Full text: Hessenland (32.1918)

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Franz Joseph, Iah Österreichs Banner weh'n — 
Du trugst es schon ein mal erhaben — 
D'rauf die Doppeladler leuchtend steh'rü), 
Richt räub'rische Geier und Raben; 
Der Doppel-Adler, ein Vogel des Lichts, 
Des Rechts und der Kraft, er scheuet vor nichts! 
Frau Kaiserin, grämet euch nicht zu schwer! 
Es stehen des Reiches Provinzen, 
Me einst um Maria Theresia her, 
So zu euch und dem Kaiser-Prinzen; 
Ihr habt ihn mit Fug Rudolphus genannt. 
Das Faustrecht brach Rudolph von Habsburgs Hand! 
Den alten Herr-Gott rufen wir an 
Als Zeugen, als Helfer und Racher, 
Es war der Feind, der den Hader begann, 
Der linke, der westliche Schächer! 
Ein heiliger Kreuzzug ist unser Krieg, 
Mit uns der Himmel, die Ehre, der Sieg. 
Ihr deutschen Brüder da draußen im Reich, 
Lebt wohl, bis auf Wiedersehen! 
Wohl möchten wir gern mit euch zugleich 
In den Kampf mtt dem Erbfeind gehen; 
Doch müsset ihr feiern am Rhein und am Main, 
Auch am Po kann Deutschland verteidigt sein! 
Was weinet ihr, Weib und Kinder zu Haus? 
Ihr seid nicht schutzlos verblieben; 
Auch euch zu beschirmen zogen wir aus. 
Wir fechten für unsere Lieben! 
Und sollten wir fallen in blutiger Schlacht, 
Sind Witwen und Waisen dem Kaiser vermacht! 
Trompeten geblasen, Trommeln gerührt, 
Der Mai und der Krieg sind gekommen; 
Nun wird mit Gewalt zum Ende geführt, 
Was mit Recht seinen Anfang genommen! 
Wie unser Herr und Kaiser sprach: 
Mit Gott fürs Vaterland! rufen wir nach! 
Schließlich ist aus dem Jahre 1859 noch des 
Dingelstedtschen S ch i l l e r l i e d e s „Wir grüßen 
dich, du goldne Sonne, die einem seltnen Tage 
scheint zu gedenken, das mit der Komposition von 
Franz Liszt die Festnummer der Leipziger Illu 
strierten Zeitung (12. November 1859) schmückt. 
Unter die verschollenen Arbeiten unseres Dich 
ters, die mir aus seinen eigenen Aufzeichnungen 
oder durch den Briefwechsel bekannt geworden sind, 
zählen „Desdemona" (Phönix 1836), „Drei kleine 
Kapitel" (Humorist 1841), „Rousseaus Kanarien- 
vögelein" (Krabbes schwäb. Kalender), „Eine un 
erwartete Begegnung" (Hallbergers Pilgersmann). 
Für den Komponisten Friedrich von Flotow *) 
*) Von Dingelstedts Hand geändert in „D'rauf die 
wahrhaftigen Adler steh'n". 
(Schb 
bearbeitete er 1861 das von Saint - Georges 
und Leon Halsvy verfaßte Opernlibretto le 
vannier, das dann unter dem Namen „Nai'da" 
lals Oper in Petersburg zwar wenig an 
sprach, aber 1873 im Mailänder Theater Man- 
zoni mit großem Erfolge gegeben wurde. Frei 
lich hatte Flotow nur einen Teil der Dingelstedt 
schen Bearbeitung beibehalten, im anderen sich 
mehr an die französische Vorlage gehalten. (Vgl. 
F. v. Flotows Leben. Bon seiner Witwe. 1892. 
G. 135 f.) 
Ferner sind auch an dieser Stelle Dingelstedts 
Gedächtnisreden zu verzeichnen, von denen die aus 
den berühmten Burgtheater - Schauspieler Karl 
Fichtner (abgedruckt im Lokalanzeiger der Presse 
vom 24. August 1873) in bezug auf Form und 
Inhalt geradezu klassisch ist. 
Von seinen zahlreichen literarhistorischen Ar 
beiten hat Dingelstedt in seinem „Literarischen 
Bilderbuch" (Berlin 1878) die wichtigsten zusam 
mengestellt. Wer selbst wenn man von den schwer 
zugänglichen Aufsätzen in der „Wage" (Kassel 
1836), im „Salon" (Kassel 1840/41), in der „La 
terne" (Stuttgart 1848/49), in Lewalds „Europa", 
Gutzkows „Telegraphen", Laubes „Mitternachts- 
zeitllng" u. a. absieht, so ließe sich schon, allein 
aus den in der „Allgemeinen Zeitung" 1842—66 
veröffentlichten Literaturbriefen (vgl. z. B. in Nr. 
143 vom Jahre 1850 die gehaltvolle Besprechung 
des „Briefwechsels zwischen Goethe und Rein 
hard in den Jahren 1807—1832"), in Verbindung 
mit den Reiseberichten im „Morgenblatt" 1841/42, 
der „Allgemeinen Zeitung" 1849/50 und dem Fest 
kalender (Göttinger Jubiläum „Europa" 1837, 
Kölner Dombaufest „Allg. Zeitung" 1842, Frank 
furter Goethefest „Allg. Zeitung" 1844, Stutt 
garter Herbstfeste „Morgenblatt" 1846, Herder 
fest in Weimar „Allg. Zeitung" 1850) ein statt 
licher inhaltreicher Band füllen. Wie sehr Dingel 
stedt durch diese geistvollen und formvollendeten 
Besprechungen und Schilderungen den Besten seiner 
Zeit genug getan, das sindet sich in den Briefen 
bedeutender Zeitgenossen an ihn wiederholt ausge 
sprochen; und daß er zu den Schriftstellerü gehörte, 
die durch ihre gewandte Feder in erster Linie der 
Allgemeinen Zeitung Ansehen unb Geltung weit 
über die Grenzen Deutschlands hinaus verschaff 
ten, erkannten Verleger und Herausgeber, Baron 
Cotta und Gustav Kolb, mit freudigem Danke 
rückhaltlos an. 
ß folgt.)
	        
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