Full text: Hessenland (33.1919)

HeffenlanH 
Hessisches Heimatsblatt 
Zeitschrift für hessische Geschichte, Volks- und Heimatkunde, Literatur und Kunst 
Nr. 19/20. 33. Jahrgang. Gktoöer-Doppelheft 1919. 
Leben und Treiben am Hosgeismarer Gesundbrunnen. 
Vortrag, gehalten am 21. Oktober 1918 im Verein für hessische Geschichte und Landeskunde zu Kassel 
von A. Woringer. 
(Fortsetzung.) 
So blieb der Verkehr am Bruniren bei Hof 
geismar bis gegen Ende des 30 jährigen Kriegs. 
Die Friedenszeit war ihm rlicht günstig. Immer 
geringer wurde die Zahl der Besucher. Da kam 
ihm wieder eine bessere Zeit durch den Landes 
fürsten. Landgraf Karl, der in Pyrmont zur 
Kur gewesen war rurd den dortigen Brunnen- 
verkehr kennen gelernt hatte, beschloß in seiner- 
umfassenden Fürsorge für das Wohl seiner Unter 
tanen, auch den Badenden bei Hofgeismar bessere 
Kurgelegenheit zu verschaffen. Auf seine Anord 
nung hin begann man im Jahre 1700 unter 
der Leitung seines Leibarztes und Stadtarztes 
von Hofgeismar, des bereits erwähnten Elie Pierre 
de Beaumont, mit den geplanten Verbesserungen, 
die aber erst 1724 vollendet waren. Zunächst wurde 
die Quelle gut gereinigt und in Stein gefaßt, ein 
Brunnentempel darüber errichtet, auch der Lauf 
des Lempebaches, der in geringer Entfernung von 
der Quelle vorbeifloß und dessen Wasser in die 
Quelle eindrang, weiter ab verlegt; dann schritt 
man zum Bau eines Badehauses, des Karlsbades. 
Mit der Stadt Hofgeismar wurde das Bad durch 
eine Kastanienallee verbunden, rings um die-Quelle 
wurden Anpflanzungen und Gartenanlagen begon 
nen. Nachdem diese Arbeiten vollendet waren, 
schritt der Landgraf dazu, die beiden Rathäuser 
der Stadt Hofgeismar, das alte und das neue, im 
Inneren herstellen und ausbessern zu lassen, so 
daß Badegäste darin Wohnung nehmen konnten. 
Diese besseren Einrichtungen zogen nun auch 
wieder mehr Badegäste herbei und der Landgraf 
selbst mag wohl öfters seine neue Schöpfung be 
sucht haben. Sein Nachfolger, Landgraf Fried 
rich I., war bekanntlich zugleich König von Schwe 
den und hat während seiner Regierung sein hessi 
sches Vaterland nur einmal besucht. Er hat sich 
deshalb des Badeortes nicht sehr angenommen. 
Wohl aber tat das sein von ihm als Statthalter 
in Hessen eingesetzter Bruder und späterer Nach 
folger, Landgraf Wilhelm VIII. Dieser vergrößerte 
die Badegebäude durch das Wilhelmsbad und den 
Kursaal, der 1745 vollendet wurde. Der Besuch des 
Bades war aber doch wvhl zu jener Zeit kein 
sehr starker. Der Landgraf selbst besuchte zwar oft 
den Geismarer Brunnen, stets in Gesellschaft seiner 
von ihm sehr hochgeschätzten Schwiegertochter, der 
von ihrem Ehemanne, dem Erbprinzen Friedrich, 
getrennt lebenden englischen Prinzessin Maria. 
Aber der Landgraf war bereits- ein alter, kranker
	        

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.