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Selbstverständlich geht auch in Wolfershausen die
Sage von einem unterirdischen Gange, der vom
Dorfe nach dem Heiligenberge führen soll. Das
ist um so bemerkenswerter, als im Dorfe heute
wohl nichts mehr von den Beziehungen, bekannt
ist, die einst zwischen Wolfershausen und dem
Heiligenberge bestanden haben.
Durch vorstehende Ausführungen ist wohl die
Lage der alten Burg und ihrer Vorburg genügend
festgelegt worden. Möchten sie Anregung geben,
daß auch für andere Ortschaften, nach denen sich
Rittergeschlechter benannt und in denen sie wahr
scheinlich auch feste burgähnliche Wohnsitze gehabt
haben, wie z. B. in Wehren, Großenritte,
Grifte, Röhrenfurt, Rengshausen, Rengershausen,
Schachten, Kalben u. a. die Lage der alten Burg
stätten nachgewiesen wird.
(Schluß folgt.)
Philippine Engelhard.
Eine deutsche Dichterin aus der guten alten Zeit.
Von Elsbeth von Nathusius.
(Fortsetzung.)
Nach seiner Rückkehr schreibt Nathusius von
Magdeburg einen Brief voll Dank: „Ich bitte sehr
um die Fortdauer ihrer allseitigen Freundschaft
und Liebe. Ich kann es nicht unterdrücken, zu
jedermann zu sagen, daß ich keine edlere Familie
kenne als die Ihrige. Es ist nicht Schmeichelei,
sondern Empfindung meines Herzens." In einem
spätern Briefe an Frau Philippine heißt es: „Ich
fand mich so glücklich in Ihrem Hause, zufriedener
als in einem eleganten Steinklumpen. Mein Herz
wurde bei Ihnen kuriert. Beinahe melancholisch
kam ich zu Ihnen. Durch so mancherlei Ereignisse
in den letzten zwei Jahren hatte ich allen Glauben
an gute Menschen verloren. Ich entzog mich daher
allem Umgang. In Ihrem Hause habe ich aber
den Glauben, daß es gute Menschen gibt, wieder
bekommen. Dies hat auch meine hiesige Lebens
weise geändert. Ich sage jedem, daß ich in Ihrem
Hause kuriert bin."
Schon im Oktober kehrte Nathusius auf Drängen
des westfälischen Ministers von Bülow zurück iu
sein altes, liebes Quartier. Doch wer weiß, ob
er dem Wunsche des Ministers gefolgt wäre, wenn
nicht das Engelhardsche Haus und vor allem
Luise ihn mit unwiderstehlichem Verlangen nach
Kassel erfüllt hätte. Hier machte er Frau Philip
pine den Vorschlag, seinen Liebling an Kindes
statt annehmen zu dürfen. Diese aber, wohlerfahren
in Herzensangelegenheiten, ging frisch darauf los
und fragte den Freund ganz offenherzig, warurn
er denn die Luise nicht lieber heiratet: wolle? Da
kam er zunächst mit vielen Bedenken und Zweifeln,
ob seine Liebe auch Erwiderung finden würde und
ob er seinen Jahren, seiner Vergangenheit und
seinen Erfahrungen nach ihr wohl noch das geben
könne, was sie bedürfe und was sie ihm wert sei.
Die Mutter aber machte ihm Mut und überwand
alle seine Skrupel, so daß die Verlobung gegen
Weihnachten zustande kam, und es wurde damit
der Grund zu einer ganz besonders glücklichen
Ehe gelegt. Als das Eis einmal gebrochen war,
verwandelte sich der väterliche Freund mit acht
undvierzig Jahren in einen feurigen, jugendlich
lebhaften Liebhaber. Die Familie feierte ein strah
lendes Fest. Luise als Christengel gekleidet ver
teilte nach allen Seiten hin die reichen Geschenke
des Freundes, während seine glücklichen Augen an
ihr hingen und Mutter Philippine dichtete:
Das Christkind stellt sich hier persönlich
Mit Gäben ein.
Ist nicht unsichtbar wie gewöhnlich,
Hat Fleisch und Bein.
Ein edler Mann, der stets erfreuen
Und geben will,
Läßt durch Louisens Hand verstreuen
Genuß und Spiel.
Doch womit soll man ihn erfreuen,
Dem nichts gebricht?
Wie Göttern Weihrauch ihm zu streuen,
Das trüg er nicht!
Nie wollte diesem Geist genügen
Der Welt Genuß,
Drum lohnt ihn jetzt mit vollen Zügen
Sein Genius.
Nach mancher Täuschung, Sorg' und Schmerzen,
Du edler Mann,
Schmiegt sich zum Lohn dem schönen Herzen
Dies Christkind an.
Am 27. Februar wurde der Bund fürs Leben
geschlossen, und im folgenden Dezember schenkte
Luise ihrem Mann in Magdeburg den ersten Sohn.
Aus. dieser ersten Verbindung entstand sehr bald
eine zweite, indem. Luisens Schwester Johanne
den Vetter und treuen Gehilfen ihres Schwagers,
Herrn Hillebrand, heiratete. Die Hochzeit wurde
in Magdeburg gefeiert, Philippine konnte nicht
persönlich zugegen sein, sandte aber aus froher
Stimmung heraus dem Paare ein Hochzeits
liedchen. Dann folgte als Hochzeiter der älteste
Sohn mit Karoline Heym, wieder ein Paar, das
besungen werden mußte, und später wurde den