Hessisches Heimaisblatt
Zeitschrift sür hessische Geschichte, Volks- und Heimatkunde, Literatur und Kunst
Nr. 3/4. 33. Jahrgang. Februar-Doppelheft 1919.
Hessens deutsche Ausgabe.
Von vr. Heinz Butte.
Bei den Verhandlungen und Plänen, die auf
die Begründung eines einigen Freistaates Hessen
von der Diemel bis zum Neckar abzielen, ist als
ein Hauptziel dieses neuen Bundesstaates die Er
haltung, Belebung und Stärkung unserer hessischen
Eigenart hervorgehoben worden. Unser eigener
hessischer Landesstaat soll die staatsbürgerlichen
und staatsaufbauenden Kräfte, die in unserem
Lande und Volke liegen, fassen und sammeln, er
soll die besonderen positiven politischer: und sozi
alen Gaben und Eigenschaften unseres hessischen
Volkes zur vollen Wirksamkeit bringen. Wo liegen
nun diese besonderen, nicht anderweit ersetzbaren
Gaben unseres hessischen Stammes? Wir werden
sie am sichersten finden, wenn wir uns auf die
ganz besonderen Aufgaben unseres Volkes im
deutschen Gesamtkörper besinnen, jene Aufgaben,
die notwendig und unvertretbar gerade durch
unseren Hessenstamm geleistet werden müssen zum
Gedeihen des Vaterlandes. Dann wird sich ergeben,
welche Gaben und Eigenschaften gerade zur Er
füllung dieser Aufgabe befähigen, und wir werden
nicht fehl gehen, eben in diesen zum großen Zweck
notwendigen, besonderen Fähigkeiten und Eigen
schaften auch das Erhaltungswürdige und Notwen
dige unserer „hessischen Eigenart" zu erblicken,
die Grundlage::, die unsere Daseinsberechtigung
und unsre Zukunft gewährleisten.
Worin liegt also Hessens deutsche Aufgabe?
Sie muß zunächst in seiner geographischen
Lage begründet sein, die dann der Geschichte des
hessischen Volkes innerhalb der deutschen die Grund
linien weist.
Recht im Herzen Deutschlands, als mitteldeutsche
Landschaft im eigentlichsten Sinne liegt unser hes
sisches Land eingebettet da. In ausgesprochener
Längsentwicklung erstreckt es sich in einer breiten,
von vulkanischen Ausbrüchen vielfach durchsetzten
Senke von Nord nach Süd, als Weiterbildung der
großen oberrheinischen Tiefebene. Drei geologi
sche Zeitalter haben vor allem an dieser Gestaltung
gearbeitet. Im geologischen Altertum unseres Erd
balls entstand unserer Hàat der feste Gebirgs-
rahmen, der sie rings schützend und einhegend
umschließt, der Thüringerwald im Osten, das ^rhei
nische Schiefergebirge mit Taunus, Westerwald
und Kellerwald im Westen und im Süden die
schweren Urgesteinssockel des Spessarts und Oden
waldes. Das geologische Mittelalter, die Trias
formation, schuf unserer Hàat ihr bleibendes
Gewand mit ihren Schichten von Buntsandstein,
Keuper und Muschelkalk. Besonders der Buntsand-