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selber melden, je nachdem zugelassen. Die Mit
gliedschaft zum D. W. B. spielt dabei keine Rolle;
jeder, der Gutes zu zeigen hat, ist willkommen.
Für das, was er bringt, übernimmt er selbst die
Verantwortung; doch steht vertragsmäßig der Kom
mission das Recht zu, ihn eventuell von einer
weiteren Beschickung auszuschließen,, wenn die
Leistungen den Erwartungen nicht entsprechen. Das
ist ein sehr weitgehendes Recht; aber es ist not
wendig,, wenn ein hohes Niveau gewahrt werden
soll. Es muß vermieden werden, daß eine ein
malige Anstrengung die Zulassung herbeiführt, um
dann auch für Minderwertiges als Reklame zu
dienen." *
In erster Linie waren es, wie ja in der Ent
wickelung des hessischen Kunst ge werbes
schon vorgezeichnet, Firmen aus der südlichen
Hälfte des hessischen Wirtschaftsge
bietes, die hier zu Worte kamen, man fühlte
deutlich den Einfluß Darmstadts, und nicht ohne
einige stille, neidvolle Hoffnung auf die Zukunft sah
man Niederhessen leider nicht vertreten. — In der
-nicht-jurierten Messe, außerhalb des Werkbundhauses,
waren auch niederhessische Firmen zahlreich vor
handen.
Mit Freude aber verweilte man, um hiermit
gleich medias in res zu gehen, bei den Arbeiten,
die das Haus Darmstädter Kunstgewerbe
Friedet S P e ck h a r d t, D a r m st a d t, zur Aus
stellung gebracht, Kunststickereien aller Art, elek
trische Lampen mit gemalten Seidenschirmen und
gemalte Holzgegenstä'nde. Namentlich die Kissen
fielen durch ihren eigenartigen Bild- und Figuren
schmuck auf. Hier war, z. T. sogar sehr glücklich,
der Versuch gemacht, modernsten Expressionismus in
die angewandte Kunst einzuführen, — so ist mir
besonders ein Kissen, das unter dem Namen
„Traumblume" angeboten ward, in bester Erinne
rung.
Auf ähnlichem Gebiete hatte die Lichtschir m -
industrie R. Stern, Frankfurt, sich be--
teiligt, "die mit wundervollen seidenen Lampen
schirmen auswartete, Marx & Kleinberger,
Frankfurt a. M., hatten moderne Tapeten in
vorzüglicher Tönung ausgestellt, und ein anderer
Stand, der für lange fesselte durch die Feinheit
seiner Arbeiten, war der von Eugen Krug,
Frankfurt a. M., wo getriebene Kupfer- und
Messingwaren zur Ausstellung gebracht waren. Ge
schmackvoll gearbeitet, wenn auch nach Lage der
Sache nicht künstlerisch durchgebildet, waren die
Bade- und Wassereinrichtungsarmaturen, die B a m-
berger, Leroi & C o., Frankfurt, aus
gestellt, die Firma „Textile W e r k k u n st H a u s
Rothschild, Frankfurt a. M., hatten Möbel
stoffe und Stoffe zu Bekleidungsstücken modernster
Art geboten, auch hier stark beeinflußt durch die
allerneuste Kunstaussassung. A. Gutheim, Frank
furt a. M., Mitglied des Deutschen Werkbundes,
* Gute deutsche Arbeit auf deu Frankfurter Messen;
Herbstmesse 1921. S. 11.
hatte Gegenstände der Innendekoration, Möbet-
und Dekorationsstoffe zur Schau gebracht, tind
Photographien moderner Grabmalkunst, z. T. ganz
hervorragend künstlerisch empfunden, stellte die
„Angewandte Kunst Wiesbaden G. m.
b. H." aus.
Eug. Bodewi g-P al lenberg, Bad Nau
heim, stellte Keramik und Kleinbronzen, Erich
Friedländer, Frankfurt, hessische Bauern
töpfereien, Tilli Lorch, Frankfurt, Hand
arbeiten künstlerischer Art, zusammen mit W.Ohly,
Frankfurt, in einem Sammelstande aus.
Ans die hier gestreifte hessische Kunsttöpferei soll
noch zurückgekommen werden, zunächst sei aber erst
ein Blick auf die im „Haus Werkbund" gebotene
hessische Buchkunst gestattet. Hatte doch die
erste Frankfurter Buchmesse auch im
„Hause Werkbund" ihren Platz gesunden. Die alte
Frankfurter Buchmesse, die den Namen der Stadt
zu einem auf dem internationalen Markte der
Wissenschaften berühmten gemacht hatte, hatte dank
der Tätigkeit der „Kaiserlichen Bücherkommission"
ihre Bedeutung an Leipzig, das nicht durch
deren Tätigkeit eingeengt war, abgeben müssen, und
war immer mehr gesunken, bis sie ihr Ende im Jahre
1750 mit dem Aufhören des Meßkatalogs fand, der
von 1598—1749 als „Offizieller Rats-
Meßkatalog" erschienen war. Die dies Jahr
zuerst wieder aufgenommene Frankfurter Buch-Messe
hatte ihren Vorläufer schon insofern gehabt, als im
Herbst 1920 mit der Herbstmesse eine Sonderaus
stellung „Das deutsche Buch" verbunden war, der
im Frühjahr 1921 die mit der Frühjahrsmesse ver
bundenen Ausstellungen „Das schöne deutsch e
Buch" im „Römer" und im Goethe-Meßhaus
„Das niederländische Buch" sich an
geschlossen. Man darf wohl hoffen, daß das Wieder
aufleben der Frankfurter Buchmesse namentlich auch
noch unsere hessischen Verleger in erheblich
höherem Maße heranziehen wird, wenn schon auch
diesmal recht beachtliche Leistungen des hessischen
Buchgewerbes hier ihren Platz fanden. Aus Kur
hessen war nur der Neuwerk-Verlag,
Sannerz bei Schlüchtern, vertreten, dessen Arbeiten
im Geiste einer vollkommenen kulturellen, ethischen
und religiösen Erneuerung sich bewegen und es
meisterhaft verstehen, die neuen Formen in Literatur
und Kunst dieser Idee dienstbar zu machen. Es
kann heute leider nicht auf den geistigen Gehalt der
Verlagsschriften eingegangen werden, sie verdienten
noch einmal eine besondere Würdigung, — aber
schon rein äußerlich betrachtet wirkt z. B. die Zeit
schrift: Das neue Werk durch die angewandte
monumentale graphische Manier. Der Darm-
städter Wer'kkunst-Verlag Adolf Schwindt
& Co., Darmstaot, war durch künstlerische Drucke,
Liebhaberdrucke mit handkolorierten Holzschnitten,
vertreten. Ob allerdings, bei Anerkennung aller
künstlerischen Werte, eine Luxusausgabe in niedriger
Auflage von „Des Toten Dank" mit 10 Original-
Linolschnitten von Ulrich Hallerstede-Leipzig, zum