g«à Inschriften: „Liebend betrauert von zehn
KÄdmn, acht Schwiegerkindern und 34 Enkeln."
>^Hetten Geistes reiste sie zum ewigen Licht!
Glücklich vor Tausenden und wert es zu sein."
„Laßt mich spät noch in die Saiten
Mischen den Naturgesang.
Laßt die Dichtkunst mich begleiten
Bis zum letzten Lebensgang."
Das Wunschbüchlein.
Von Lotte GubalKe.
Meme Großmutter soll eine sehr schöne Frau
gewesen fein. Die Bilder, die von ihr vorhanden
sind, bestätigen es, obgleich sie nicht von Künstlern
ersten Ranges gemalt sind. Sie war «ne jener
liebenswürdigen Frauennaturen, deren Hauptreiz
darin bestand, daß sich Schönheit mit Anmut und
Güte vereinten. Großvater, der sie um rin Jahr-
zchstt überlebte, behauptete stets, daß keine ihrer
zaWeeichen Enkelinnen, wenn sie auch einigen ihre
nußbraunen Augen und dicken, dunklen Haarflechten
vEbt hätte, sich mit ihr messen könnte.
Cs war wohl damals auch eine ganz andere
Luft in der Welt. Die Frau konnte ganz nur
Gattin, Mutter und Hausfrau sein. Siebrauchte
nicht unmittelbar am harten Lebenskampf teilzu
nehmen, wie sie es heute tun muß, wenn sie ihre
Pflicht dem Vaterland gegenüber tun will. Sie
§$«8 damals ganz im Schatten ihres Mannes —
hertte muß ste selbständig hervortreten.
Man schrieb das Jahr 1825, als mein Groß-
và die Großmutter nahm. Die Nachwehen der
bösen Fahre der Fremdherrschaft, des Freiheits-
Krieges mtt seiner Not waren immer noch nicht
gartz verschmerzt. Es galt für ein junges Paar
sich einzuschränken, wenn man mit dem karg-
bemessenen Sold eines Landrichters auskommen
sollte. Nun stammte aber die schöne Frau Elisabeth
em einem Hause, in dem aus dem Vollen gewirt-
schäftet wurde. Der alte Herr Herrmann im Haus
an der Brücke betrieb eine Kolonialwarenhandlung
im großen. Aus Bremen kamen auf Frachtkähnen
die überseeischen Waren und wurden von ihm mit
Gesparmen weiter ins Land befördert. Die Herr
manns hatten eine sorglose Art, das Leben auf-
zufassen. Sie machten sich gern gute Tage. Ver
schwendeten nicht im üblen Sinn, legten aber nicht
so viri zurück, daß ihre sieben Kinder Reichtümer
mtt in ihr eigenes Leben hätten hineinnehmen
können. Wenigstens keinen Reichtum an Geld
und Gut. Sie waren allesamt gesund und arbeits-
freudig, diese vier Herrmanns-Töchter und ihre
drei stattlichen Brüder. Großvater wußte genau»
daft aus keine Mitgift in Geld zu rechnen war.
Sr ließ sich gern daran genügen, daß seine schöne,
junge Frau eine Aussteuer an Leinen und Sttber
und gutem Hausrat mitbrachte. Die lusttge Eltfa-
beth machte sich keine Sorgen wegen des knappen
Wirtschaftsgeldes, das der Ehegemahl ihr aus-
händigte, wußte sie doch, daß, wenn sie nicht aus
kam, ein Wort an ihre Mutter genügte, um den
Fehlbetrag zu decken. Als der Landrichter zum
erstenmal hinter diesen Tatbestand kam, da er
nach dreimonatiger Ehe das Wirtschaftsbuch zum
erstenmal überrechnete — war er sehr nieder
geschlagen —. Das Geld hatte gerade bis zum
siebzehnten des Monats ausgereicht. Run stellte
sich im Verlauf einer ernsten Aussprache und ge
nauen Untersuchung heraus, daß feine Frau nicht
nur Naturalien von den Schwiegerettern empfangen
hatte: Kaffee, Zucker, Reis und allerlei gutes
Gewürz, wie Vanille, Zitronen und dergleichen
Dinge mehr — auch bares Geld war in den land-
richterlichen Haushalt geflossen — —
Großmutter war in Tränen ausgebrochen.
„Wie hätte ich denn sonst gute Kuchen backen
können und unsere Gaste standesgemäß bewirten
mögen!" klagte fie.
Großvater erklärte ernst und streng, wie sie ihn
nie zuvor gesehen, daß er darauf verzichte, gute
Kuchen zu essen und Gäste zu bewirten, wenn das
nicht aus eigenen Mitteln geschehen könne. (Seine
Frau habe mit seinem Geld auszukommen, er
lehne jede Beihilfe, auch die der nächsten Ver
wandten, ab.
„Wenn ich aber mit dem wenigen nicht aus-
kommen kann!" hatte Großmutter verzweifelt aus
gerufen.
„So wäre das sehr trostlos, denn ich besitze
kein nennenswertes Vermögen. Die Zinsen eines
kleinen Kapitals müssen für Not und Krankheit
und andere, vielleicht sehr glückliche Ereignisse zurück-
gelegt werden. Du wußtest es, als du zu mir
kamst als meine Lebensgefährtin, daß ich kein
reicher Mann bin!"
Es ist dem Herrn Landrichter nicht leicht ge-
worden, seiner lebenslusügen Frau klarzumachen,
daß es seine Ehre erheische, mit dem anzukommen,
was er besitze, und daß er klare wirtschaftliche