreunde. Halle (A. Riechmann & Co.) 1024. 
Preis 6 M. 
Beim Abbruch des Hauses Markt 12 , Ecke der Nikolai 
straße, zu Marburg wurde im Jahre 1022 im Keller 
ein Gefäß mit einigen hundert mittelalterlichen Münzen, 
meistens Brakteaten, gefunden, dessen Inhalt vom Kas 
seler Landesmuseum dem bekannten Kenner hessischer 
Münzen, Professor Buchenau, zur Bestimmung über 
geben wurde. Er berichtet darüber in obengenannter Ar 
beit. Die Münzen entstammen hauptsächlich dem Ende 
des 13. Jahrhunderts und erstrecken sich ihrem Ursprünge 
nach über ein großes Gebiet, das von Flandern bis 
Slavonien reicht, was sich vielleicht aus den weiten 
Beziehungen der Marburger Deutschordens-Kommende 
erklärt. Immerhin ist Hessen mit etwa 100 Stück ver 
treten. Deren Reihe beginnt mit Stücken, die vermutlich 
dem Landgrafen Heinrich IV. Raspe angehören, danach 
erscheinen Gepräge der Herzogin Sophia, Herrin von 
Hessen, uno ihres Sohnes Heinrich I., des ersten hes 
sischen Landgrafen. Als Münzstätten sind vertreten 
Biedenkopf, Homberg (Ohm), Marburg, vielleicht auch 
Alsfeld, Frankenberg und Grüneberg. Ein Stück erinnert 
an die Abtei Hersfeld, eine Reihe ist gemeinschaftlich von 
Mainz und Hessen geprägt, von Mainz allein etliche in 
Amöneburg, fünf Stück gehören zur Grafschaft Ziegen 
hain, auch sind die Reichsabteien Hersfeld und Fulda 
vertreten. — Der Fund, der für die deutsche Brakteaten- 
kunde wichtige Aufschlüsse bringt, ist teils an das hessische 
Landcsmuseum zu Kassel, teils an die Münchener Staats 
sammlung übergegangen. 
Leipzig. P. W e i n m e i st e r. 
R o m e i s, ?. Dr. Kapistran, Franziskaner. Prin 
zessin Anna von Preußen, Landgräfin 
von Hesse n. Ihr Weg zur katholischen Kirche. 
Mit zwei Bildnissen. Freiburg i. Br. (Herder) 1025. 
VIII. und 134 Seiten. Preis in Leinwand 3,60 M. 
Wer heute den Dom zu Fulda durchschreitet, dem zeigt 
zwischen Bonifatiusgruft und Sakristei am Fußboden die 
Inschrift einer Steinplatte an, daß hier seit dem 18. Juni 
1018 die Landgräfin von Hessen ihre letzte Ruhestätte 
fand. Zu Berlin 1836 als Tochter des Prinzen Karl 
von Preußen geboren, war dieses älteste Mitglied des 
Hohenzollernhauses also eine Enkelin der Königin Luise 
und Großtante des letzten Kaisers. 1853 hatte sie sich mit 
dem Prinzen uno späteren Landgrafen Friedrich von 
Hessen (f 1884) vermählt, der 1867 auf die hessische 
Thronfolge verzichtet und nach dem Tode des letzten Kur 
fürsten seinen ständigen Wohnsitz in Schloß Philippsruhe 
genommen hatte. Ihr Übertritt zur katholischen Kirche 
'1001 erregte damals Aufsehen und führte zu einem Zer 
würfnis mit dem Kaiser, der sie in aller Form aus der 
Familie ausstieß. An der Hand von Selbstbekenntnissen 
in ihren Briefen und aus Zahlreichen anderen Quellen 
wird hier eine eingehende Schilderung der schwergeprüf 
ten Frau gegeben, die für die Geschichte des Konvertiten- 
tums bleibenden Wert behält. H. 
Alt-Frankfurt. Vierzig Bilder nach Aufnahmen 
von Paul Wolf f. Text von Friedr. Lübbecke. 
2. Auflage. 41 Seiten und 40 Tafeln. — Neue 
Folge. 87 Seiten und 40 Tafeln. Frankfurt a.M. 
zEnglert & Schlosser) 1024. Preis jeden Bandes 
kart. 4 M, Halbl. 6 M. 
Wer sich bislang vermaß, Alt-Frankfurt einigermaßen 
zu kennen, wird durch diese beiden Bände eines besseren
	        

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